×

Großer Handlungsbedarf

Ein Drittel der freischaffenden Musiker/innen in Berlin sieht wegen Corona keine berufliche Zukunft

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 08.02.2021

kulturpolitik coronakrise

Ein Drittel der freischaffenden Musiker/innen in Berlin sieht wegen Corona keine berufliche Zukunft

© alesss / 123RF

Laut einer Umfrage des Landesmusikrats Berlin haben bereits ein Drittel der freischaffenden Musiker/innen in der Hauptstadt aufgrund der Corona-Pandemie ihren Beruf aufgeben müssen oder sind gerade dabei, sich neu zu orientieren. Der Landesmusikrat hat gemeinsam mit Verbänden und Politiker/innen schnelle Hilfe angekündigt.

"Wir brauchen die Kultur, das steht außer Frage, als eine Form der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge", erklärt Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrates Berlin. Die Existenzgrundlage vieler Künstler/innen sei allerdings durch die Coronavirus-Pandemie bedroht. Das bestätigte eine Ende Januar veröffentlichte Umfrage des Landesmusikrates Berlin (PDF). 

Pessimistische Zukunftsaussichten

Die Ergebnisse zeigen, dass viele der 485 beteiligten Berliner Musikschaffenden ihre Lage als hoffnungslos empfinden. Knapp ein Drittel sehen keine Perspektive mehr in ihrem Beruf und planen deshalb, neue berufliche Wege einzuschlagen. Manche haben ihren Traumjob bereits an den Nagel gehängt und sich umorientiert.

Nur ein Fünftel der Umfrageteilnehmer beurteilt seine aktuelle Lage optimistisch. Knapp die Hälfte ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen. 

Wer hinten runter fällt

Vor allem freischaffende Musikschaffende, die nicht fest bei einer Institution angestellt sind, haben es derzeit schwer. Sie springen meist von Projekt zu Projekt, haben zeitlich befristete Verträge, bedienen mehrere Sektoren gleichzeitig und lassen sich gar nicht wirklich einer bestimmten Berufsbezeichnung zuordnen.

Deshalb stellen sie oft erst gar keinen Antrag, wenn es zur Umsetzung von Förderprogrammen kommt, da sie gewisse Bedingungen nicht erfüllen können

So bewarb sich der Großteil der Befragten nicht für eine Förderung. Gründe hierfür waren unter anderem unklare Regularien (37,5 %), die Angst vor einer drohenden Rückzahlung (27 %) oder zu hohe Nebeneinkünfte (27 %). Nur ein Fünftel hatte keine Probleme bei der Antragsstellung. 

Es soll sich einiges ändern

Diese Unterstützung werde zwar durch einigen Programmen des Bundes angeboten, "aber das Bewusstsein für die Produktionsverhältnisse und damit einhergehende Lebensweisen, wie sie im Kultursektor verbreitet sind, ist gering, das müssen wir ändern", so Dunger-Löper. 

In diesem Zuge hat der Landesmusikrat Berlin mehrwöchige virtuelle Sitzungen organisiert, in denen die Gewerkschaft Verdi, die Vereinigung Alte Musik, die Berlin Music Commission, die IG Jazz, der Tonkünstlerverband Berlin, die Initiative Neue Musik und die Deutsche Orchestervereinigung gemeinsam mit politisch Verantwortlichen über die aktuelle Lage diskutieren und versuchen sollen, Lösungen für den Kultursektor zu finden.

Ziel des Landesmusikrates ist es, über die kritische Lage von Kunstschaffenden aufzuklären und „mit Betroffenen und der Politik über die KSK zu reden, über den Zugang von Musiker:innen zur Arbeitslosenversicherung, Altersabsicherung und nicht zuletzt über ein Kulturfördergesetz.“

Ähnliche Themen

Christina Lux über ihr Gespräch mit Angela Merkel und die krisenhafte Lage vieler Kulturschaffender

Nach dem Bürgerdialog mit der Kanzlerin

Christina Lux über ihr Gespräch mit Angela Merkel und die krisenhafte Lage vieler Kulturschaffender

veröffentlicht am 05.05.2021   23

Diese Bundesländer unterstützen Künstler und Kulturschaffende auch 2021

Unterschiedliche Vorgehensweisen

Diese Bundesländer unterstützen Künstler und Kulturschaffende auch 2021

veröffentlicht am 20.04.2021   19

Musikschaffende benötigen in der Pandemie zunehmend psychologische Beratung

Zweischneidiges Schwert

Musikschaffende benötigen in der Pandemie zunehmend psychologische Beratung

veröffentlicht am 15.04.2021

Überbrückungshilfe III bietet spezielle Hilfen für Veranstalter und Kulturschaffende

Kostenerstattung für abgesagte Konzerte

Überbrückungshilfe III bietet spezielle Hilfen für Veranstalter und Kulturschaffende

veröffentlicht am 04.03.2021

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!