Christian Bethge über Green Touring und die Auswahl der Bands für das Green Talents Festival auf der BUGA 2023 in Mannheim

Christian Bethge war als Projektleiter Rock & Pop für die Auswahl der Bands für das Green Talents Festival zuständig, das vom 1. bis 3. September und vom 8. bis 10. September jeweils von 15 bis 22 Uhr im Rahmen der BUGA 2023 in Mannheim stattfindet. Im Interview spricht er über den Auswahlprozess, die Haltung der Acts zu den 17 Nachhaltigkeitszielen und darüber, was er selbst über Green Touring gelernt hat.

Backstage PRO: Für das Green Talents Festival im Rahmen der BUGA in Mannheim habt ihr bei Backstage PRO 48 Bands gesucht. Du und deine Kollegin Anna Maier haben sich alle Bands angehört. Wie war der Durchhör- und Auswahlprozess?

Christian Bethge: Die Resonanz war hoch: Wir hatten fast 800 Bewerber/innen, die teilnehmen wollten. Erfreulicherweise war die Qualität durchweg sehr gut, was den Auswahlprozess ein wenig erschwert hat. Aber es hat Spaß gemacht, alle Bewerbungen durchzuhören. Operativ werden wir nun auch von unserer Kollegin Sarah Krieger unterstützt, die das Green Talents Team komplettiert.

Backstage PRO: In ihrer Bewerbung sollten die Bewerber/innen ihre Position zu den 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen erklären. Wie ernst haben sie diese Aufforderung genommen?

Christian Bethge: Es war sehr interessant zu lesen, was Leute dazu zu sagen haben. Alle haben sehr individuell auf die 17 Ziele geantwortet. Viele haben die Frage sehr umfangreich beantwortet, was zeigt, wie sehr die Menschen das Thema beschäftigt. Eine große Zahl der Bewerber/innen hat sich wirklich reingehängt. Man kann auch sagen, dass die Resonanz auf Themen wie Green Touring besonders positiv war. 

Backstage PRO: Wenn sich Acts besonders intensive Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit gemacht haben, hat das ihre Chancen erhöht, ausgewählt zu werden?

Christian Bethge: Wir haben uns bemüht, beide Aspekte der Bewerbungen gleichwertig zu betrachten. Wir haben erst gelesen, was die Bewerber/innen zu den 17 Zielen geschrieben haben, dann haben wir uns angehört, welche Musik sie machen. Manchmal haben die Bands auch mit ihrem Text Bezug auf ihre Musik genommen und umgekehrt. 

Backstage PRO: Wie hoch schätzt du das Engagement der Bewerber/innen ein?

Christian Bethge: Wir haben festgestellt, dass sich viele Bewerber/innen schon sehr für die Umwelt einsetzen. Wenn wir festgestellt haben, dass ein gewisser Grad an Aktivismus vorhanden ist und sich die Acts auch klar zu den 17 Nachhaltigkeitszielen positionieren konnten, dann war das für die Auswahl genauso wichtig wie die Musik selbst.

Backstage PRO: Mit anderen Worten: Die Leute haben es ernst genommen und ihr nehmt auch ernst, was sie geschrieben haben.

Christian Bethge: Genau. Dafür ist das Thema auch einfach zu wichtig. Es betrifft jeden, und sollte jedes Unternehmen, jede Band und jeden Menschen beschäftigen. Darüber hinaus macht es Spaß, die Gedanken der Bewerber/innen zu dem Thema zu lesen. 

Backstage PRO: Das Festival findet vom 1. bis 3. September und vom 8. bis 10. September jeweils von 15 bis 22 Uhr statt, d.h. an sechs Tagen treten jeweils acht Bands auf. Es gibt also wahnsinnig viel Musik. Was erwartet die Besucher?

Christian Bethge: Das Green Talents Festival wird eine bunte Mischung an Genres bieten – von Soul, Punk, Rap, Pop und Folk bis hin zu Noise/Avantgarde-Gewittern. Wir haben eine Auswahl getroffen, die sowohl für Musikfans interessant ist, aber auch für das Laufpublikum, das sowieso auf dem BUGA Gelände unterwegs ist. 

Backstage PRO: Ihr hättet ja auch hauptsächlich Acts aus der Rhein-Neckar-Region buchen können, aber die Musiker und Musikerinnen kommen aus ganz Deutschland. 

Christian Bethge: Wir haben uns absichtlich nicht nur auf Bands und Künstler/innen aus der Rhein-Neckar-Region beschränkt, weil wir ja den Green-Touring-Aspekt in den Mittelpunkt stellen wollten. Das stellt uns vor die Herausforderung, den Green-Touring-Aspekt auch praktisch in die Tat umzusetzen. Dazu haben wir ein Konzept entwickelt, damit diese Act nur das Nötigste mitbringen müssen.

Backstage PRO: Wenn ich es richtig verstehe, habt ihr spezifisch nach Acts gesucht, die eine weitere Anreise haben, und diese Acts dann aktiv unterstützt, damit sie auf einem umweltfreundlichen Weg nach Mannheim kommen. Kannst du diesen Green-Touring-Aspekt noch näher ausführen?

