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Drei hilfreiche Produktivitätstechniken und ihre Vorteile für Musizierende

Tipps für Musiker und Bands von Manu Holmer
veröffentlicht am 25.10.2022

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Drei hilfreiche Produktivitätstechniken und ihre Vorteile für Musizierende

Produktivitätstechniken können euch zum Beispiel beim produktiven Üben unterstützen. © Jonathan Chng via Unsplash

Eine Karriere als Musiker verlangt vor allem eines: Produktivität. Doch wie erhält oder steigert man seinen Output und verzettelt sich nicht? Wir stellen drei Produktivitätstechniken für Musikschaffende vor: die Pomodoro-Technik, das Eisenhower-Prinzip und die 80/20 Regel.

Dein Kopf quillt über vor musikalischen Ideen. Du kannst es kaum erwarten, loszulegen. Endlich packst du diese eine Sache an, die du dir schon ewig vorgenommen hast. Klarer Fall: Heute ist ein guter Tag, um produktiv zu sein.

Wäre es nicht herrlich, wenn es immer so wäre? Du bist absolut motiviert und voller Tatendrang. Das Problem: Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis hart wie der Drumstick aus Carbon. Dein vollgestopfter Alltag stellt dir als Musikschaffender nämlich nur allzu gerne ein Bein.

Die folgenden drei Produktivitätstechniken sollen dir als Musiker oder Musikerin dabei helfen, täglich mehr aus deiner knappen (Übungs-)Zeit zu machen.

Was sind Produktivitätstechniken?

Produktivitätstechniken sind vereinfacht gesagt Handlungen oder Maßnahmen, die bei verringertem oder gleichbleibenden Aufwand für bessere Ergebnisse sorgen sollen. Du könntest auch sagen: Dank der Techniken machst du mehr aus deiner Zeit.

Außerdem schwören viele Menschen auf den Gebrauch von Produktivitätstechniken, um nicht zu prokrastinieren. Schiebst du also immer wieder Aufgaben vor dir her, lohnt sich ein Blick auf die bewährten Zeitmanagement-Methoden vielleicht auch für dich.

Hast du eine ideal zu dir passende Produktivitätstechnik gefunden, kannst du zudem deutlich entspannter kreativ sein. Dazu ein Praxis-Beispiel aus dem Proberaum: Stellen wir uns jetzt zwei Menschen vor, die sich täglich mit ihrem Musikinstrument beschäftigen wollen. Sie nehmen sich beide jeden Tag 30 Minuten Zeit zum Üben.

  • Person A lernt aus dem Bauch heraus. Auf einen Plan verzichtet dieser Musizierende.
  • Person B legt sich einen roten Faden zurecht. Ihre Übungen stellt sie zielgerichtet zusammen.

Wer wird mehr aus der halben Stunde machen? Pauschal beantworten lässt sich das natürlich nicht. Da Person B jedoch ihre Ziele kennt, wird sie diese mit größerer Wahrscheinlichkeit erreichen. Setzt sie beim täglichen Üben außerdem auf ideal zu ihren Bedürfnissen passende Lernmethoden, stellen sich die gewünschten Erfolge deutlich bequemer ein. Das bewährt sich ebenfalls, um Frust zu minimieren.

Klar: Auch Person A kann Musik als große Leidenschaft genießen. Produktivität ist schließlich keine Grundvoraussetzung für die Freude am Musizieren.

Kein Allzweckmittel

Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle also auch, dass es beim Gebrauch von Produktivitätstechniken nicht um eine sture Höher-Schneller-Weiter-Denke gehen muss. Jede der Methoden soll dir dabei helfen, deine Ziele mit mehr Leichtigkeit zu erreichen.

Daher an dieser Stelle noch ein weiterer wichtiger Hinweis: Produktivitätstechniken wie die Pomodoro-Technik, die Eisenhower-Methode, oder das Pareto-Prinzip sind kein Allzweckmittel. Du musst für dich selbst herausfinden, ob und welche der Maßnahmen dich unterstützen. So kann die Pomodoro-Technik beim Üben alleine vielleicht absolut genial funktionieren, während sie in der Bandprobe völlig unpassend ist.

Bleibe also neugierig und schau, ob die nachfolgenden drei Produktivitätstechniken deinen musikalischen Alltag leichter machen.

