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Wer hört was und wie?

IFPI Studie: Menschen verbringen mehr Zeit als je zuvor mit Musik

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 12.12.2023

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IFPI Studie: Menschen verbringen mehr Zeit als je zuvor mit Musik

© Pavel Danilyuk

Die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI), der Dachverband des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) führt jedes Jahr eine Untersuchung zur weltweiten Musiknutzung durch. Dabei zeigte sich ein neuer Rekord in der weltweiten Musiknutzung.

Aus dem Bericht "Engaging with Music" [PDF], der auf den Ergebnissen der auf den durch die IFPI durchgeführten Untersuchungen basiert, geht hervor, dass die Menschen weltweit mit durchschnittlich 20,7 Stunden pro Woche im Jahr 2023 mehr Musik gehört haben als je zuvor.

39 Minuten mehr pro Woche

Im Jahr 2022 waren es noch 20,1 Stunden – ein Unterschied der zusätzlichen dreizehn dreiminütigen Songs pro Woche entspricht. 

Deutschland liegt mit 20,9 Stunden pro Woche in diesem Jahr sogar über dem weltweiten Durchschnitt.

Um zu diesen Erkenntnissen zu gelangen, hat die IFPI die Antworten von insgesamt mehr als 43.000 Menschen in 26 Ländern ausgewertet.

Vielfalt der Musik-Quellen

Weiter geht aus dem Bericht hervor, dass Menschen im Durchschnitt auf mehr als sieben Methoden zurückgreifen, wenn es um die Interaktion mit Musik geht – darunter etwa über Audio Streaming (Spotify, Apple Music, etc.), Video Streaming (YouTube, TikTok, etc.), Radio, Tonträger, Livemusik und aber auch andere Formen wie etwa über Fernsehprogramme oder Streamingservices wie Netflix.

Gerade beim Konsum von Radioinhalten zeigen sich große demografische Unterschiede. Während 71 Prozent der 25- bis 34-jährigen angeben, häufig Radio zu hören, sind es bei den 16- bis 24-jährigen nur noch 59 Prozent. Am beliebtesten ist das Hören von Radio bei Menschen im Alter von 55 bis 64 Jahren. Hier schalten 78 Prozent der Befragten das Radio regelmäßig ein. 

Junge Hörer*innen streamen

Insgesamt 73 Prozent der Befragten gaben an, ihre Musik über lizensierte Audio-Streaming-Dienste (Abonnement- und werbefinanzierte Angebote) zu hören. Die Zeit, die die Befragten mit dem Hören über Streaming-Dienst-Abonnements verbracht haben, ist dabei um 7 Prozent gestiegen.

Beliebt ist Streaming insbesondere bei Personen im Alter von 25 bis 34 Jahren. In dieser Altergruppe nutzen 62 Prozent Streaming, bei Personen zwischen 16 und 24 Jahren sind es 60 Prozent. Nur 28 Prozent der Hörer ab 55 hören hingegen Musik im Stream.

Besonders erfolgreich sind zahlungspflichtige Streamingabonnements in Schweden, Mexiko, Deutschland, den USA und Neuseeland. In Schweden nutzen 61 Prozent aller Musikhörer kostenpflichte Streamingabos, in Deutschland sind es 55 Prozent, in den USA 53 Prozent.

Musik wird gezielt ausgewählt

63 Prozent der Befragten geben an, spezifische Songs auszuwählen, um sie anzuhören, 57 Prozent hören bestimmte Artists und 42 Prozent sogar konkrete Alben. 59 Prozent nutzen ihre eigenen Playlists.

Das zeigt, dass trotz der weiten Verbreitung kurarierter oder privater Playlists das gezielte Aufrufen von Songs, Artists und sogar Alben immer noch große Bedeutung besitzt.

Genre-Hörgewohnheiten

Dabei ist Pop das beliebteste Genre der Welt, wobei bei der Befragung insgesamt über 700 Genres angegeben wurden, die zum typischen Musikkonsum der Teilnehmenden gehören. Im Durchschnitt hörten die Befragten etwas mehr als 8 verschiedene Genres an Musik.

Auf Platz zwei der Genres befindet sich Rock, gefolgt von Hip-Hop/Rap, Dance/Electronic und Latin. Interessant in Hinblick auf die gehörten Genres ist es, dass sich gerade lokale Genres zunehmend weltweiter Beliebtheit erfreuen.

Asiatische Erfolgsmodelle

Ganz vorne mit dabei ist japanischer J-Pop, den insgesamt 65 Prozent der Befragten konsumieren. Auch nigerianische Afrobeats haben mit 64 Prozent der Befragten eine große Hörerschaft. Weiter überzeugen südkoreanischer K-Pop und philippinischer OPM mit jeweils 61 Prozent.

57 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass es ihnen wichtig sei, Musik aus der ganzen Welt zu hören. Unter den 16- bis 24-jährigen waren es sogar ganze 65 Prozent. 

Interessant ist auch, dass viele junge Menschen ältere Musik für sich entdecken. So sollen laut Bericht 64 Prozent der Befragten im Alter von 16 bis 44 gerne in älterer Musik nach neuen Lieblingssongs suchen. 

Insgesamt 44 Prozent der Befragten, die ein Streemingabonnement eingegangen sind, gaben zudem an, mindestens wöchentlich einen neuen Artist für sich zu entdecken. 

Wann wird Musik konsumiert?

Auch auf die verschiedenen Situationen, in denen Musik gehört wird, gibt der Bericht Rückschlüsse. Mit 50 Prozent der Befragten ist das Musikhören während Autofahrten unter den Befragten am beliebtesten. 45 Prozent gaben zudem an, Musik auf ihrem Arbeits- bzw. Schulweg zu hören.

Neben dem Konsum von Musik unterwegs, belegt das Musikhören zum Entspannen mit 41 Prozent den dritten Platz, dicht gefolgt vom Musikkonsum beim Erledigen von Hausarbeit (39 Prozent).

Zu den weiteren Aktivitäten, die besonders häufig durch das Hören von Musik begleitet werden, zählen das Surfen im Internet (37 Prozent), Kochen (33 Prozent), Sport machen (33 Prozent), Arbeiten (32 Prozent) und das Baden oder Duschen (30 Prozent).

Musik und mentale Gesundheit

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen außderdem die große Bedeutung, die Musik für die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Hörer*innen hat.

So geben 71 Prozent der Befragten an, dass sie Musik als wichtig für ihre mentale Gesundheit empfinden. Wiederum 78 Prozent betonen, dass Musik ihnen dabei hilft, sich zu entspannen und Stress zu bewältigen. 

Musik und KI

In diesem Jahr enthält der Bericht auch erstmals ein Kapitel zum Thema Künstliche Intelligenz. In diesem geht es um die Chancen und Herausforderungen, die die Entwicklung von KI für die Musikbranche mit sich bringt. 

Hier zeigt sich, dass Menschen Authentizität schätzen: Acht von zehn Personen (79 Prozent) sind der Meinung, dass die menschliche Kreativität bei der Entstehung von Musik zentral ist. Für 79 Prozent sollten Musik oder Gesang eines Künstlers oder einer Künstlerin nicht ohne Erlaubnis verwendet oder übernommen werden dürfen. 

Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des BVMI bezeichnet KI in diesem Zusammenhang als große Chance, auch für kreatives Arbeiten. Es müsse jedoch im Sinne der Kreativen und ihrer Partner sichergestellt werden, dass die neuen technologischen Möglichkeiten von Menschen genutzte Werkzeuge bleiben und sich nicht als Aneignungsmaschinen verselbstständigen.

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