Christian Bethge: Wir als Veranstalter haben uns Mühe gegeben, eine Backline zur Verfügung zu stellen, die allen Bedürfnissen entspricht. Das Ziel bestand darin, das Leben der vielen auftretenden Künstler/innen deutlich zu vereinfachen. Wir haben den wichtigsten Bedarf zusammengetragen und zur Verfügung gestellt, sodass Acts ohne viel Gepäck auch einfach mit der Bahn, dem Fahrrad oder dem Paddleboard herkommen können. Bisher klappt das sehr gut.

Backstage PRO: Du bist auch über das Festival hinaus Veranstalter, beispielsweise des Brückenawards und des Winterawards. Hast du durch dieses Projekt realisiert, wie viel Potenzial im Green-Touring-Aspekt steckt?

Christian Bethge: Es war mein größter Gewinn als Veranstalter, vorher auf die Acts zuzugehen und mit ihnen darüber zu reden, was sie wirklich brauchen. Man kann viel Logistik für die Künstler sparen, wenn man von vornherein mitdenkt, mitplant und auch Alternativen abfragt. Als Veranstalter muss man nur die Kommunikation starten, dann klappt das alles.

Backstage PRO: Du hast schon die Workshops angesprochen, an denen die Bands teilnehmen müssen. Wie läuft das ab?

Christian Bethge: In Kooperation mit Engagement Global gibt es Workshops zum Thema Green-Touring. Bands können sich dabei noch weitergehender informieren, wie man Touring weiter optimieren kann. Es war uns wichtig, dass das ganze verbindlich ist. Die Workshops können online stattfinden, sollten also für alle machbar sein. Bisher ist die Rückmeldung sehr positiv; das Thema interessiert jeden. 

Backstage PRO: Ursprünglich sollte das Festival auf der Seebühne im Luisenpark stattfinden, jetzt aber findet es auf dem Spinelli-Gelände in Halle 5 statt. Warum?

Christian Bethge: Letztendlich haben wir uns für die Halle 5 entschieden, weil der Look der Halle thematisch besser zum Green-Talents-Festival passt. Auch wettertechnisch sind wir dort auf der sicheren Seite. Die Halle ist zentraler gelegen als die Seebühne, dort ist mehr Laufpublikum unterwegs. Viel mehr Leute werden sich so mit der Musik befassen wollen und können. 

Backstage PRO: Für diejenigen, die nicht so tief im BUGA-Thema drin sind: Was und wo ist die Halle 5 eigentlich?

Christian Bethge: Die Halle 5 befindet sich nach dem Haupteingang der BUGA relativ nah auf der rechten Seite. Dort gibt es Graffiti und Kunstwerke zum Anschauen. Die Halle ist wirklich sehr schön und sehr zentral. Wir werden eine kleine Menge an Stühlen bereitstellen, tendenziell sind die Konzerte aber nicht zum Sitzen ausgelegt.

Backstage PRO: Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf das Green Talents Festival!

Alle Bands des Green Talents Festivals auf der BUGA 2023 in Mannheim

1. September: 15-16 Uhr: Palacity / 16-17 Uhr: Hear Me Out / 17-18 Uhr: Maria Schüritz / 18-19 Uhr: Hannes Mono / 19-20 Uhr: Cellz / 20-21 Uhr: Zilli Henneberg / 21-22 Uhr: The DogHunters

2. September: 15-16 Uhr: Sendi Hoxha / 16-17 Uhr: Kunstfehler / 17-18 Uhr: Vjola / 18-19 Uhr: Anna Stucky / 19-20 Uhr: Helmet Lampshade / 20-21 Uhr: Das Sterben / 21-22 Uhr: Eypa / 22-23 Uhr: Ricky Coleman

3. September: 15-16 Uhr: Titanic Swim Team / 16-17 Uhr: Fat Tea / 17-18 Uhr: Mr Ellis / 18-19 Uhr: Ahtapot / 19-20 Uhr: Ephraim Giepen / 20-21 Uhr: Kalkyl / 21-22 Uhr: Pizza Hawaii

8. September: 15-16 Uhr: Cluster V / 16-17 Uhr: Opta / 17-18 Uhr: Wave Off / 18-19 Uhr: Valeria Grizzaffi / 19-20 Uhr: Stefan Unchained / 20-21 Uhr: Bohbi / 21-22 Uhr: Dewy Pines / 22-23 Uhr: Whybe

9. September: 15-16 Uhr: Jimson Drift / 16-17 Uhr: Tiye / 17-18 Uhr: Nikra /18-19 Uhr: Kasia / 19-20 Uhr: Ghost Bag / 20-21 Uhr: Beach Towel / 21-22 Uhr: ND - Duo / 22-23 Uhr: Sofyka

10. September: 15-16 Uhr: mickela / 16-17 Uhr: Khumo / 17-18 Uhr: Maiva / 18-19 Uhr: Autumn Tree / 19-20 Uhr: Like Mint / 20-21 Uhr: G'emma / 21-22 Uhr: Knabenschule