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Das Gegenteil von fair  

Kritik an Höhe der Gagen beim South by Southwest (SXSW) Festival

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 16.02.2023

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Kritik an Höhe der Gagen beim South by Southwest (SXSW) Festival

Priya Ragu. © Nathan Migal

Das SXSW in Austin, Texas ist das bekannteste Showcase-Festival der Welt. Jedes Jahr im März führt die Veranstaltung tausende Kreative aus den Bereichen Musik, Film und interaktive Medien zusammen. Jetzt gerät das Festival wegen der geringen Gagen, die die Musiker/innen für ihre Auftritte erhalten, in Kritik.

2023 findet das South By Southwest (SXSW) Festival vom 10. bis zum 19. März statt. An zehn Tagen finden unter anderem verschiedene Konferenzen, Film- und TV-Festivalvorführungen, Preisverleihungen, Ausstellungen und Showcases in ganz Austin im US-Bundesstaat Texas statt.

Im Mittelpunkt stehen aber die Auftritte hunderter Bands und Solokünstler, die ganz Austin in einen riesigen Musikclub verwandeln werden. Aber werden diese Musiker und Musikerinnen für ihre Auftritte auch fair bezahlt?

Kontinuierliches Wachstum

Seit seiner Gründung 1987 wuchs das Programm des SXSW kontinuierlich. Auch die Einnahmen des Festivals sind, unter anderem durch Unternehmenssponsoren, deutlich angestiegen. 

Außerdem ist die Penske Media Corporation seit 2021 mit 50% am SXSW beteiligt. Das amerikanische Unternehmen verlegt circa. 20 Digital- und Printmedien wie Rolling Stone oder Billboard. 

Kümmerliche Gagen

Allerdings sind die Gagen für die dort auftretenden Musiker und Musikerinnen nicht im gleichen Zug mitgewachsen. Die Künstler/innen können sich zwischen einem Festivalarmband oder einer Gage entscheiden.

Das Armband verschafft Künstler/innen Zutritt zum restlichen Festival (auf dem sie wohlgemerkt selbst auftreten) und was angesichts der Tatsache, dass das SXSW dazu dient, in der Musikindustrie Fuß zu fassen, ziemlich paradox erscheint.  

Wer sich für die Gage entscheidet, erhält eine einmalige Zahlung in Höhe von 250$ beziehungsweise 100$ für Solokünstler/innen. Internationalen Künstler/innen bleibt diese Wahl erst gar nicht: Sie erhalten lediglich das Armband.

Obwohl SXSW regelmäßig Gewinn erzielt, sind die Gagen seit 2012 nicht gestiegen. Außerdem müssen Künstler/innen vorab eine Anmelde-/Bewerbungsgebühr an SXSW zahlen, die aber im Gegensatz zu den Gagen gestiegen ist. Vor rund elf Jahren betrug die Gebühr noch 40$, heute sind es 55$, das sind 37,5% mehr. 

In die Offensive

Aufgrund der niedrigen Gagen hat die Union of Musicians and Allied Workers (UMAW) einen offenen Brief an SXSW und Penske Media verfasst, in dem sie folgende Forderungen aufstellt: 

  1. 750$ statt 250$ Gage 

  2. Kein erzwungenes entweder oder: Festivalarmband als Zusatz zur Gage (denn Künstler/innen sollten sich auch untereinander vernetzen können) 

  3. Gleichwertige finanzielle Entschädigung für internationale und US-amerikanische Künstler/innen, also Gage + Festivalarmband 

  4. Die Abschaffung der Anmeldegebühr

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die UMAW knapp 2.000 Unterschriften gesammelt.

Musikschaffende müssen sich etablieren 

Natürlich geht es den angehenden aufstrebenden Musiker/innen bei ihrer Teilnahme an derartigen Veranstaltungen in erster Linie darum, in ihre Zukunft zu investieren. Das SXSW zieht einflussreiche Fachleute aus der Musikbranche an. 

Ein Showcase dient vorrangig nicht zu Unterhaltungszwecken, sondern dazu, sich zu präsentieren und Kontakte innerhalb der Musikindustrie zu knüpfen. Bestenfalls öffnen sich auf diese Weise neue Türen, die sich positiv auf die musikalische Karriere der Künstler/innen auswirken.  

Doch die unterbezahlte musikalische Darbietung wird dennoch von den meisten Künstler/innen in Kauf genommen, denn eine Absage könnte sich negativ auf die Aussichten einer zukünftigen musikalischen Karriere auswirken. 

Ein Minusgeschäft

Ein Großteil der auf dem SXSW auftretenden anstrebenden Musiker/innen generiert (noch) keine Einnahmen mit ihrer Musik. Zusätzlich fallen Reise- und Aufenthaltskosten und die Anmeldegebühr an, Einnahmen durch Tickets fallen ebenfalls weg. Bestenfalls können sie mit Merch-Verkäufen Einnahmen erzielen.

In vielen Fällen werden die Musikerinnen und Musiker deutlich mehr ausgeben als sie mit ihrem Showcase auf dem South by Southwest einnehmen. Die Erhöhung der niedrigen Gagen auf einem der bekanntesten Festival der Welt scheint daher nicht nur berechtigt, sondern überfällig. Das SXSW hat sich bislang allerdings noch nicht geäußert.

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