Wertverlust
Schaden virtuelle Corona-Konzerte und Livestreams den Musikern?
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Das Handy macht vieles möglich, das in Corona-Zeiten hilfreich sein kann. © John-Mark Smith / Pexels
In einem viel geteilten Facebook-Post fordert die Saxophonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser Mitmusikerinnen und -musiker auf, in Zeiten von Corona auf kostenlose Konzerte via Live-Stream zu verzichten. Lottermoser befürchtet, dass Musik und insbesondere Live-Konzerte durch die derzeitige Fülle kostenloser virtueller Alternativangebote ihren Wert verlieren:
Lottermoser gibt an, dass die Angst, Fans zu verlieren oder gar in Vergessenheit zu geraten, durchaus nachvollziehbar ist, und somit auch die Idee eines virtuellen Live-Konzertes. Gleichzeitig gelten Musikerinnen und Musiker derzeit nur bedingt als gesellschaftlich relevant – das kostenlose Anbieten der "Ware" Musik sorge nur noch mehr dafür, diesen Status zu zementieren.
Deutlicher Zuspruch
Viele Musikschaffende schließen sich Lottermoser in den Kommentaren zu ihrem Post an: Die Musik, so die Befürchtung, wird durch das kostenlose Konzertangebot auf den Status eines "schönen Hobbies" reduziert, während die oftmals prekären wirtschaftlichen Verhältnisse von (Berufs-)Musiker/innen im Hintergrund bleiben – und das, obwohl die (Live-)Musikwirtschaft mit am schlimmsten von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen ist.
Problematisch ist weiterhin, dass Musiker/innen nur einen Teil der bedrohten Live-Branche darstellen. Das "Rückgrat" der Branche, also Veranstalter/innen, Locations, Ticketing-Unternehmen und insbesondere das Vor-Ort-Personal (Stage Hands, Techniker, Security, ...) haben keine Möglichkeit, den aktuellen Einnahmeausfall zu kompensieren.
Präsenz als Ziel
Andere Musikschaffende widersprechen der Auffassung und betonen den grundsätzlichen Unterschied zwischen Live-Streams und "echten" Live-Konzerten: Das virtuelle Angebot, ob kostenlos oder nicht, kann, so die Meinung vieler Musiker/innen, die Experience eines richtigen Live-Konzertes niemals ersetzen – und will dies auch gar nicht.
Virtuelle Live-Konzerte seien viel mehr eine gute Möglichkeit, präsent zu bleiben – und können, wengleich sie prinzipiell kostenlos sind, den Musiker/innen mittels Spendeneinnahmen dabei helfen, zumindest einen Teil der Ausfälle zu kompensieren.
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