Dringend Hilfe benötigt
Jens Michow (BDKV) sieht Konzertveranstalter extrem gefährdet und fordert Sonderhilfen
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Prof. Jens Michow ist geschäftsführender Präsident des BDKV. © BDKV
Wie Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), in Interviews mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland und tagesschau.de bekannt gab, sieht sich die Veranstaltungswirtschaft durch neue Verschärfungen der Corona-Regeln mit massiven Hindernissen konfrontiert.
Ausfälle und sinkende Besucherzahlen
Michow findet klare Worte für die neuen Einschränkungen von Veranstaltungen:
"Wenn künftig bei Kulturveranstaltungen in Innenräumen maximal 30 bis 50 Prozent der Raumkapazität genutzt werden darf, werden sofort alle Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Sie wären völlig unwirtschaftlich."
Auch den Umstieg auf das 2G plus-Modell sehe er kritisch, da Veranstalter bereits die 2G-Regelung nur mit erhöhtem Personalaufwand habe durchführen können. Neben der steigenden organisatorischen Anstrengung würden viele potenzielle Gäste aufgrund der Testpflicht jedoch zusätzlich noch auf die Teilnahme an Veranstaltungen verzichten:
"Viele von ihnen haben ja ihre Karten bereits 2019 gekauft und haben sich darauf eingelassen, dass ihre Konzerte bereits dreimal verlegt wurden."
Verheerende Lage
Michow zufolge dürfe der Umsatzeinbruch der Veranstaltungsbranche seit März vergangenen Jahres mittlerweile mindestens 10 Milliarden Euro betragen. Kombiniert man dies mit den kommenden Absagen von Veranstaltungen, so befinde sich die Branche in "einer Situation mit der sie allein nicht mehr fertig wird".
Daher fordert Michow höhere staatliche Hilfen. Er spricht sich für eine "Nachschärfung" des im Frühjahr vom Bund aufgelegten Sonderfonds für Kulturveranstaltungen aus. Zwar seien die Veranstaltenden nicht auf staatliche Hilfen erpicht, aber in dieser Situation gehe es nicht anders – auch, weil die konstruktiven Vorschläge einer Branche, die bisher alle geforderten Maßnahmen konsequent umgesetzt habe, nicht eingegangen werde.
So habe die Veranstaltungswirtschaft bereits im Januar einen Stufenplan veröffentlicht, der den Betrieb unter Pandemie-Bedingungen ermöglichen sollte: "Hätte man damals auf uns gehört und unsere Vorschläge umgesetzt, hätten wir uns auf vieles besser einstellen können."
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