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Langzeitstudie zur Zukunft der Musik in Deutschland: Wertschätzung in der Bevölkerung steigt
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Die dritte Befragungswelle der Studie zur Zukunft der Musik wurde im Juli 2019, also gut ein Jahr nach der ersten Welle, durchgeführt. Sie zeigen, dass der Wert von Musik für viele Befragte in diesem Zeitraum angestiegen ist.
So ist der der Anteil derer, die mehr Geld für ein physisches Album eines für sie interessanten Acts ausgeben würden, um vier Prozent angestiegen (ø 14,4 Euro); der Anteil derer, die Geld für ein Digitalalbum ausgeben würden sogar um 12 Prozent (ø 8,4 Euro).
Radio schwächelt
Der durchschnittliche Musikkonsum der Deutschen liegt bei 20 Stunden und 41 Minuten pro Woche. Spitzenreiter ist hier noch immer das herkömmliche Radio mit durchschnittlich 8 Stunden und 35 Minuten. Im Jahresvergleich lässt sich hier jedoch ein deutlicher Rückgang feststellen, den auch die leicht gestiegene Popularität des Online-Radios nicht kompensieren kann.
Musik-Streamingdienste werden von 26 Prozent der Befragten genutzt (+2% im Jahresvergleich), die tatsächliche Hördauer liegt mit 2:08 Stunden jedoch noch immer unter der Hördauer heruntergeladener digitaler Musikdateien.
Smart Speaker auf dem Vormarsch
Die Studie stellt fest, dass insbesondere Smart Speaker derzeit zu einem Wandel in der Art und Weise des Musikkonsums beitragen. Diese sind mit 14 Prozent zwar noch nicht besonders verbreitet, es zeigt sich jedoch eine Korrelation mit der Streaming-Nutzung: 62 Prozent aller Smart Smeaker-Besitzerinnen und -Besitzer verwenden auch Streaming-Dienste.
Überhaupt wird Musik zunehmend mobil gehört, insbesondere über das Smartphone. Während die Nutzung von Stereoanlagen rückläufig ist, kommen Smart Speaker durch ihre erhöhte Tragbarkeit diesem Trend durchaus entgegen.
Änderung des Nutzungsverhaltens
Smart Speaker bedingen außerdem eine Änderung im Nutzungsverhalten von Musik generell: Die drahtlosen Lautsprecher führen dazu, dass Nutzerinnen bzw. Nutzer eher nach neuer Musik suchen (53% vs. 47% bei Befragten ohne Smart Speaker). Dies geschieht jedoch vor allem nach Genre und immer öfter auch nach Stimmung.
Das bedeutet also, dass Playlists und automatischen Empfehlungsalgorithmen stärker in den Vordergrund treten, und die Herausforderung für Künstlerinnen und Künstler steigt, potentiellen neuen Fans (namentlich) im Gedächtnis zu bleiben.
Widersprüchliche Live-Zahlen
Auch die Zahlungsbereitschaft für Live-Events ist im Durchschnitt gestiegen (+9% im Jahresvergleich), hängt jedoch vom Event-Typ ab. Während die Befragten bereit wären, durchschnittlich 58€ für ein Konzert-Ticket auszugeben (+1,3% im Jahresvergleich), liegt der Wert für Festivals bei nur 45,7€ (-2%) und für Club-Konzerte lediglich bei 18,7€ für (-1,4%).
Die Besucherzahlen von Live-Events sind dabei nichtsdestotrotz rückläufig:
Während Fans zwar bereits sind, mehr Geld für Einzelevents zu bezahlen, gehen sie insgesamt zu weniger Shows.
Zur Studie
In der dritten Welle (Juli 2019) wurden über 2.500 in Deutschland lebende Personen zwischen 17 und 70 Jahren mithilfe eines Online-Fragebogens zu ihrem Musiknutzungs-, Such- und Kaufverhalten befragt.
Durchgeführt wird die Studie von der Universität Hamburg, in Auftrag gegeben haben sie der Bundesverband der Konzert und Veranstaltungswirschaft e.V. (BDKV), der Bundesverband Musikindustrie (BVMI), die GEMA, die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), die LiveKomm, die Society of Music Merchants e.V. (SOMM) und der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT).
Eine kurze Zusammenfassung aller Ergebnisse findet sich hier, hier gibt es die ausführliche Version (beides pdf).
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