1. Die Pomodoro-Technik

Bei der Pomodoro-Technik handelt es sich um eine Zeitmanagement-Methode von Francesco Cirillo. Benannt ist sie nach einer Küchenuhr in Form einer Tomate. Sie soll Cirillo damals als Student genutzt haben, um seine Lernzeit zu strukturieren. Es heißt nämlich, der Erfinder der Pomodoro-Methode hätte häufiger getrödelt.

Du möchtest die Tomaten-Technik in deinem musikalischen Alltag ausprobieren? Dann stelle einen Timer auf 25 Minuten und plane danach fünf Minuten Pause ein. Während die Zeit läuft, widmest du dich konzentriert deiner vorab festgelegten Aufgabe, wie zum Beispiel dem nächsten Vers eines Songs oder deinem neuen Solo.

Sind die 25 Minuten vorbei, gönnst du dir die fünfminütige Pause. Anschließend tüftelst du weiter an der bereits begonnenen Sache oder nimmst dir eine neue Aufgabe vor. Das ist der typische Aufbau einer Pomodoro-Einheit.

Selbstverständlich kannst du die Zeitspanne je nach Tagesform auch verlängern oder verkürzen. Denke jedoch daran, nach maximal vier Pomodori à 25 Minuten eine längere Pause von circa 15 Minuten einzulegen. So bleibst du konzentrierter und überforderst dich nicht.

Vorteile der Pomodoro-Technik für Musiker

Dank der Pomodoro-Technik bist du fokussierter. Du springst nicht länger zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her. Schließlich hast du einen fixen Zeitrahmen gesteckt, auf den du dich für die nächsten 25 Minuten voll einlassen kannst.

Aufgrund der vergleichsweise kurzen Zeitspanne von 25 Minuten kannst du deinem inneren Schweinehund außerdem ein Schnippchen schlagen. Die Konzentrationszeit ist schließlich überschaubar, was viele Menschen dazu motiviert, sich doch noch mit einer bestimmten Sache zu beschäftigen. Stichwort: Aufschieberitis, adé. Zusätzlich sind die regelmäßigen Pausen nach jeder Pomodoro-Einheit ein Plus für dein Wohlbefinden.

2. Das Eisenhower-Prinzip

Genauso wie die Pomodoro-Technik ist das Eisenhower-Prinzip eine Methode aus dem Zeitmanagement. Sie ist auch als Eisenhower-Matrix oder Eisenhower-Methode bekannt.

Ihren Namen erhielt das Prinzip vom gleichnamigen General und US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower. Er soll es entwickelt haben, um seine To-dos nach ihrer Wichtigkeit ordnen zu können. Dank dieser Vorgehensweise ist nicht nur produktiveres Arbeiten möglich.

Auch kannst du deine Zeit deutlich entspannter nutzen, da du unwichtige Aufgaben ganz oder zumindest zeitweise von deiner Liste streichst. Zu erkennen, welche deiner To-dos du an andere Menschen abgeben solltest, zählt ebenfalls zum Erkenntnisgewinn der Eisenhower-Methode. Doch wie funktioniert sie? 

Das Grundprinzip besteht darin, anstehende Aufgaben folgendermaßen einzuteilen:

  • Wichtige und dringende Aufgaben
  • Wichtige, aber nicht dringende Aufgaben
  • Nicht wichtige, aber trotzdem dringende Aufgaben
  • Nicht wichtige und nicht dringende Aufgaben

So wendest du die Eisenhower-Methode an

Ordne jedem deiner To-dos eine dieser vier Kategorien zu. Normalerweise trägst du dazu jede Aufgabe in den passenden Quadranten ein. Das ist ein großes Quadrat, das du erneut in vier gleich große Abschnitte einteilst.

Jedes davon ist einer der vier Kategorien zugeordnet. Deine Aufgaben teilst du nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit ein. So erhältst du einen einfachen Überblick, welche Aufgabe dich jetzt besonders weiterbringen kann – und welche nicht. 

Aufgaben der letzten Kategorie (nicht wichtig und nicht dringend) kannst du häufig direkt von deiner To-do-Liste streichen. Beachte jedoch, dass sie eventuell zu einem späteren Zeitpunkt wichtig werden könnten.

Et voilà: Dank der Priorisierung solltest du deutlich entspannter produktiver sein. Mithilfe der Eisenhower-Matrix sparst du nämlich nicht nur Zeit, du lernst auch, diese unbezahlbare Ressource zielgerichtet einzusetzen.

