Im Überlebensmodus
Live DMA beziffert die Auswirkungen der Coronakrise auf die europäische Clubszene
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© Tim Mossholder via Pexels
Die Live DMA schreibt in ihrem Bericht, dass sich die europäischen Clubs und Spielstätten aktuell im Überlebensmodus befinden: Nach dem weltweiten Ausbruch des Coronavirus mussten Live-Clubs im Rahmen des Lockdowns im Frühling vollständig schließen; erst seit kurzem können sie wieder öffnen – und das nur unter strengen Auflagen, die ein wirtschaftliches Arbeiten in den meisten Fällen unmöglich machen.
Keine Kultur mehr auf den Bühnen
Die Live DMA prognostiziert, dass 2020 in den 2.600 von der Live DMA vertretenen Spielstätten und Clubs insgesamt 664.000 Auftritte von Künstler/innen ausfallen oder verschoben wurden, die im Rahmen von 284.000 Musik-Events hätten stattfinden sollen. Insgesamt bedeutet das einen Einbruch um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Daraus folgt, dass Clubs und andere Veranstaltungsorte 2020 rund 76 Prozent weniger Besuche verzeichnen werden: Statt der geplanten 70 Millionen Gäste in den von der Live DMA vertretenen Spielstätten rechnen die Venues jetzt nur noch mit einer Gesamtzahl von 17 Millionen Besucher/innen – 76 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.
Einbußen in jedem Bereich
Diese Entwicklungen bedeuten in erster Linie drastische Einnahmeeinbrüche für die Clubs, da diese im Jahr 2020 nur für gut 8-12 Wochen regulär geöffnet waren und die aktuellen, stark eingeschränkten Wiederöffnungen keine wirkliche Besserung der ausgefallenen Besuchereinnahmen zur Folge haben. Insgesamt beziffert die Live DMA die ausgefallenen Einnahmen wie folgt:
- 496 Millionen Euro Einbußen aus Ticketverkäufen,
- 521 Millionen Euro Verluste im Bereich von Essens- und Getränkeverkäufen,
- 172 Millionen Euro Verluste in weiteren Einnahmefeldern.
Das bedeutet wiederum einen Einbruch der zusammengerechneten Einnahmeprognose der 2.600 Live DMA-Clubs, immerhin 1,8 Milliarden Euro, um 64 Prozent. Da die Fixkosten trotz der zahlreichen Veranstaltungsabsagen nicht in gleichem Maße gesunken sind – z.B. Miete und Löhne müssen weiter fortgezahlt werden –, sehen sich viele Spielstätten derzeit mit steigenden Verlusten und drohnender Insolvenz konfrontiert.
Selbstständige und Musiker/innen gefährdet
Die Coronakrise bedroht laut Live DMA damit insbesondere größere, privatwirtschaftlich organisierte Spielstätten. Außerdem sind im Zuge der Krise auch zahlreiche Arbeitsplätze bedroht: Die von der Spielstättenvereinigung vertretenen 2.600 Venues beschäftigten bis Anfang des Jahres noch rund 28.000 Menschen.
Insbesondere Selbstständige sind von den Veranstaltungsausfällen betroffen, da ihnen die Aufträge fehlen. Gleichzeitig müssen die Spielstätten jedoch auch zunehmend dem festangestellten Personal kündigen; auslaufende Verträge mit Dienstleistern werden aktuell nicht verlängert.
Die Live DMA warnt außerdem vor den negativen, strukturellen Folgen der Coronakrise für die gesamte (Live-)Musikbranche: Der Verband prognostiziert, dass die Spielstätten bis zum Ende des Jahres 2020 rund 70 Prozent weniger Geld für Künstler/innen ausgegeben haben werden als noch im Vorjahr.
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