KI-generierte Musik zum Einschlafen
Exklusiver Playlist-Deal: Amazon Music kollaboriert mit KI-Start-up Endel
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Das Endel-Team. © Endel
Die Endel-Playlist, die ab sofort auf Amazon Music zum Streaming bereit steht, beginnt mit einem von Endel überarbeiteten Track des Elektronik-Projekts Kx5 der beiden Produzenten Kaskade und deadmau5. Darauf folgt eine von Endel Pacific, dem KI-System des Start-ups generierte "Soundscape", die den Hörer/innen beim Einschlafen helfen soll.
Diese Art von KI-generierter "Funktionsmusik" soll auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und kommt auch bereits auf der eigenen Endel-App zum Einsatz. Diese App generiert auf Zuruf funktionale Musik für Anlässe wie dem Einschlafen, Entspannen oder Konzentrieren.
Erste direkte Kooperation mit einem Streaming-Dienst
Die Amazon-Playlist und die eigene Endel-App sind nicht die einzigen Vertriebswege für die von Endel Pacific generierte Musik: Neben einem eigenen "Skill" für Amazons Smart Devices hat das Start-up auch bereits KI-Sounds in Alben-Form im Rahmen einer Kooperation mit der Warner Music Group veröffentlicht.
Wenngleich diese Alben über Streamingdienste zur Verfügung gestellt wurden, stellt die Kooperation von Endel und Amazon die erste direkte Partnerschaft mit einem Streamingdienst dar.
Dass die Wahl dabei ausgerechnet auf Amazon gefallen ist, ist nicht eben verwunderlich: Der Online-Versandhändler hatte bereits 2018 über den Alexa Fund in das Start-up investiert, nachdem dieses dem Amazon Accelerator-Programm beigetreten war.
Interessantes Timing
Wie Music Ally schreibt, hat Endel bisher keine näheren Aussagen zum genauen Ausmaß des Deals mit Amazon getroffen: In erster Linie sei unklar, ob das Start-up für die zur Verfügung gestellten Sounds pro Stream entlohnt wird, oder ob der Inhalt der Playlist für einen Pauschalbetrag erworben wurde.
In jedem Fall ist das Timing der Bekanntgabe der Kooperation interessant: Erst Anfang 2023 hatte Universal Music-CEO Lucian Grainge in seiner Neujahrsbotschaft an die Angestellten des Major-Labels vor den Gefahren funktionaler Musik für die wirtschaftliche Lage von Musiker/innen gewarnt – vor Musik ohne "sinnvollen künstlerischen Kontext, die für die Plattform weniger teuer zu lizenzieren ist oder in einigen Fällen direkt von der Plattform in Auftrag gegeben wurde."
→ Auch wir haben uns bereits ausführlich mit den Auswirkungen des zunehmenden Einsatzes von künstlicher Intelligenz im Musikbusiness beschäftigt.
KI als Chance?
Der CEO von Endel, Oleg Stavitsky, äußerte sich in einem von Music Ally zu der Kritik an KI-generierter Musik und betont, dass es nicht das Ziel sei, funktionale Musik ohne jeglichen künstlerischen Input zu generieren. Vielmehr sehe Endel enormes Potential für die Kooperation mit Musiker/innen:
“Die Zukunft, die ich mir vorstelle – und die Lucian Grainge und die anderen Musiklabels hoffentlich auch sehen werden – ist, dass dies eine große Chance für sie ist. Die generative KI hat sich so weit entwickelt, dass sie bereits existierende Stems verarbeiten und als funktionale Klanglandschaften exportieren kann.”
Tatsächlich arbeitete das Unternehmen für seine funktionale Musik in der Vergangenheit mit Künstlern wie Grimes, Miguel und James Blake zusammen: Die Musiker/innen lieferten den Input, auf dessen Basis die Endel Pacific-KI dann Soundscapes unter Einhaltung von bestimmten Vorgaben erzeugt hat.
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