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Faire Bezahlung für Musiker?

Napster über das Streaming-Geschäft: "Wir vergüten die Musikindustrie sehr gut"

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 03.03.2017

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Napster über das Streaming-Geschäft: "Wir vergüten die Musikindustrie sehr gut"

Der Filesharing-"Pionier" Napster in seinen Anfangstagen. © Christiaan008 auf Flickr (https://www.flickr.com/photos/christiaancolen/18410514419/in/album-72157654164383676/) / Lizenz: CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)

Nach den nicht ganz so legalen Anfängen im Jahr 1999 versucht Napster mittlerweile, sich gemeinsam mit Rhapsody als Streamingdienst für Musik zu etablieren.

Mit der Veröffentlichung der Musiktauschbörse Napster im Jahr 1999 war das Thema Filesharing plötztlich in aller Munde. Obwohl das Konzept bis heute Anwendung findet, wurde Napster schon 2001 wieder geschlossen – die grobe Missachtung von Copyrights bot Verwertungsgesellschaften die Möglichkeit, die Tauschbörse mit einer Vielzahl von Klagen niederzustrecken.

Neustart

Inzwischen wurde Napster vom Online-Musikdienst Rhapsody gekauft und bietet Musikstreaming an, vergleichbar mit Apple und Spotify. Laut Thorsten Schliesche, Executive Vice President & General Manager Europe von Napster, der gruenderszene.de ein Interview gab, versucht das Unternehmen, sowohl Firmenkunden als auch Privatleute anzusprechen.

So kann Napster inzwischen bereits Kooperationen mit BMW oder Aldi vorweisen. Diese profitieren nach Schliesche insbesondere von Napsters hoher Flexibilität: Das Unternehmen böte Geschäftskunden die Möglichkeit, die von Napster angebotenen Services individuell in ihre Produkte zu integrieren – so auch geschehen z.B. bei Aldi Life.

Privatkunden will Napster vor allem durch viel Community-Arbeit binden: Neben redaktionell betreuten Playlists fällt vor allem das dem Dienst eigene User-Netzwerk ins Auge. Auch mit Startups arbeitet das Unternehmen zusammen.

Streaming: Gekommen, um zu bleiben

Diese ganz eigene Strategie Napsters trägt vor allem einer Erkenntnis Rechnung: Streaming ist aus dem Musikmarkt der Zukunft nicht mehr wegzudenken. Auch wenn nach wie vor eine starke Parallel-Nutzung stattfindet und auch physische Medien noch immer einen hohen Marktanteil haben, bedienen Streaming-Dienste eine gewisse Nische: sei es als Möglichkeit zum Vorhören von Alben oder zum mobilen Anhören von Medien.

Problematisch sei zur Zeit das Segment der 10- bis 18-jährigen, so Schliesche. Hier gäbe es momentan noch wenig Bewusstsein darüber, dass man "für Musik auch zahlen kann (und soll)". Durch Youtube, illegale Angebote und den Tausch untereinander würden kostenpflichtige Streaming-Dienste obsolet. Wie man in dieser Altersgruppe ein Bewusstsein für die Wertigkeit von Musik schaffen soll, darüber ist sich auch Schliesche nicht sicher.

Ein faires Bezahlmodell?

"Ich bezahle die Labels und zahle die GEMA und führe zwischen 70 und 75 Prozent meiner Umsätze direkt an die Musikindustrie ab.  Das ist aus meiner Sicht eine sehr faire Bezahlung." (Thorsten Schliesche gegenüber gruenderszene.de)

Dass Musik – und insbesondere auch Streaming – nicht ausschließlich gratis angeboten werden kann, steht fest. Auch wenn Schliesche selbst nicht genau beurteilen kann, wie fair Napster Musiker vergütet, da das Unternehmen lediglich Zahlungen an Labels und die Verwertungsgesellschaften leiste, sieht er doch eine Zukunft für Streaming als Einnahmequelle für Musiker. 

Doch könne dies nur geschehen, wenn mehr Leute streamen. Im Gegensatz zu Albenverkäufen, die einmalig eine Menge Geld bringen, bietet Streaming zwar einen sehr hohen Nutzungszyklus, der Einnahmen über Jahre ermöglicht. Gerade die kurzfristigen Einnahmen sind es jedoch, die jüngere Musiker zum Überleben benötigen.

Dieses Problem würde sich erst lösen, wenn Streaming im Massenmarkt ankäme, wenn die Hörerzahlen ansteigen: Dann könnten auch kurzfristig höhere Gewinne für Künstler ausgeschüttet werden und der Unterschied zwischen Streaming und dem Verkauf von Alben würde sich aufheben.

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