Pro Rata vs. User Centric Payment
Studie beleuchtet Auswirkung von nutzerbasierten Bezahlmodellen auf Streaming-Einnahmen
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Ella Rohwer und Axel Müller Vorstandsvorsitzende PRO MUSIK (2023). © Jörg Dembiski
Die "Payment Option Transparency"-Studie wurde vom Verband Freier Musikschaffender e.V. PRO MUSIK in Auftrag gegeben. Ziel war es, Argumente für die Einführung eines sogenannten User Centric Payment Systems – eines nutzerorientierten Bezahlsystems – zu sammeln (PDF).
Pro Rata vs. UCPS
Aktuell nutzen Streaming-Dienste das sogenannte Pro Rata-Modell, um die auf den Plattformen vertretenen Künstler/innen zu entlohnen: Dabei werden die an die jeweilige Streaming-Plattform gezahlten Abo-Gebühren auf Grundlage der Gesamtzahl von Streams einer Künstlerin bzw. eines Künstlers aufgeteilt.
Wenn beispielsweise 1 Prozent aller Streams auf der Plattform auf einen Künstler A entfällt, so werden auch 1 Prozent aller Abogelder an diesen einen Künstler A ausbezahlt. Das bedeutet, dass auch ein Teil der Abogebühren von Nutzer/innen, die Künstler A nie gehört haben, an diesen fliesst.
Hier kommt das User Centric Payment System ins Spiel, mit dem die Abo-Gebühren nur den Künstler/innen zukommen, die die jeweils zahlenden Streaming-User auch tatsächlich gehört haben. Dies funktioniert, indem die Abrechnung auf Grundlage der tatsächlichen Streams individueller Nutzer/innen erfolgt: Bestimmt Künstler A 10 Prozent aller von Nutzer A getätigten Streams, so erhält er auch 10 Prozent der Abogebühr des Nutzers.
Die Payment Option Transparency Studie
Die Studie von PRO MUSIK kommt zu dem Ergebnis, dass die Einführung eines UCPS zu signifikanten Veränderungen in der Verteilung der Einnahmen aus dem Musikstreaming führen würde: Durch Einführung eines nutzerzentrierten Auszahlungsmodells würden 25,4 Prozent aller Abo-Umsätze umverteilt werden.
Laut der Studie würden mit UCPS 68 Prozent aller Künstlerprofile ihre Einnahmen um mindestens 40 Prozent reduzieren bzw. erhöhen. 19 Prozent der untersuchten Profile könnten ihren Umsatz sogar verdoppeln. Leider schlüsselt die Kurzzusammenfassung der Studie (PDF) nicht auf, wie sich diese 68 Prozent auf Gewinner und Verlierer aufteilen.
Wer profitiert von UCPS?
Der Verband für freie Musikschaffende führt im Zuge der Studienveröffentlichung drei Faktoren auf, die bestimmen, ob Künstlerprofile von UCPS profitieren oder nicht:
Die Streams der Künstlerprofile müssen von möglichst vielen Nutzer/innen kommen. (Relative User Reach)
Die Häufigkeit, mit der Nutzer/innen genau ein Künstlerprofil streamen, muss möglichst hoch sein – oder negativ ausgedrückt: Die Nutzer/innen sollten selten andere Profile streamen. (User Commitment)
Die Abonnementgebühren, den Nutzer/innen bezahlen, müss vergleichsweise hoch sein. Vergünstigungen durch Studenten- oder Familienrabatte wirken sich also negativ auf die Auszahlungen an die Artists aus. (Average User Spend)
Wer sind die Verlierer?
Über die potentiellen Verlierer einer UCPS-Reform sagt die Zusammenfassung der Studie nichts, dennoch lassen sich einige Anhaltspunkte aus dem Gesagten ziehen:
Geringe Abogebühren zahlen vor allem Studierende oder Schüler sowie diejenigen, die einen Familien-Account nutzen oder ihren Account mit anderen teilen (sog. Account-Sharing). Das könnte zur Folge haben, dass die von jungen Leuten gestreamte Musik durch UCPS geringere Einnahmen erzielt – und das, wo gerade junge Leute wohl am ehesten ein überdurchschnittliches User Engagement an den Tag legen.
Stream-Manipulationen oder Aufrufe an Fans, Streams hochzutreiben, würden an Bedeutung verlieren, da die Streaming-Einnahmen nicht von der Zahl der Streams insgesamt abhängen, sondern von dem Betrag, den individuelle Streaming-Nutzer/innen zum Gesamtpool der Einnahmen beitragen – freilich ein Nachteil nur für Artists, die solche Methoden tatsächlich anwenden.
Das sagen die Initiatoren der Studie
Axel Müller, der 1. Vorstandsvorsitzender von PRO MUSIK äußert sich zu den Ergebnissen der Studie wie folgt:
"Das Studienergebnis zeigt deutlich, dass eine Umstellung von Pro-Rata auf UCPS signifikante Umverteilungen zur Folge hat. Ein daraus resultierender Gewinn oder Verlust hängt nicht davon ab, ob der/die Künstler/in Selbstvermarkter/in ist, oder per Indie- oder Majorlabel vermarktet wird, sondern lediglich von den drei genannten Faktoren. Wir hoffen, dass diese Erkenntnis eine konstruktive Diskussion zwischen Künstler/innen, Musiklabels und DSPs ermöglicht."
Leider ist die vollständige Version der Studie noch nicht erschienen. Die detaillierten Ergebnisse bleiben also noch abzuwarten.
Unternehmen
PRO MUSIK - Verband freier Musikschaffender e.V.
Musikproduktion, Veranstalter, Musikunterricht und Ausbildung in 45130 Essen
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