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Die Branche braucht Perspektiven

Unsicherheit in der Live-Branche: Wie lange hält die Corona-Krise noch an?

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 13.04.2020

coronakrise liveszene

Unsicherheit in der Live-Branche: Wie lange hält die Corona-Krise noch an?

© Pixabay via Pexels

Der Shutdown des öffentlichen Lebens ist als Reaktion auf die Corona-Pandemie unvermeidlich. Für die Musik- und Veranstaltungswirtschaft bedeuten die Maßnahmen langfristig jedoch den wirtschaftlichen Ruin. Doch wann werden wir die Krise überwunden haben?

Der US-amerikanische Bioethiker und Professor für Gesundheitsmanagement Dr. Ezekiel "Zeke" Emanuel gab im Rahmen eines von der New York Times veranstalteten Expertengesprächs einen geradezu apokalyptischen Ausblick für die Zukunft des öffentlichen Lebens in den Vereinigten Staaten.

Für Emanuel steht fest, dass die Pandemie nicht einfach verschwinden wird – der Virus werde die USA noch mindestens für die nächsten 18 Monate oder länger in Schach halten. "Normalität" werde erst wieder einkehren, wenn ein Impfstoff oder eine effektive Medikation gefunden werden. 

Die Zukunft der Livebranche steht auf dem Spiel 

Den Optimismus von Veranstalter/innen, die die von der Pandemie betroffenen Events schlicht auf den Herbst oder sogar den späten Sommer verschoben haben, kann Emanuel nicht nachvollziehen: Der Höhepunkt der Krise, so der Professor, sei noch lange nicht erreicht – Festivals und Konzerte sind ihm zufolge frühestens ab Herbst 2021 wieder denkbar. 

Sollte sich diese Prognose bewahrheiten, würde dies den Todesstoß für einen großen Teil der US-amerikanischen Livebranche bedeuten. Wohl kein Unternehmen aus dem Sektor wäre in der Lage, die mit einer solch langen Zwangspause einhergehenden Einnahmeausfälle auszugleichen.

Schon jetzt müssen kleinere Unternehmen wie die Event- und Ticketing-Plattform Eventbrite Mitarbeiter/innen entlassen, um den wirtschaftlichen Betrieb auch in Zukunft sicherstellen zu können. 

Nationale Unterschiede

Wichtig ist jedoch auch, zu bedenken, dass Emanuels Einschätzungen nicht verallgemeinert werden können: Die Ausbreitung des Corona-Virus ist von Land zu Land unterschiedlich; auch der jeweilige Umgang mit dem Virus unterscheidet sich stark.

So ist Amerika derzeit in weitaus größerem Maße von den Auswirkungen des Virus betroffen als beispielsweise Deutschland – während US-Präsident Donald Trump lange zögerte, Maßnahmen zur Minimierung der Ausbreitung des Virus durchzusetzen, reagierte Deutschland verhältnismäßig früh. 

Die Einschätzung der Leopoldina

Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, dass sich die aktuellen Einschätzung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina deutlich von denen von Dr. Ezekiel Emanuel unterscheiden. Die deutsche Gelehrtengesellschaft veröffentlichte am Nachmittag des 13. April 2020 eine Analyse der Situation und legte auch Handlungsempfehlungen vor.

In der Analyse der Leopoldina heißt es u.a., dass eine zweite Infektionswelle um jeden Preis vermieden werden müsse. Das bedeutet auch, dass die gelernten Abstands- und Hygienemaßnahmen weiterhin eingehalten werden müssen. Die Wissenschaftler plädieren gleichzeitig für eine behutsame Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens. 

Die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen seien aufgrund der hektischen Anfangsphase der Pandemie gerechtfertigt gewesen. Es sei jetzt jedoch notwendig, eine belastbare Datengrundlage zu erarbeiten. Damit könnten zukünftig fundierte Einschätzungen aufgrund der aktuellen Situation und verlässlicher Zukunftsprognosen getroffen werden.   

Die Branche braucht Klarheit

Zu Freizeitveranstaltungen wie Konzerten und Festivals heißt es in der Einschätzung der Leopoldina, dass deren Wiederaufnahme davon abhänge, wie stark Menschen miteinander in Kontakt stünden bzw. wie gut sie voneinander distanziert werden könnten.

Die Forscher/innen der Leopoldina betonen in ihrer Analyse zusätzlich, dass es mittlerweile einer klaren Perspektive bedürfe, um die psychische Belastung der Bevölkerung zu reduzieren. 

Da die Analyse der Leopoldina eine der wichtigsten Quellen für die Entscheidungen der Bundesregierung darstellt, bleibt nun zu hoffen, dass diese Forderung berücksichtigt wird: Denn auch die Live-Branche benötigt Klarheit, um mit der aktuellen Situation umgehen zu können.

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