Plattform mit vielen Features
TikTok startet mit SoundOn eigene Musik-Distribution und ermöglicht Direktupload
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© Kon Karampelas via Unsplash (https://unsplash.com/photos/PDsms2sXG3c)
SoundOn ist eine neue Plattform des gerade bei Jugendlichen populären Kurzvideo-Portals TikTok, und wird als "All-In-One"-Plattform für Musikmarketing und Musikvertrieb bezeichnet: Nachdem sich Musikerinnen und Musiker für SoundOn registriert haben, können TikTok-User deren Werke für ihre Kurzvideos verwenden.
Eine Frage des Geldes
Die Musiker/innen erhalten die Tantiemen für die Nutzung ihrer Songs direkt via TikTok bzw. SoundOn – ohne, dass Gebühren an eine Distribution oder ein Label gezahlt werden müssten. Außerdem bleiben die Stücke vollständig im Besitz der Musiker/innen.
TikTok gibt an, dass die Artists für SoundOn keine Gebühren zahlen müssen; im ersten Jahr werden 100 Prozent der Tantiemen ausgezahlt, im zweiten 90 Prozent. Die Höhe der Tantiemen wird durch die Häufigkeit der Verwendung des betreffenden Stücks in TikToks bestimmt – die genaue Höhe der Ausschüttung pro Nutzung ist aktuell jedoch noch nicht bekannt.
Service-Paket
Doch das Angebot von SoundOn, das bisher in USA, Großbritannien, Brasilien und Indonesien eingeführt wurde, reicht noch weiter: Laut TikTok kann SoundOn auch als Distribution verwendet werden.
So können Artists ihre Songs auch auf Drittplattformen wie Spotify, Apple Music oder Deezer zu publizieren, auch der Upload auf der von TikTok-Mutterkonzern ByteDance gegründeten Streaming-Plattform Resso ist möglich. Hier können die Songs auch an die Playlist-Redaktion gepitcht werden.
Zusätzlich dazu soll SoundOn Statistiken zur Publikumsstruktur bieten (vergleichbar mit Spotify for Artists) sowie die Künstler/innen durch ein eigenes In-House-Team in verschiedenen Bereichen und die Möglichkeit der Kollaboration mit TikTok-Creators unterstützen.
Gamechanger?
Nachdem TikTok inzwischen die rechtmäßige Verwendung eines großen Musikkatalogs durch verschiedene Label-Deals sichergestellt hat – und darin zu einer inzwischen durchaus signifikanten Größe für die Entdeckung neuer und alter Musik geworden ist –, scheint es nun, als wolle die Plattform die eigene Reichweite verwenden, um Musikschaffende direkt an sich zu binden.
Die Möglichkeit des Direktvertriebs über eine bestimmte Streaming-Plattform ist dabei derzeit noch verhältnismäßig selten: 2018 hatte Spotify eine solche Möglichkeit eingeführt; diese Funktion wurde dann jedoch nach wenigen Monaten wieder eingestellt.
Konkurrenzlos
Ansonsten bietet SoundCloud mit der "Premier"-Funktion diesen Service, inklusive der Möglichkeit der Distribution zu anderen Streaming-Plattformen. YouTube ermöglicht ein ähnliches Entlohnungsmodell via AdSense, das jedoch keine weiteren Distributionsmöglichkeiten beinhaltet.
Doch ist das Nutzererlebnis beider Plattformen im Gegensatz zu TikTok in erster Linie auf den Konsum von Musik zugeschnitten, nicht unbedingt auf die Entdeckung neuer Musik – zumindest nicht in der "aggressiven" Art und Weise, in der dies durch die Kurzvideo-Form bei TikTok ermöglicht wird.
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