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Überraschende Position

Forscher/innen der Charité sprechen sich in umstrittenem Papier für Vollauslastung bei Klassikveranstaltungen aus

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 18.08.2020

coronakrise konzertorganisation

Forscher/innen der Charité sprechen sich in umstrittenem Papier für Vollauslastung bei Klassikveranstaltungen aus

© Alev Takil via Unsplash

Zwei Institute der Berliner Charité halten die volle Auslastung von Konzert- und Opernhäusern auch in der Coronakrise für möglich. Der Vorstand des akademischen Krankenhauses sieht die Publikationen kritisch.

Laut den Instituten der Charité wäre die Vollauslastung von Konzert- und Opernhäusern in der Coronakrise insbesondere dann wieder denkbar, wenn die Besucherinnen und Besucher einen Mund-Nasen-Schutz tragen (PDF). Auch für die Musikerinnen und Musiker könnte es Lockerungen (PDF) geben. 

Bisher werden die Konzertsäle nicht vollständig gefüllt, häufig ist nur jeder vierte Platz besetzt. Die Berliner Philharmoniker spielen in kleinen Besetzungen, um auch auf der Bühne das Infektionsrisiko zu minimieren. 

 

Eine Klasse für sich

Als weitere Schutzmaßnahmen schlagen die Forscher/innen Luftfilter vor; außerdem sollen allgemeine Hygieneregeln eingehalten und Flächen desinfiziert werden. Außerhalb des Konzertsaales sollen Abstandsregeln gelten, und auf ein Catering am besten ganz verzichtet werden; die Kontaktnachverfolgung müsse gewährleistet werden.

Möglich sei dies wegen der besonderen Voraussetzungen klassischer Konzerte. Bei diesen würde nicht getanzt, während der Vorstellung rede das Publikum weiterhin nicht miteinander, so Pofessor Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie an der Charité und außerdem selbst Dirigent.

Das Publikum bei Klassikveranstaltungen ist laut Willich ein besonderes, die Besucherinnen und Besucher besäßen ein aufgeklärtes Verständnis und diszipliniertes Verhalten. Willich geht davon aus, dass sie sich konsequent an die Verhaltensregeln halten werden. Eine Klassikveranstaltung sei mit Events wie etwa der Love-Parade nicht vergleichbar. 

Der Vorstand übt Kritik

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) reagiert überrascht auf die Einschätzung der Experten, da eine Vollauslastung von Konzerthäusern bisher in keinem der Expertengespräche angesprochen worden sei. Seine Verwaltung werde die Empfehlungen in ihre weiteren Überlegungen aber einbeziehen. 

Der Vorstand der Charité wiederum kritisierte die Papiere, da es sich dabei nicht um eine abgestimmte Positionierung der Charité handele. Die Papiere berücksichtigten nicht die aktuelle Dynamik des Infektionsgeschehens und die damit verbundenen Risiken, und sei damit kein konkreter Handlungsvorschlag, sondern lediglich eine Grundlage zur kritischen Diskussion im Rahmen der Berliner Teststrategie. 

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