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Die Kulturbranche erholt sich

Verwertungsgesellschaften schütteten 2022 wieder vorpandemische Beträge an Urheber*innen aus

Spezial/Schwerpunkt von Backstage PRO
veröffentlicht am 31.10.2023

musikbusiness cisac verwertungsgesellschaften

Verwertungsgesellschaften schütteten 2022 wieder vorpandemische Beträge an Urheber*innen aus

© Wendy Wei via Pexels

Die Kreativbranche hat sich in Hinblick auf die Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaften von der Coronapandemie erholt. Das geht aus dem gerade veröffentlichten Jahresreport der CISAC (International Confederation of Societies of Authors and Composers) für das Geschäftsjahr 2022 hervor.

Insgesamt 225 verschiedene Verwertungsgesellschaften aus 116 verschiedenen Ländern/Territorien und fünf Regionen haben sich in der CISAC (Confédération Internationale des Sociétés d’Auteurs et Compositeur) zusammengeschlossen.

Schwerpunkt: Musik

Diese vertritt mehr als fünf Millionen Urheber*innen aus den Bereichen Musik, audiovisuelle Medien, bildende Kunst, Literatur und Theater, wobei Musik den Löwenanteil ausmacht. 

Mit 12,1 Milliarden Euro stellten die durch die CISAC weltweit generierten Tantiemen für ihre Urheber*innen laut Jahresreport einen neuen Rekordwert auf und übertreffen auch die vor der Pandemie erzielte Summen um 19,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Anstieg 26,7 Prozent.

Die Zahlen aus Deutschland

Deutschland bildete im letzten Jahr den viertgrößten Markt und schüttete insgesamt 964 Millionen Euro an Tantiemen aus. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Wachstum um 17 Prozent, im Vergleich zu 2019 um 11 Prozent. 

Insgesamt stammen 8,3 Prozent der gesamten weltweiten Tantiemeneinnahmen aus Deutschland. Musik spielt auch hier die wichtigste Rolle: 903 der 964 Millionen Euro stammen aus diesem Bereich.

Rekorderträge im digitalen Bereich

Eine Zahl sticht besonders aus dem CISAC-Jahresreport hervor. Alleine 4,2 Milliarden Euro und somit  35 Prozent der Gesamterträge an Tantiemen sollen laut Bericht im letzten Jahr aus digitalen Quellen hervorgegangen sein.

Damit bilden diese erstmals die größte Einnahmequelle der Kreativschaffenden. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 haben sich die Erträge aus dem digitalen Bereich sogar verdoppelt.

Hoffnung im Live-Sektor

Der Report zeigt zudem, dass auch das Live-Geschäft 2022 deutlich besser lief als noch im Jahr 2021. Die im Livebereich und durch öffentliche Aufführungen generierten Tantiemen können ein Wachstum um ganze 69,9 Prozent vermerken. Der größte Wachstum in diesem Bereich war in Europa zu beobachten. Hier wuchsen die Erträge um mehr als 75% im Vergleich zu 2021. 

Vollständig erholen konnte sich der Live-Markt dennoch noch nicht und blieb 7,9 Prozent unter vor-pandemischen Niveau. Den Grund hierfür sieht die CISAC darin, dass lokale Veranstaltungen und kleinere Locations aufgrund hoher Kosten nicht vollständig mit dem Aufschwung internationaler Tourneen und großer Festivals mithalten konnten.

Die im Rahmen von Fernsehen und Radio ausgeschütteten Tantiemen erlebten im Jahr 2022 hingegen einen Anstieg um 4,6 Prozent im Vergleich zu 2019 und um 11 Prozent im Vergleich zu 2021.

Tantiemen im Musikbereich

Im Musikbereich und damit im mit Abstand größten Segment der CISAC stiegen die Erträge um nicht weniger als 28 Prozent auf insgesamt 10,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist das ein Anstieg von 21,4 Prozent.

Einnahmen aus Streaming-Abonnements trugen hier zu einem Wachstum von 33,5% im digitalen Bereich dieses Segments bei, der damit zur größten Einnahmequelle für Musikschaffende im Jahr 2022 wurde. Als Grund dafür werden im Report ein stetiges Nutzerwachstum sowie verbesserte Lizenzvereinbarungen mit Services wie etwa Spotify genannt.

Doch auch das Wiederaufleben von Live-Konzerten trug zum Wachstum an Gesamttantiemen im Musiksegment bei. In der Kategorie “Live und Background” stiegen die Tantiemen im Jahr 2022 um insgesamt 68,2 Prozent, was vor allem auf ein starkes Wachstum bei Konzerten und Festivals zurückzuführen ist.

Zukunftsperspektive und -anliegen

Auch dem Jahr 2023 gegenüber zeigt sich die CISAC zuversichtlich und erwartet anhaltendes Wachstum, weist jedoch auch auf bevorstehende Herausforderungen hin. So wird etwa der Optimismus über die Rückkehr des Live-Sektors, insbesondere der großen internationalen Tourneen dadurch gedämpft, dass lokale Veranstaltungen und kleinere Spielstätten mit starken Kostensteigerungen zu kämpfen haben.

Auch im Bereich des digitalen Einkommens sieht die CISAC noch Raum für Verbesserung. Trotz der Verdoppelung an Streaming-Einnahmen im Verlauf der letzten fünf Jahre, entgingen den Millionen an Urheber*innen, die von den CISAC-Mitgliedsverbänden vertreten werden, immer noch Tantiemenauszahlungen. Entscheidend seien hier Bemühungen der Branche, die Metadaten auf dem Streaming-Markt zu verbessern. 

Herausforderung KI

Außerdem thematisiert der Jahresreport das Thema Künstliche Intelligenz. Obwohl dieser trotz einer schwierigen, sich rasch veränderen Landschaft ein positives Bild für die Kreativbranche zeichnet, ist es der CISAC ein Anliegen höchster Priorität, sicherzustellen, dass die immer präsenter werdende Künstliche Intelligenz menschliche Kreativität fördert und nicht schmälert oder ersetzt. 

Verwendung von urheberrechtlich geschützten Werken müssten vom Urheber genehmigt werden; das Urheberrecht dürfe nicht durch unangemessene Ausnahmen geschwächt oder untergraben werden. Die Nutzung von KI durch Entwickler müsse transparent sein und eine faire Vergütung für die menschlichen Schöpfer müsse gewährleistet sein.

Wachsende Ungleichheiten

Marcelo Castello Branco, Vorsitzender des CISAC-Vorstands zieht insgesamt folgendes Resümee:

"Die Zahlen in diesem Bericht zeigen, dass unsere globale kollektive Managementgemeinschaft eine außergewöhnliche Welle von Veränderungen erlebt. Obwohl es fantastisch ist, dass die Ausschüttungen Rekordwerte erreicht haben, können wir die wachsenden Ungleichheiten und Ungleichgewichte zwischen verschiedenen Regionen, Einkommensströmen und großen und kleinen Gesellschaften nicht ignorieren. Wir müssen diese Probleme direkt angehen."

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