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Kontroverses Feature

"Discovery Mode": US-Kongress kritisiert umstrittenes Spotify-Feature

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 14.06.2022

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"Discovery Mode": US-Kongress kritisiert umstrittenes Spotify-Feature

Spotify-Gründer Daniel Ek beim Investor Day im März 2018. © Spotify

Musikerverbände und Stimmen aus der Musikindustrie kritisieren Spotifys "Discovery Mode" bereits seit längerem. Inzwischen hat sich sogar der US-amerikanische Kongress eingeschaltet.

Der Spotify Discovery Mode ist ein Marketing-Tool, das es Künstler/innen und Labels ermöglicht, ausgewählte Songs algorithmisch zu bewerben – die für den Discovery Mode ausgewählten Songs werden dann etwa im Autoplay-Modus oder im Spotify-Radio bevorzugt gespielt. 

Der Discovery Mode an sich ist kostenlos, jedoch akzeptieren die Musikerinnen und Musiker geringere Lizenzausschüttungen pro Wiedergabe für die für den Discovery Mode vorgeschlagenen Songs. 

Versteckte Werbung

Laut Spotify handelt es sich beim Discovery Mode um ein "lange erwartetes Marketinginstrument", mit dem Künstlerinnen und Künstler ihre Musik endlich direkt an Spotify pitchen können. Bisher war es nur möglich, Songs für verschiedene von Spotify kuratierte Playlists vorzuschlagen, jedoch ohne Erfolgsgarantie. 

User und Artists sehen die Möglichkeit jedoch kritisch: So bedeutet der Discovery Mode für die (zahlenden) Nutzerinnen und Nutzer, dass diese – entgegen Spotifys Versprechen – letztendlich Werbung erhalten. Dabei wird den Usern nicht einmal mitgeteilt, welche Songs via Discovery Mode im Autoplay oder in einem Radio platziert wurden, und welche nicht. 

Irrwege

Die Künstlerinnen und Künstler wiederum kritisieren, dass der Discovery Mode einzig und allein den Artists etwas nützt, die es sich leisten können, auf Tantiemenzahlungen zu verzichten. Dazu die American Association of Independent Musik: 

"Der Discovery-Modus lässt zu, dass Geld ein entscheidender Faktor dafür ist, welche Musik den Zuhörenden angezeigt wird. Er zerstört die bisherigen, gleichen Wettbewerbsbedingungen für Künstler/innen waren und führt Zuhörende in die Irre, die glauben, dass ihnen Musik präsentiert wird, die ausschließlich auf ihren Vorlieben basiert."

Transparenzforderungen

Inzwischen hat sich sogar der US-amerikanische Kongress in die Diskussion um den Spotify Discovery Mode eingeschaltet: In einem Brief einiger Kongressabgeordneter fordern diese den Streaminganbieter auf, für mehr Transparenz im Hinblick auf das Promo-Tool zu sorgen.

Eine geforderte Maßnahme ist beispielsweise, dass die beworbenen Songs und die Höhe der akzeptierten Tantiemen-Minderungen monatlich veröffentlicht werden. So wüssten die Musikerinnen und Musiker, die ihre Songs für den Discovery Mode pitchen, welche Einnahmeeinbußen sie zu erwarten hätten. 

Außerdem fordern die Abgeordneten Spotify auf, die Discovery Mode-Songs zu kennzeichnen, um für die Hörerinnen und Hörer ersichtlich zu machen, dass diese gerade einen gesponserten Song hören.

Ablenkungsmanöver

Inzwischen hat Spotify auf den Brief der Abgeordneten geantwortet – doch die Antwort scheint die Verfasser/innen des Briefes nicht eben zufriedenzustellen. So betont Spotify in seinem Brief in erster Linie, dass die Artists, die bisher an dem Programm teilgenommen haben, äußert zufrieden seien und ihre Hörerzahlen um bis zu 40 Prozent vergrößern konnten. 

Hinsichtlich der geforderten Transparenz für die Kundinnen und Kundinnen wiederum gibt das Unternehmen an, auf dem Spotify-eigenen Blog einen Post veröffentlicht zu haben, der den Discovery Mode und die Auswirkungen auf die User-Empfehlungen erklärt. 

Am Ball bleiben

Die Kongressabgeordneten bezeichnen dieses Vorgehen als viel zu vage und geben an, dass wichtige Informationen in dem Blog-Post lediglich oberflächlich abgehandelt würden, während detailliertere Informationen in den AGB verborgen seien.

Die Abgeordneten geben daher an, den Discovery Mode weiterhin im Auge behalten zu wollen, um auf mögliche weitere Probleme für Artists und User direkt reagieren zu können. Außerdem suche man weiterhin einen konstruktiven Dialog mit Spotify.

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