Branche im Wandel
Die Umsätze der Musikindustrie steigen – doch was bleibt für Künstler und Künstlerinnen?
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Ein neu veröffentlichter Bericht des Finanzdienstleisters Citigroup beleuchtet den derzeitigen Stand des amerikanischen Musikmarktes im Detail. Laut dem Report geben Musikfans derzeit mit rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr mehr Geld für Musik aus als je zuvor.
Auch die Umsätze innerhalb der Musikindustrie sind gestiegen: Rund 43 Millionen Dollar werden jährlich durch Streams, CD-Verkäufe, Radio-Airplay, Live-Events, Werbung uvm. eingenommen. Dabei sind es jedoch vor allem die Consumer-Segmente, die boomen – die Business to Business-Sparte schwächelt derzeit eher.
Kleine Portionen
Von diesen Umsätzen erreichen die Künstler und Künstlerinnen jedoch angeblich nur 12% bzw. 5 Milliarden Dollar. Dies ist zwar durchaus wenig – stellt jedoch trotzdem noch einen besseren Wert dar als die 7% Beteiligung, die es im Jahr 2000 waren.
Grund für diese geringen Ausschüttungen sind laut Citigroup Wertverluste, die durch die Art und Weise, wie die Musikbranche organisiert ist, auftreten. Dazu zählen u.a. die Betriebskosten für Plattenfirmen, Streamingdienste, Radiostationen etc.
Von gestern
Im Bericht heißt es, die Musikindustrie sei derzeit noch zu wenig an den Strukturwandel des Musikkonsums angepasst. Sie basiere nach wie vor auf dem tradierten Modell, Tonträger an Kunden zu verkaufen. Durch den Aufstieg des Musik-Streamings hat sich diese Struktur jedoch geändert; statt dem Tonträgerkauf steht nun der Digitalvertrieb und die Musiklizenzierung im Vordergrund.
Da die Plattenfirmen recht spät auf diesen Trend reagiert haben, gibt es nun allerdings zahlreiche "Mittelsmänner" wie Streaming-Dienste, Aufführungsrechtsorganisationen etc., die ebenfalls zwischen dem Konsumenten und der Musik stehen – und an den steigenden Umsätzen in zunehmendem Maße beteiligt sind.
Ein Hoffnungsschimmer
Jedoch merken die Analysten der Citigroup in ihrem Report auch an, dass sich das Auszahlungsungleichgewicht langsam reduziert. Immer mehr Künstler und Künstlerinnen würden aus eigenem Antrieb den Wertverlust verringern, indem sie auf Eigenvertrieb bzw. Direktlizenzierung und Live-Shows setzten.
Während der Selbstvertrieb die zahlreichen "Lecks" der Wertschöpfungskette umgeht und erlaubt, die Musik einigermaßen direkt an den Konsumenten zu bringen, werden Live-Shows derzeit immer populärer und ermöglichen ebenfalls breitere Gewinnspannen als der traditionelle "Plattenvertrag".
Dynamisches Potential
Auf lange Sicht sieht die Citigroup hohes dynamisches Potential in der Musikindustrie. In ihrem Bericht mutmaßen die Analysten, dass es in der Zukunft durchaus möglich ist, dass die zahlreichen verschiedenen Unternehmen, die bisher zwischen Konsument und Künstler/Künstlerin stehen, miteinander kooperieren, um effizienter Handeln zu können.
Weiterhin sieht man die Möglichkeit, dass web-basierte Distributionen in Zukunft auch als Labels fungieren könnten. Das hieße beispielsweise, dass etwa Spotify mit jungen, unbekannteren Acts direkte Lizenzverträge abschließt, während das traditionelle Plattenlabel hier vollständig aus der Wertschöpfungskette herausfällt.
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