Kreativenverband beklagt unfaire Beteiligungsmodelle
Internet Creators Guild (ICG) löst sich auf: Harsche Kritik an Plattenfirmen und deren YouTube-Deals
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© Internet Creators Guild
Zu den erklärten Zielen der Internet Creators Guild gehörten u.a. die Steigerung der Transparenz, etwa von Werbedeals oder Sponsorings, die persönliche Beratung von Kreativen bei Problemen mit deren verwendeten Plattformen sowie die Verhandlung mit Plattformen, um diese in ein besseres Umfeld für Creators zu verwandeln.
Finanzielle Probleme, mangelnde Organisationskraft
Wie der Verband in einer letzten Mail angibt, sind die Mitglieder zwar äußerst stolz auf ihre Arbeit, müssen diese jedoch dennoch niederlegen, da durch mangelnden Rückhalt in der Szene keine finanzielle Stabilität gewährleistet werden konnte.
Die Gründe dafür sieht die ICG insbesondere in der Schwierigkeit, die breite Masse der Creators im Netz, also auch über mehrere Plattformen hinweg, adäquat abzubilden; mit der bisherigen Organisationsform habe dies nur leidlich funktioniert. In der Tat wirkte vieles wie die Tätigkeit einer reinen Youtube-Creators-Gewerkschaft.
Weiterhin konnte der Verband den Creators die Vorteile einer Mitgliedschaft und einer gemeinsamen Interessenvertretung nicht in allen Fällen wirklich kommunizieren, da die Ergebnisse von Verhandlungen mit Online-Plattformen häufig nicht öffentlich gemacht werden durften.
Der ICG fehlte nach eigenen Angaben außerdem die Rückendeckung inbesondere durch große Content Creators: Besonders die Populärstens sehen die Notwendigkeit der Solidarität mit anderen Kreativen nicht – was sich jedoch beispielsweise durch die umstrittene Urheberrechtsreform ändern könnte.
Harsche Kritik zum Abschied
Im Zuge der Bekanntgabe der Verbandsauflösung weist ICG auf gravierende Probleme hin, mit denen sich Kreative im Internet in Zukunft möglicherweise verstärkt konfrontiert sehen:
Zu den Problemen zählen u.a. Content-Sperren aufgrund falscher Urheberrechtsansprüche etwa durch Labels oder Verwertungsgesellschaften, gegen die etwa YouTube erst vor kurzem wirklich begonnen hat, vorzugehen.
Die ICG weist außerdem darauf hin, dass Plattenfirmen aktuell 70 Prozent jedes mit "YouTube Premium" erwirtschafteten Dollars erhalten; YouTube und unabhängige Kreative teilen sich die restlichen dreißig Prozent. Laut Einschätzung des Verbandes könnte YouTube-Premium eine veritable Einnahmequelle für Kreative sein, würde YouTube nicht durch Plattenfirmen unter Druck gesetzt.
Obwohl diese Probleme einer Lösung durch die Betroffenen selbst bedürfen, kann die ICG dies nun nicht mehr erfüllen. Der Verband hofft in Zukunft auf kleinere, lokaler organisierte Verbände, die eine ähnliche Funktion übernehmen sollen.
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