Noch lange nicht am Ziel
Musiklabels im Vereinigten Königreich veröffentlichen Zahlen zur Geschlechtergerechtigkeit
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Symbolfoto. © rawpixel.com via Pexels
Unternehmen im Vereinigten Königreich mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind seit 2017 verpflichtet, jährlich einige Kennzahlen zur Geschlechtergerechtigkeit im eigenen Unternehmen zu veröffentlichen. Music Business Worldwide hat diese Zahlen für den Zeitraum zwischen April 2017 und April 2018 ausgewertet und in einem Bericht zusammengefasst.
Der Gender Pay Gap
Eine der wichtigsten Kennzahlen zur Geschlechtergerechtigkeit ist der sogenannte Gender Pay Gap. Dabei handelt es sich um den durchschnittlichen Brutto-Lohnunterschied von Frauen und Männern Laut MBW betrug dieser für die big three-Majors im Durchschnitt 29,6 Prozent. Das heißt also, dass Frauen bei diesen Unternehmen fast ein Drittel weniger verdienten als Männer.
Der Pay Gap ist dabei bei Warner Music mit 38,7 Prozent am höchsten und bei Sony Music am niedrigsten (20,9 Prozent). Universal liegt mit 29,1 Prozent knapp unter dem Durchschnitt.
Wie Music Business Worldwide schreibt, haben sich diese Werte jedoch seit dem letzten betrachteten Zeitraum durchaus verbessert. Zum April 2017 betrug der durchschnittliche Pay Gap 33,8 Prozent; und während sich bei Sony und Universal verhältnismässig wenig getan hat (22,7 bzw. 29,8 Prozent), hat sich insbesondere Warner deutlich angepasst – der letzte ermittelte Pay Gap betrug hier immerhin 49 Prozent!
Auch die vom Geschlecht geprägten Unterschiede hinsichtlich der Auszahlung von Boni wurde von MBW beleuchtet. Diese sind dabei noch immer erschreckend hoch:
- Bei Warner erhalten weibliche Führungskräfte durchschnittlich 67,5 Prozent geringere Bonusauszahlungen als männliche,
- bei Sony beträgt die Differenz 50,1 Prozent und
- bei Universal immerhin noch 24,4 Prozent.
Personalstrukturen
Interessant sind jedoch nicht nur die Auszahlungen, sondern auch die Besetzung von Führungspositionen. Bei Universal zeigt sich hier, dass die Führungspositionen zu 73 Prozent männlich besetzt waren, während im niedrigsten Lohnsegment 54 Prozent der Stellen von Frauen übernommen wurden.
Bei Warner wiederum ist die Führungsriege zu 69,8 Prozent männlich besetzt, während im niedrigsten Lohnsegment Frauen mit 53,5 Prozent dominieren.
Lediglich bei Sony sind diese Zahlen – zumindest tendenziell – ausgewogener: Hier sind die Spitzenpositionen zu 60,2 Prozent männlich besetzt, im Niedriglohn-Segment finden sich 53,4 Prozent männlich besetzte Stellen.
Allgemeines Umdenken
Auch die Kennzahlen von Spotify wurden erfasst. Wie Music Business Worldwide schreibt, war der durchschnittliche Gender Pay Gap hier mit 11,6 Prozent deutlich geringer als bei den Majors. Die Belegschaft von Spotify UK ist mit 58 Prozent Männern und 42 Prozent Frauen zumindest annhäernd ausgeglichen, wenngleich keine Informationen zur genauen Aufteilung vorliegen.
Wenngleich die veröffentlichten Zahlen im Großen und Ganzen noch immer unfaire Geschlechterunterschiede insbesondere beim Lohn offenbaren, zeigt sich im Jahresvergleich doch auch, dass ein Umdenken in der Branche stattfindet.
Die untersuchten Major-Labels geben alle an, verstärkt gegen strukturelle Ungerechtigkeit vorzugehen – und auch das Aufkommen von Initiativen wie etwa dem Projekt des Deutschen Kulturrates zur Förderung von Frauen in Führungspositionen
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