Konkurrenz zu Major-Labels?
Spotify bringt (ziemlich sicher) Direkt-Upload und -Lizenzierung für Indie-Artists
Spotify-Gründer Daniel Ek beim Investor Day im März 2018. © Spotify
Wie Billboard berichtet, hat Spotify Management-Firmen, Künstlern und Künstlerinnen Vorschüsse in Höhe von teilweise mehreren hunderttausend Dollar angeboten, um deren Musik auf der Streaming-Plattform verwenden zu dürfen.
Künstlervorteil
Die Vorteile für die Vertragspartner liegen auf der Hand: Die Einnahmen sind tendenziell höher, als sie es im Vertrieb durch ein Major-Label wären. Während ein Major-Label 54% der Stream-Einnahmen von Spotify erhält und davon nur gut 20% an die Künstler und Künstlerinnen weitergibt, erhalten diese durch die Direktlizenzierung bis zu 50%.
Weiterhin ermöglicht die direkte Verbindung zu Spotify tendenziell eine bessere Position, wenn es darum geht, die eigenen Songs in populären Playlists zu platzieren. Außerdem bleiben die Songs Eigentum der Künstler und Künstlerinnen.
Ist Spotify jetzt ein Label?
Der letzte Punkt ist dabei kritisch: Da das Urheberrecht nicht den Besitzer wechselt, kann man Spotify derzeit noch nicht wirklich als Label bezeichnen.
Spotify selbst setzt alles daran, auch in Zukunft nicht als solches dazustehen, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Das Unternehmen hat sich gegenüber den Major-Labels in den Verträgen, die den größten (und populärsten) Teil des Spotify-Backkataloges lizenzieren, dazu verpflichtet, nicht mit diesen in Konkurrenz zu treten – so leuchtet es auch ein, dass Spotify die Vertragspartner dazu anhält, die Lizenzierung nicht als "signing" zu bezeichnen.
Machtspielchen
Es ist zu vermuten, dass die großen Labels die nächsten Schritte Spotifys in diese Richtung genaustens beobachten werden. Während sie die Streaming-Plattform laut einem von Billboard zitierten Major-Angestellten bei einigen kleineren Acts wohl noch gewähren lassen, könnte die Situation völlig anders aussehen, wenn plötztlich ein Megastar lizenziert wird.
Da Spotify auf die Lizenzverträge mit den Labels angewiesen ist (und diese im nächsten Jahr erneuert werden müssen), haben die Majors hier ein sehr potentes Druckmittel in der Hand, um Spotifys Experimente im Zweifelsfall einzudämmen.
Dass Spotify dieses Risiko überhaupt eingeht, zeigt deutlich, dass das Unternehmen nach Wegen sucht, endlich profitabel zu werden: Labelverträge sind der Hauptgrund, wieso das inzwischen sogar börsennotierte Unternehmen noch immer keine schwarzen Zahlen schreibt. Analysten mutmaßen bereits seit längerem, dass labelunabhängiger Content einer der neuen Zweige des Streaming-Dienstes werden könnte – ähnlich, wie dies auch bei Netflix der Fall ist.
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