Gemeinsam stärker sein – delegieren

Denke neben all der Priorisierung daran, dass du manche deiner Aufgaben auslagern oder delegieren kannst. Niemand kann und muss alles können.

Vielleicht gibst du deine Steuerangelegenheiten ab jetzt in professionelle Hände. Auch Social-Media-Aktivitäten übernimmt bei vielen Bands die Person, die ein besonders geschicktes Händchen dafür und Spaß daran hat.

Es kann auch sein, dass du bestimmte Aufgaben automatisieren möchtest. Die Begrüßungsmail nach einer erfolgreichen Anmeldung zu eurem Band-Newsletter ist ein mögliches Beispiel dafür.

3. Die 80/20 Regel oder das Pareto-Prinzip

Neben der Pomodoro-Technik und der Eisenhower-Methode gibt es noch eine weitere häufig genutzte Produktivitätstechnik. Es handelt sich dabei um das nach Vilfredo Pareto benannte Pareto-Prinzip, das auch als 80/20 Regel, Pareto-Effekt oder 80-zu-20-Regel bekannt ist. Sie besagt, dass du 80 Prozent deiner Ergebnisse mit 20 Prozent des gesamten Aufwands erreichen kannst.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Möchtest du die verbleibenden 20 Prozent deines gewünschten Ergebnisses erzielen, müsstest du dafür deutlich mehr Aufwand betreiben, und zwar 80 Prozent, wenn wir uns am Pareto-Prinzip orientieren. Im musikalischen Kontext könnte das zum Beispiel bedeuten:

  • In 20 Prozent deiner Übezeit erreichst du 80 Prozent deiner Spielfortschritte.
  • 20 Prozent deiner Kontakte bringen dir 80 Prozent deiner Gigs.
  • 20 Prozent deiner Social-Media-Aktivitäten sorgen für 80 Prozent deines Engagements.

Selbstverständlich sind diese Zahlen nicht in Stein gemeißelt. Wir Menschen bewegen uns schließlich nicht im luftleeren Raum. Was dir das Pareto-Prinzip verdeutlichen kann, ist aber das: Es gibt bestimmte Aufgaben, die dich deutlich weiterbringen als andere. Konzentrierst du dich darauf, wirst du automatisch produktiver.

Außerdem ist das Pareto-Prinzip ein bekannter Helfer, um Perfektionismus in seine Schranken zu weisen. Natürlich ist es nicht immer möglich, die "unwichtigen" Aufgaben zu ignorieren oder zu delegieren.

Vielleicht möchtest du das auch gar nicht, weil sie dir viel Freude bereiten. Dennoch lohnt es sich, deine persönlichen Zeitfresser zu kennen. Das sorgt letztlich auch für weniger Frust im musikalischen Alltag.

Du kennst diese Tage mit Sicherheit: Zwar rotierst du gefühlt, aber so wirklich weiter gekommen bist du nicht. Beschäftigt zu sein bedeutet nicht automatisch, produktiv zu sein. Finde aus diesem Grund heraus, was deine 80 Prozent als Sinnbild für deine wirklich wichtigen Aufgaben sind.

Fazit: Welche Produktivitätstechnik passt zu dir?

Stell dir jede unserer Produktivitätstechniken als ein optionales Werkzeug: Sie können deinen musikalischen Alltag deutlich erleichtern bzw. vereinfachen.

Passt eine Produktivitätstechnik aber nicht zu dir und deinem Vorhaben, kannst du auch darauf verzichten. Ebenfalls möglich ist es, zwei oder drei Techniken miteinander zu verbinden? Ich nutze zum Beispiel besonders gerne die Pomodoro-Technik in Kombination mit der Eisenhower-Methode.

Doch wie findest du die Methode, die zu dir passt? Versuch macht klug. Picke dir also am besten jetzt eine unserer drei Produktivitätstechniken heraus und teste sie:

  • Die Pomodoro-Technik für mehr Motivation und weniger Aufschieberitis.
  • Die Eisenhower-Methode für mehr Durchblick und weniger Verzettelung.
  • Das Pareto-Prinzip für mehr Fokus und weniger Perfektionismus.

Welche Produktivitätstechnik wählst du? Sag es uns in den Kommentaren!

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