Verfrühte Hoffnungen
Lockerungen verschoben: Der englische Festivalsommer 2021 steht auf der Kippe
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Blick auf das Glastonbury Festival. © Czampal, CC BY-SA 4.0
Am 21. Juni sollten laut Plan der britischen Regierungen großangelegte Öffnungsschritte in Kraft treten. Die Maskenpflicht sollte entfallen und auch Großveranstaltungen sollten wieder stattfinden können.
Warnungen vor einer neuen Welle
Lange sah es so aus, als ob die erfolgreiche britische Impfkampagne und niedrige Infektionszahlen die Umsetzung dieser Lockerungen ermöglichen würde. Jedoch hatte sich mit der Ausbreitung der zuerst in Indien aufgetretenen Delta-Variante des Virus das Blatt gewendet.
Die Zahl der Corona-Fälle hatte in den vergangenen Wochen rapide zugenommen, und die Delta-Variante macht mittlerweile rund drei Viertel der nachgewiesenen Fälle aus. Wissenschaftler warnten vor zu schnellen Öffnungen und befürchteten eine neue Welle in Großbritannien.
Verschobene Lockerungen
Aufgrund dessen hat Premierminister Boris Johnson am 14. Juni die Verlängerung der Maßnahmen um vier Wochen bekannt gegeben. Mit diesem Beschluss sind Großveranstaltungen bis zum 19. Juli nicht möglich, laut The Independent müssen über 5000 Konzerte verschoben werden.
Ob sich die Situation bis August entspannt und Festivals stattfinden können, ist unwahrscheinlich, zumal den Veranstaltern jede Planungssicherheit fehlt.
Finanzielle Sorgen
Das liegt daran, dass die Planung einer Veranstaltung in Zeiten der Corona-Pandemie ein erhebliches Risiko birgt, da ein Anstieg der Corona-Fälle lokal oder national zu einer kurzfristigen Absage durch die Gesundheitsbehörden führen kann. Die Folge sind große Verluste für die Veranstalter und drohende Insolvenzen.
Aufgrund dessen fordern Organisatoren und Veranstalter seit Monaten eine staatliche Entschädigungsregelung wie einen Ausfallfond. Vorbild dafür sind unter anderem Länder wie die Niederlande und inzwischen auch Deutschland, die bereits Ausfallfonds für Veranstalter ins Leben gerufen haben.
Auf taube Ohren
Die britische Regierung lehnt eine solche Form der Entschädigung jedoch bislang ab. Digital- und Kultusministerin Carolin Dinenage begründete dies im Januar mit einer fehlenden Überzeugung für Ausfallfonds als richtige Form der Unterstützung für den Veranstaltungssektor.
Laut The Independent gab Kultursekretär Oliver Dowden im Mai weiterhin an, dass die Idee eines staatlich unterstützten Versicherungssystems erst geprüft werde, wenn am 21. Juni die groß angelegten Öffnungsschritte erfolgt seien.
Da diese nun verschoben sind, stellt sich die Frage umso dringender. Ob die britische Regierung den Festivalveranstaltern nach den verschobenen Lockerungen finanzielle Hilfe zuspricht oder ob sich auch dies hinauszögert, bleibt abzuwarten.
Was passiert mit den Festivals?
Schon länger war klar, dass das weltberühmte Glastonbury Festival und das BST Summer Time Festival im Londoner Hyde Park erst 2022 wieder stattfinden werden.
Zahlreiche andere Festivals wurden aber auf August und September verschoben, in der Hoffnung, dass sie dann mit voller Kapazität stattfinden können. Diese Hoffnung erscheint zunehmend unrealistisch.
Geplante Festivalexplosion in der Schwebe
Aktuell sind ab August eine ganze Reihe an Festivals geplant. Dazu zählen sind beispielsweise das Leeds und das Reading Festival, die beide auf den Zeitraum vom 27. bis zum 29. August, mit jeweils um die 70.000 Besuchern angesetzt sind.
Auch das Heavy-Metal-Festival Bloodstock und das genreübergreifende Boardmasters Festival sollen beide Mitte August stattfinden. Auf September verschoben wurde beispielsweise das legendäre Isle Of Wight Festival. Ob diese Massenfestivals wirklich stattfinden können, ist allerdings fraglich, denn wer kann schon aktuell mit Sicherheit voraussehen, ob die Lockerungen nicht ein zweites Mal verschoben werden müssen?
Der mit großen Hoffnungen gestartete englische Festivalsommer steht aktuell jedenfalls vor düsteren Aussichten.
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