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Vom Antrag bis zur Auszahlung: Das waren eure Erfahrung mit den Corona-Hilfen

Spezial/Schwerpunkt von Backstage PRO
veröffentlicht am 25.02.2022

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Vom Antrag bis zur Auszahlung: Das waren eure Erfahrung mit den Corona-Hilfen

© Backstage PRO

In einer Umfrage Anfang Januar 2022 haben wir euch, die Backstage PRO-Community, nach eurer Meinung zu den Corona-Hilfen gefragt: Habt ihr Hilfen bezogen? Wart ihr zufrieden mit dem Verfahren und der Auszahlung? Hier sind die Ergebnisse!

Bei der Hälfte der Teilnehmenden an unserer Umfrage handelte es sich erwartungsgemäß um Musikerinnen und Musiker. Fast ein Viertel (23%) sind als Veranstalterinnen bzw. Veranstalter tätig und 4 Prozent der Befragten betreiben Spielstätten. 

Knapp 20 Prozent ordnen sich in der Kategorie "Andere" ein. Sie geben an, etwa im Bereich Eventmanagement oder Dienstleistungen tätig zu sein oder als Komponist/in, DJ, Manager/in oder Tänzer/in zu arbeiten. Insgesamt haben 85 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Umfrage Hilfen beantragt.

Wichtige Unterstützung

Gut 44 Prozent der Befragten geben dabei an, die Anträge ohne die Hilfe einer Steuerberaterin bzw. eines Steuerberaters abgegeben zu haben. 40 Prozent haben zumindest bei einigen der gestellten Anträge eine/n prüfende/n Berater/in hinzugezogen. 17 Prozent erhielten bei allen Hilfsanträgen Hilfe von einer beratenden Person. 

Mehrere Teilnehmende geben dabei an, dass die Hilfe durch Steuerberaterin bzw. Steuerberater das Ausfüllen der Anträge für sie ungemein erleichtert hat: 

"Ich habe alles über den Steuerberater gemacht und von daher war das einfach!"

Individuelle Gründe

Bei den Teilnehmenden, die keine Hilfen beantragt haben (15%), hat uns natürlich der Grund dafür interessiert: Während 14 Prozent angaben, schlicht keine staatliche Unterstützung benötigt zu haben, klagten immerhin 21 Prozent über den zu hohen Aufwand.

Die Mehrheit der Teilnehmenden hat jedoch individuelle Gründe: 64 Prozent haben die "Andere"-Option gewählt. So wurde etwa keine Hilfe beantragt, weil die Teilnehmenden als Nebenberufler nicht berechtigt waren oder die Antragsbedingungen für Solo-Selbstständige unvorteilhaft waren.

Andere wurden von der Angst umgetrieben, die Gelder nicht zurückzahlen zu können, oder konnten die Hilfen nicht beantragen, da sie weiterhin in einem anderen Job tätig waren – und das, obwohl dieser keineswegs ein bequemes Auskommen garantierte.

Zahlreiche Angebote

Was die beantragten Hilfen angeht, so war die Neustarthilfe mit Abstand die "populärste" Hilfe, gefolgt von der Überbrückungshilfe und den verschiedenen Programmen im Rahmen von Neustart Kultur: 

Zu den weiteren Hilfsangeboten, die von den Teilnehmenden in Anspruch genommen wurden, gehörten u.a. Programme der Stiftung Lichtblick oder des Stern (Spendenaktion), aber auch der Deutschen Orchestervereinigung oder von Verwertungsgesellschaften wie der GEMA oder der GVL

Gute Quote

Davon geben gut 92 Prozent an, alle beantragten Hilfen ganz oder zumindest teilweise erhalten zu haben (ganz: 72%, teilweise: 20%). Nur etwa acht Prozent sind komplett leer ausgegangen.

Die Gründe waren äußerst verschieden: Probleme lagen u.a. in den Referenzumsätzen oder der "mangelnden Professionalität" des eigenen Projektes. Andere Befragte gaben an, ihren Antrag schlicht zu spät eingreicht zu haben und kein Geld erhalten haben, da die Hilfen schon erschöpft waren.

