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Neue Eskalationsstufe

TikTok im Konflikt mit US-Politik und Musikindustrie

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 14.03.2024

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TikTok im Konflikt mit US-Politik und Musikindustrie

© Collabstr

TikTok erfährt aktuell jede Menge Gegenwind aus der Musikbranche und aus der US-Politik. Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete am 14. März einen Gesetzentwurf, der den TikTok-Mutterkonzern ByteDance zum Verkauf der Kurzvideo-Plattform zwingen soll. Wenn ByteDance sich weigern sollte, TikTok zu verkaufen, könnte die Plattform sogar in den USA verboten werden.

Der Gesetzentwurf wurde vom US-Repräsentantenhaus mit der überparteilichen Mehrheit von 352:65 verabschiedet. Um Gesetzeskraft zu erlangen, muss er auch vom Senat verabschiedet werden, was nach aktuellem Stand fraglich ist. 

Senat-Mehrheitsführer Chuck Schumer, ein Demokrat aus New York, hat sich bisher eher zurückhaltend zu den Chancen des Gesetzentwurfs in der zweiten Kammer des US-Kongresses geäußert. Dagegen unterstützt US-Präsident Biden das Vorhaben.

Langjähriger Streit vorprogrammiert

Sollte das Gesetz jemals in Kraft treten, ist eine langjährige juristische Auseinandersetzung unausweichlich. Erwartungsgemäß hat TikTok bereits Widerstand angekündigt. 

Hintergrund der Entschiedung sind Befürchtungen, dass TikTok Nutzerdaten an die chinesische Regierung weitergeben könnte oder die Plattform benutzen könnte, um Propaganda zu verbreiten. Die Abstimmung sendet ein Signal an Peking, dass die US nicht gewillt sind, chinesische Einflussnahme hinzunehmen.

Stress mit Universal

Einen ganz anderen und doch ähnlichen Hintergrund hat der Konflikt zwischen TikTok und Teilen der Musikindustrie. Den Anfang machte die Universal Music Group (UMG), die gab Ende Januar bekanntgab, dass sie die Lizenzvereinbarung mit TikTok nicht verlängern würde. Kurz darauf zog sie alle Songs ihrer Artists von TikTok ab, gefolgt von den Songs der Universal Music Publishing Group (UMPG).

Als Grund für das Vertragsende hatte Universal in erster Linie ein zu niedrig ausfallendes Angebot für Musik-Lizenzen durch TikTok angegeben. Laut dem Label steuerte TikTok im vierten Quartal des Jahres 2023 nur mit einem Prozent zum Einkommen des Unternehmen bei.

Viele Vorwürfe

TikTok erziele mit dem UMG-Katalog mehr Einnahmen als UMG durch Lizengebühren. "Kostenlos funktioniert bei uns nicht", erklärte CEO Lucian Grainge. Sogar ein minimaler Wechsel der Nutzer auf andere Plattformen würde sich für Universal bezahlt machen, da die Monetarisierung der Musik auf TikTok so schlecht sei.

UMG möchte sich in der Zukunft auf Partnerschaften mit anderen Plattformen wie Snapchat, YouTube und Meta konzentrieren, da diese höhere Monetarisierungen versprechen.

Neben der zu geringen Vergütung für Künstler wies Universal auch auf auf Sicherheitsbedenken bei der Nutzung der App sowie auf die große Verbreitung von Deepfakes auf TikTok hin. UMG versuche  außerdem Künstler*innen von der zunehmenden Nutzung KI-generierter Musik auf TikTok zu schützen. 

Unterstützung und Gegensätze

Unterstützung erhielt UMG dabei von anderen Musikverlagen wie NMPA, die ihren Katalog Anfang April ebenfalls von TikTok nehmen wollen sowie Downtown Music Holdings. Der Musikverlag Warner Music hingegen verlängerte seinen Vertrag mit TikTok. Warner Music hält den Deal mit TikTok für fair, äußern aber dennoch Verständnis für Universal.

Wie Digital Music News berichtet, veröffentlichte nun auch die Association of Independent Music Publishers (AIMP) ein Statement zum Konflikt. "Unabhängig davon, ob Indie-Publisher die Möglichkeit haben, mit dem aktuellen Lizenzmodell weiterzumachen oder nicht, gibt es einige Probleme, die gelöst werden müssen", erklärt die AIMP.

Musik als Kernelement

Musik ist laut AIMP ein Kernelement der App TikTok. TikTok-Nutzer*innen stützen sich dabei vor allem auf populäre und kommerzielle Musik. Daher müsse TikTok sein Lizenzmodell weiterentwickeln und Künstler*innen als gleichberechtigte Partei für den Erfolg TikToks ansehen und würdigen.

Ebenfalls problematisch sieht die AIMP, dass das Einkommen durch einen Song auf der Erstellung von Videos und nicht auf Aufrufen basiert.  Wenn ein Video also einmal erstellt wird und fünf Millionen Aufrufe erhält, werden die Künstler*innen nur für die Erstellung des Videos und nicht für die fünf Millionen Aufrufe bezahlt.

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