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Falsche Ansatzpunkte, ausgeschlossene Personengruppen

Das Förderprogramm Neustart Kultur läuft an – so reagieren Kritiker/innen

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 30.07.2020

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Das Förderprogramm Neustart Kultur läuft an – so reagieren Kritiker/innen

© Pixabay.com

Kulturstaatsministerin Monika Grütters veröffentlicht Details zu den einzelnen Hilfsprogrammen des Konjunkturpaketes "Neustart Kultur". Doch trotz der Höhe der Hilfen wird auch Kritik an dem Programm laut: Noch immer würden die Gelder nicht an den richtigen Stellen ankommen.

Insgesamt eine Milliarde Euro stehen für das Rettungs- und Zukunftspaket Neustart Kultur zur Verfügung, darunter auch 250 Millionen Euro für Investitionen von Clubs und Spielstätten in Hygienemaßnahmen, um die Wiederöffnung in Zeiten der Pandemie zu gewährleisten. 

Gefördert werden sollen in diesem Rahmen beispielsweise Sicherungsmaßnahmen in Kassenbereichen oder der Umbau von Lüftungsanlagen und Sanitärbereichen. Berücksichtigt werden dabei vor allem Kultureinrichtungen, die nicht überwiegend von der öffentlichen Hand finanziert werden. 

Laut "Das Musikinstrument" ist eine Unterstützung bei diesen Investitionen in der aktuellen Situation nicht wirklich hilfreich, da sich bisher noch immer keine wirkliche Möglichkeit eines "Neustarts" abzeichnet. Der weitere Verlauf der Pandemie bleibe abzuwarten; die verschiedenen Regelungen der Bundesländer in Bezug auf Veranstaltungen weichen laut dem Magazin so stark voneiander ab, dass keine sichere (Tour-)Planung möglich sei. 

Reality check

Weiterhin heißt es auf der Website von "Das Musikinstrument", dass die Fördermittel nur beantragt werden können, wenn die Antragstellerin oder der Antragsteller zehn Prozent der Gesamtsumme für das konkrete Projekt selber einbringt. Diese Ausgaben seien bei den seit März geschlossenen Kulturbetrieben undenkbar, gerade auch in Bezug auf die aktuelle Perspektivlosigkeit hinsichtlich der Wiederöffnung. 

Eine Rettung der Kultur und der kulturellen Infrastruktur sei nur möglich, wenn Veranstalter/innen, Clubs und Festivals Geld erhielten, um Miete, Nebenkosten, Mitarbeiter/innen etc. zu bezahlen. Es dürfte sich dabei jedoch nicht um Kredite handeln, da sich das beinahe komplett ausgefallene Veranstaltungsjahr nicht nachholen ließe.

Den Verweis auf Grundsicherung für Künstlerinnen und Künstler von Kulturstaatsministerin Grütters bezeichnet "Das Musikinstrument" als Hohn. Gleichzeitig weckt das Magazin Hoffnungen auf den mit 480 Millionen Euro mit Abstand größten Teil von Neustart Kultur, die Nothilfe für kleinere und mittlere Kulturstätten und -projekte. 

Klassik außen vor

Neben den Hilfen für Spielstätten und Unterstützung für die Frankfurter Buchmesse in Höhe von vier Millionen Euro wurden bisher 50 Millionen Euro in die Bundeskulturfonds, darunter auch für den Musikfonds e.V., und 10 Millionen Euro in die Initiative Musik investiert. 

Während die Investitionen in den Musikfonds e.V. vom Deutschen Musikrat grundsätzlich positiv bewertet werden, hebt dieser dennoch die enge Genreausrichtung des Musikfonds kritisch hervor. Dazu Prof. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrates:

"Die Künstlerinnen und Künstler der Alten Musik, der klassischen Musik und anderer historischer Stilepochen sind nicht nur Bewahrerinnen und Bewahrer des kulturellen Erbes, sie sind Markenzeichen des Kulturlebens vieler Bundesländer und stark von den Veranstaltungsverboten betroffen. Die Bundesregierung muss dringend ergänzend helfen."

Auch das aufgestockte Förderprogramm der Initiative Musik, das von den Verbänden der deutschen Musikwirtschaft äußerst positiv wahrgenommen wurde, wird an der Exklusion von den vom DMR genanntent Stilepochen vorerst nichts ändern. 

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