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Welche Investitionen sind Pflicht? Was muss ich selbst können?

Die wichtigsten Punkte beim Aufbau des ersten eigenen Homerecording-Studios

Tipps für Musiker und Bands von Michael Hennig
veröffentlicht am 15.04.2015

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Die wichtigsten Punkte beim Aufbau des ersten eigenen Homerecording-Studios

Tonstudio. © MKB

Welche grundsätzlichen Gedanken sollte man sich machen, wenn man den Aufbau eines eigenen Homerecording-Studios plant? Unser Autor Michael Hennig beleuchtet für euch die wichtigsten Punkte.

Die vielen Kommentare und die lebhafte Diskussion zu unserem Artikel „Home- vs. Studiorecording“ zeigen, dass das Thema Homerecording offensichtlich viele engagierte Musiker beschäftigt – aber wohl mit unterschiedlicher Intensität. Während der eine nur eine einfache und schnelle Aufnahmemöglichkeit zum Festhalten von Ideen sucht, eifert der andere den Produktionsmöglichkeiten eines professionellen Tonstudios nach.

Aus diesem Grunde solltet ihr euch vor Investitionen in diesen Bereich wirklich sicher sein, was euer Ziel ist und was ihr mit eurem Homerecording-Studio erreichen wollt.

Persönliche Voraussetzungen

  1. Budget

Neben der Zielsetzung solltet ihr euch auch im Klaren sein, wie hoch euer Budget ist, das ihr für Equipment und Studioausstattung ausgeben könnt. Natürlich könnt ihr euer Studio auch Schritt für Schritt ausbauen, aber ihr solltet dabei nicht vergessen, dass jedes Studio nur so gut ist, wie das schwächste Glied in der Kette. So macht es keinen Sinn, das gesamte Budget für ein teures Mischpult auszugeben und dann dafür mit einem billigen, dynamischen Mikrofon zu arbeiten.

  1. Knowhow

Eine weitere Voraussetzung ist das Knowhow und insbesondere eure persönliche Bereitschaft, euch in dieses Thema einzuarbeiten. Je nach Ausbaustufe eures Homerecording-Studios verlangt dieses auch, dass ihr die Komponenten und Werkzeuge versteht und wisst, wie, wann und wo das jeweilige Werkzeug zum Einsatz kommen sollte. Das Thema ist wirklich komplex und eigentlich lernt man nie aus. Prüft euch selber vor der Investition in teure Geräte, ob ihr wirklich bereit seid und die Zeit habt, euch das nötige Wissen zum Thema Tontechnik anzueignen.

  1. Erfahrung

Holt euch am besten vor dem Kauf der Komponenten für euer Studio professionelle Hilfe mit ins Boot. Dabei meine ich nicht die Beratung durch den „freundlichen Verkäufer“, sondern am besten andere Musiker oder „alte Hasen“, die über ausreichende Erfahrung in diesem Bereich verfügen. Solltet ihr wirklich niemanden haben, so erkläre ich mich gerne bereit, euch mit meinem Fachwissen zur Seite zu stehen, aber sicher findet ihr auch Unterstützung bei anderen Backstage PRO-Mitgliedern. Ideal wäre es auch, wenn ihr vielleicht als Praktikant erfahrenen Profis bei der Arbeit über die Schulter schauen könnt.

Auswahl der benötigten Komponenten

Sind die Rahmenbedingungen klar definiert und ihr wisst genau, welche Zielsetzung ihr mit eurem Studio verfolgt, könnt ihr beginnen euer Studio aufzubauen. Je nach Größe eures Studios benötigt ihr diverse Komponenten:

  1. Der Raum

Generell solltet ihr darauf achten, dass der Raum, in dem ihr aufnehmt und auch später abmischt, akustisch möglichst neutral ist. Das heißt, dass der Raum möglichst wenig eigenen Hall hat und über das gesamte Frequenzspektrum keine unkontrollierten Reflexionen vorweist. Wenn z.B. bestimmte Bassfrequenzen besonders „dröhnen“, so muss durch sogenannte Bassfallen Abhilfe geschaffen werden. Auch solltet ihr bei der Auswahl des Raumes darauf achten, dass es auch mal laut werden darf. Auch wenn man vieles heute mit Kopfhörern machen kann – ein professionelles Ergebnis ist so fast nicht zu erzielen.

  1. Die Monitor-Lautsprecher

Egal wie groß euer Studio ist, ihr solltet in jedem Fall über studiotaugliche Monitor-Lautsprecher verfügen, deren Leistung und Größe den räumlichen Gegebenheiten angepasst sein sollte. Studiotaugliche Lautsprecher unterscheiden sich von herkömmlichen HiFi-Lautsprechern dadurch, dass der Fokus nicht unbedingt auf einem guten, runden Klang liegt, sondern darauf, das gesamte Audio-Frequenzspektrum möglichst linear wiederzugeben. Dabei dürfen keine Gehäuse-Resonanzen oder Phasenverschiebungen auftreten. Die wohl bekanntesten Hersteller von Studio-Monitoren sind ADAM, Genelec, Fostex u.a.m. – Bei der Auswahl solltet ihr nicht nur technische Daten vergleichen, sondern unbedingt die Lautsprecher eurer engeren Wahl gegeneinander probehören.

  1. Mikrofone

Abhängig davon, was ihr aufnehmen wollt, gibt es diverse optimal geeignete Mikrofone. Starten solltet ihr mit einem guten, universell einsetzbaren Großmembran-Kondensator-Mikrofon. Aus meiner persönlichen Erfahrung sind da z.B. das RODE NT1 Kit (ca. 250€, Testbericht hier) oder, wenn das Budget etwas mehr zulässt, das Neumann TLM 103 (ca. 1.000€) eine gute Wahl. Denkt daran: das Mikrofon entspricht den Ohren eures Studios. Was das Mikro nicht aufnimmt, kann später nicht wiedergegeben werden!

  1. Aufnahmegeräte

Je nach Anspruch an Signalbearbeitung und Flexibilität tut es ein kleiner Digital-Recorder, ein kleines Kompaktstudio oder eine DAW (Digital Audio Workstation). Entscheidet man sich für die „große“ Lösung einer DAW (PC oder MAC), sind neben der Aufnahme-Software (z.B. Cubase oder Pro Tools) noch zusätzliche Geräte, wie z.B. ein Vorverstärker, ein AD/DA-Interface, ein kleines Mischpult oder ein Monitor Controller notwendig. Darüber hinaus bieten sogenannte Software-Sampler und VST-Instrumente, wie z.B. der Halion von Steinberg, die Möglichkeit andere Instrumente per Programmierung in den Mix einfließen zu lassen.

Fazit

Die heutige Technik bietet dem Musiker vielfältige Möglichkeiten, um auch mit relativ geringer Investition sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Was wirklich zählt, ist das Knowhow und die Erfahrung.

Wer bereit ist, sich mit dem Thema Recording intensiv auseinanderzusetzen, der kann durchaus auch ohne externe Unterstützung professionelle Ergebnisse zuhause erzielen.

Euer Feedback

Was meint ihr zu dem Thema? Was sind eure „Homerecording“-Erfahrungen? Welche Schwerpunkte sollen wir in weiteren Artikeln zu diesem Thema behandeln? Welche Erfahrungen aus dem Studio-Alltag interessieren euch besonders?

Unternehmen

NEXUS Studios

Tonstudio und Recording, Artist-Management, Musikproduktion, Video- und Multimediaproduktion, Printmedium, Musikunterricht und Ausbildung in 92242 Hirschau

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