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Die Billboard-Alternative

Der Rolling Stone veröffentlicht eigene Charts – doch sind die Charts heute noch relevant?

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 08.07.2019

musikbusiness charts

Der Rolling Stone veröffentlicht eigene Charts – doch sind die Charts heute noch relevant?

Die Rolling Stone Charts am 5. Juli 2019. © Rolling Stone (Screenshot)

Der Rolling Stone hat Anfang Juli 2019 eigene Musikcharts angekündigt, mit denen das Musikmagazin in Konkurrenz zu den Billboard Charts tritt. Die Frage ist nicht nur, ob dies gelingen wird, sondern auch, ob Charts heutzutage noch Relevanz besitzen.

Der Rolling Stone schreibt in seiner Ankündigung, dass Charts auch heutzutage noch ein unverzichtbares Werkzeug zur Messung der Popularität einer Künstlerin bzw. eines Künstlers seien. Insbesondere in Zeiten sich immer stärker diversifizierender Hörgewohnheiten seien diese von besonderer Wichtigkeit. 

Plattformgebundene Charts wie die von Apple Music oder Spotify bieten zwar tagesaktuelle Informationen zu den Hörgewohnheiten, sind aber notwendigerweise auf die eigenen Hörerinnen und Hörer limitiert. Plattformübergreifende Charts wie die des Branchenblattes Billboard hingegen bieten lediglich wöchentlich aktualisierte Daten, die noch dazu nicht immer komplett durchschaubar sind – was erst kürzlich wieder für Kritik an Billboards Informationspolitik sorgte. 

Aktualität als Alleinstellungsmerkmal

Der Rolling Stone richtet sich mit seinen eigenen Charts deutlich gegen Billboard, indem er nicht nur die Berechnungsbasis der Platzierungen von vornherein öffentlich macht, sondern auch tagesaktuelle Charts anbietet. Bereitgestellt und ausgewertet werden die Daten von dem Unternehmen Alpha Data (ehemals BuzzAngle).

Ziel der Charts ist es, detaillierte, interaktive und vor allem aktuelle Einblicke in die derzeitigen Spitzenpositionen der populären Musik zu bieten – ob für Musiker, Verbraucher oder Labels. 

Die Frage nach der Relevanz

Während immer häufiger Kritik an den undurchsichtigen Bewertungskriterien Billboards laut wird, und der Rolling Stone diesen Einwänden bereits von vornherein vorbeugt, stellt sich dennoch die Frage, ob der "Newcomer" gegen eine so etablierte Institution wie Billboard ankommt. Immerhin gelten die Charts des Branchenblatts in den USA als quasi-Standard. 

Weiterhin ist fraglich, wie dringend Chartnutzerinnen und -nutzer tatsächlich die von Billboard versprochenen, tagesaktuellen Daten benötigen – und wer überhaupt noch Charts benutzt. Während es für Musiker durchaus noch einleuchteen, ihre eigene Popularität via Charts zu überprüfen, haben diese ihre Position als Institution für Verbraucherinnen und Verbraucher wohl schon länger eingebüßt. 

Zweifel

Zum einen ist anzunehmen, dass der angenommene Einfluss der Charts auf den allgemeinen Musikkonsum im Zeitalter von automatischen Playlists, Webradios und Influencern stetig sinkt. Auch lässt sich vermuten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher aus Gründen der Praktikabilität eher auf Charts des von ihnen verwendeten Streaming-Dienstes zugreifen statt auf die eines Drittanbieters.

Zum anderen ist es fraglich, ob die Charts wirklich jemals eine relevante Funktion besaßen. Die Ergebnisse einer Umfrage in der Backstage PRO-Community lassen zumindest daran zweifeln: 

Die Ergebnisse unserer Charts-Umfrage von 2017

Die Ergebnisse unserer Charts-Umfrage von 2017

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