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Ein Signal für die Clubkultur: LiveKomm fordert im Winter PCR-Tests statt Tanzverbot

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 20.06.2022

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Ein Signal für die Clubkultur: LiveKomm fordert im Winter PCR-Tests statt Tanzverbot

© Antoine Julien via Unsplash

Die Live Musik Kommission e.V. richtet sich erneut an die Politik, um auf die schwierige Lage der Clubs und Veranstaltenden hinzuweisen. Da ihre Forderungen bis jetzt ignoriert wurden, veröffentlichen sie nun selbst Vorschläge, wie mit der Festival- und Clubkultur im Herbst/Winter umzugehen ist.

Bereits im Februar 2022 wandte sich die LiveMusikKommission e.V. (LiveKomm) mit dem Apell "Ausgetanzt und leise. Das Ende der Club- und Festivalkultur wie wir sie kennen" an die Bundesregierung. Die LiveKomm forderte Konzepte zur Wahrung der Club- und Veranstaltungskultur in Deutschland während der Corona-Pandemie. 

Leider ist seit Februar 2022 wenig passiert. Wie die LiveKomm berichtet, gibt es von Seiten der Bundesregierung weder ein Konzept zum Umgang mit einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst/Winter 2022/23 noch ein Notfallprogramm für die von der Pandemie besonders betroffene Club- und Eventbranche. 

Kaum zu unterschätzen

Veranstalter und Clubbesitzer fürchten sich dabei schon jetzt vor einem weiteren, plötzlichen Lockdown für die Branche – gerade, weil die Politik sich hinsichtlich möglicher Szenarien und dem Umgang mit der Infektionslage bedeckt hält und derzeit auch auf keine der Empfehlungen aus der Branche eingegangen ist. 

Problematisch ist insbesondere auch, dass die Branche sich in jener schwierigen Situation wiederfindet, die sie in ihrem Positionspapier im Vorfeld skizziert hat: Die Kosten explodieren, die Absagen häufen sich, das Personal fehlt und die Unsicherheit bleibt bestehen

Dieser schwierigen Situation steht die laut LiveKomm kaum zu unterschätzende Bedeutung der Clubszene entgegen: Für viele Menschen stellt die Clubkultur ein wichtiges Kulturgut dar, ein Gemeinschaftserlebnis und Kontaktraum, eine Bühne für Künstlerinnen und Künstler sowie Arbeitsplatz für 45.000 Menschen. 

Wertung statt Fakten

Laut der Livekomm handelt es sich bei den schweren Maßnahmen, die gegen die Clubszene verhängt werden, eher um ein Werturteil als eine faktenbasierte Entscheidung. Daher fordert der Verband, dass die Clubkultur im weiteren Verlauf der Pandemie nicht wieder das Opfer von Symbolpolitik werden darf, und Clubs so lange wie möglich geöffnet bleiben müssen. 

Der Kern der Argumentation: Das erhöhte Ansteckungsrisiko in Innenräumen mit längerer Aufenthaltsdauer. Doch gibt es zahlreiche Orte, die keine Clubs sind, auf die diese Beschreibung genauso zutrifft – die jedoch nicht in dem Maße saktioniert werden wie Clubs: 

"Die Verhältnismäßigkeit dieser Werturteile muss geprüft werden. Kunst- und Gewerbefreiheit sind hohe Rechtsgüter. Wenn unsere Gesellschaft Konzerte oder Tanzen, also die Freiheit, sich künstlerisch oder körperlich auszudrücken, selbst dann nicht mehr garantieren kann, wenn es Impfung, Medikamente und andere technische Lösungen gibt, dann ist es politischer Wille und nicht pandemisches Schicksal."

Infektionsrisiko ohne Clubszene höher

Die Livekomm hegt darüber hinaus die Befürchtung, dass die Ansteckungen durch Schließungen der Clubs womöglich zunehmen könnten, weil die meisten Menschen – wie bereits im letzten Lockdown – in ungelüfteten Partykellern oder auf der Straße, ohne Test und ohne Regeln, aber mit ebenso hohem Infektionsrisiko, trotzdem feiern werden.

Die Livekomm schlägt daher vor, Infektionen durch eine gute Teststrategie – bei niedrigeren Inzidenzen mit Antigentests, bei höheren Inzidenzen mit PCR-Tests – zu reduzieren. So soll das Ansteckungsrisiko auf einer Veranstaltung gesenkt werden. Dass dieses Vorgehen funktionieren zeigen laut LiveKomm verschiedene Studien

Der größte Kritikpunkt an diesem Modell ist laut LiveKomm der Kostenfaktor und die begrenzten Testkapazitäten. Doch habe beispielsweise Wien es geschafft, den PCR-Test günstiger zu machen als einen Antigen-Test in Deutschland – zwischen vier und sechs Euro habe am Ende ein Test den Staat gekostet. Das Problem seien nicht die fehlenden Konzepte, sondern die Testverordnung und die Entscheidungsschwäche in Deutschland. 

Einheitliches Vorgehen gefordert

Ein bundesweit einigermaßen gleiches Vorgehen ist dabei ebenfalls wichtig. Nur mit bundesweit gleichen Kennzahlen, Maßnahmen und Entscheidungen könne der Branche geholfen werden. Einen Vorschlag für eine Entscheidungsmatrix erarbeitet laut LiveKomm das Forum Veranstaltungswirtschaft derzeit. Wichtig sei vor allem, die Kulturstätten in Deutschland offen zu lassen:

"Viel spricht für einen Weiterbetrieb von Konzerten, Clubs und Festivals – auch ökonomisch. Ein Schließen erfordert erneut passgenauere Hilfen, sogar der eingeschränkte Betrieb wird schwer für die Branche. Insofern sind Investitionen in ausreichende Testkapazitäten wesentlich günstiger als Schließungen und Hilfen."

Deutschland braucht laut LiveKomm jeden gemeinschaftsstiftenden Ort – und dies sei nun einmal allen voran die Clubkultur. 

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