Anträge wurden ebenfalls deshalb abgelehnt, da durch eine kurzfristige Änderung der Bedingungen der Corona-Soforthilfe die Möglichkeit, Lebenshaltungskosten und Umsatzausfall geltend zu machen, gestrichen wurde. Daraufhin wurden nur noch Betriebskosten anerkannt, ein Problem über das wir immer wieder ausführlich berichtet haben. 

Die Höhe der Hilfen

Der größte Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die beantragten Hilfen ganz oder teilweise erhalten haben, beziffern die Höhe der ausgezahlten Hilfen auf bis zu 25.000 Euro (33%), 29 Prozent haben sogar Hilfen in Höhe von mehr als 25.000 Euro erhalten:

Bei den ausgezahlten Summen handelt es sich dabei in 74 Prozent der Fälle auch um die vollständige (beantragte) Summe. Ein Viertel der Teilnehmenden gibt hingegen an, nicht die vollständige Antragssumme erhalten zu haben. Die meisten Befragten erklären, zwischen 50 und 75 Prozent der Antragssumme erhalten zu haben: 

Stimmungsbild

Natürlich wollten wir auch von euch wissen, wie zufrieden ihr mit dem Antragsprozess und der Bearbeitungszeit für den Antrag bzw. die Anträge letztendlich wart. Das Ergebnis seht ihr im folgenden Diagramm: 

Rückzahlung

Leider konnte nur 63 Prozent alle Teilnehmenden die Hilfen vollständig behalten. 37 Prozent gaben an, dass sie sie komplett oder teilweise wieder zurückzahlen mussten – die Höhe der Rückzahlungen lag dabei vornehmlich im Bereich zwischen einem und 50 Prozent:

Auch bei den Rückzahlungen waren die vornehmlichen Gründe ein zu hohes Einkommen im Referenzzeitraum, oder ein "falsch" gestellter Antrag, da die Antragsbedingungen wie oben beschrieben kurzfristig geändert wurden. 

Allgemeines Feedback

Euer allgemeines Feedback war so sachlich wie differenziert. Viele geben an, mit den letztendlich erhaltenen Hilfen zufrieden zu sein – gleichzeitig kommt fast keiner eurer Kommentare ohne den Hinweis aus, dass die Antragstellung in den meisten Fällen durchaus komplex war.

Viele heben hier hervor, dass sie entweder Hilfe durch ihren Steuerberater oder durch verschiedene Facebook-Gruppen oder Musiker/innen-Netzwerke erhalten haben. 

"Man musste sehr viel Zeit investieren, um zurechtzukommen. Es war sicher von Vorteil, dass ich einen guten Steuerberater habe. Geschenkt wurde es einem insgesamt nicht, ich habe mich da sehr reingehängt. Vorteilhaft waren die vielen Facebook Gruppen. Da könnte man einiges an Infos mitnehmen."

Kritik

Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage schreiben, dass sie aufgrund der zu hohen Komplexität erst gar keinen Antrag gestellt haben.

"Die Antragsverfahren waren teils undurchsichtig, man musste oft  zugehörige Hotlines anrufen und nach Hilfe fragen. Vor allem im Rahmen des Sonderfonds waren auf der Antragsseite nötige Buttons, zum Beispiel für eine freiwillige Absage, gar nicht angelegt. Es wundert mich nicht, dass viele KollegInnen den Aufwand der Beantragung scheuen."

Andere wiederum bemängeln, dass insgesamt zu viel Zeit für die Konzeption und auch die Auszahlung der Hilfen benötigt wurde: Es sei bedauerlich, dass die Kunst und Kultur – genauso wie allgemein Selbstständige und Freiberufler – in der Krise so wenig vom Staat aufgefangen wurden. 

Auch werden häufig Details in der Antragstellung bemängelt, so etwa die Definition der Referenzzeiträume oder die förderfähigen Ausgaben – insbesondere, dass Lebenshaltungskosten nicht berücksichtigt wurden. 

 

Wir danken euch herzlich für eure Teilnahme!

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