Geringe Bereitschaft
Bleibt Live-Veranstaltungen nach Corona das Publikum weg?
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© Tuur Tisseghem via Pexels
Nach den Beratungen der deutschen Bundesregierung am 6. Mai 2020 steht fest, dass Lockerungen der Corona-Maßnahmen primär Ländersache sind – auch, was Live-Veranstaltungen und Konzerte betrifft. Lediglich Großveranstaltungen bleiben einheitlich bis zum 31. August 2020 untersagt.
Wie genau die Länder mit der Verantwortung einer Lockerung der Einschränkungen hinsichtlich dem Live-Betrieb umgehen, ist noch unsicher. Lediglich die Landesregierung in Hessen gab bereits zu diesem Zeitpunkt bekannt, dass Veranstaltungen mit bis zu 100 Teilnehmer/innen wieder zugelassen werden sollen.
Sonderfall
In Norwegen sind ab sofort Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen; ab Mitte Juni sogar Events mit bis zu 200 Besucher/innen zuzulassen – unter der Voraussetzung, dass die Zahl der Neuansteckungen unter Kontrolle bleibt.
Die Lockerungen sind für die von der Pandemie hart getroffene Livebranche natürlich prinzipiell ein Hoffnungsschimmer – so begrüßt laut der Musikwoche auch die norwegische Szene die Möglichkeit zur Wiederaufnahme.
Wirtschaftliche Bedenken
Doch gleichzeitig gibt es ernsthafte Bedenken. So merkt etwa Tone Østerdal, Managing Director Norwegian Live Music Association, an, dass die Rückkehr zur Normalität noch lange auf sich warten ließe, während Events bis 200 Besucher/innen sich für größere Veranstalter/innen finanziell nicht lohnen würden.
In den USA scheinen sich die Veranstalter/innen von diesen wirtschaftlichen Bedenken scheinbar nicht aufhalten. Im Bundesstaat Arkansas soll am 15. Mai ein Konzert des Country-Musikers Travis McCready stattfinden – mit einer erlaubten Teilnehmerzahl von 229 Personen bei einer Venue-Kapazität von 1100 Personen. Inwiefern sich ein solches Konzert rentiert, bleibt abzuwarten.
Das Publikum zögert
Neben solchen finanziellen Bedenken stellt sich für zahlreiche Veranstalterinnen und Veranstalter auch die Frage, ob Veranstaltungen und insbesondere Konzerte zu diesem Zeitpunkt überhaupt ein Publikum fänden.
Nach einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens McKinsey unter deutschen Verbraucher/innen nehmen diese sich für die Zeit nach der Krise vor, weniger Konzerte zu besuchen: ein Drittel der Befragten will seltener zu Shows gehen, rund 26 Prozent überhaupt nicht mehr. Einer Umfrage von Reuters in den USA zufolge machen zahlreiche Konzergänger/innen ihre Entscheidung von der Verfügbarkeit eines Impfstoffes abhängig.
Verstärkte Probleme
Die Ergebnisse der Umfragen zeigen, dass selbst, wenn (kleine) Konzerte bald wieder erlaubt sein sollten, diese vorerst wohl eher ein kleineres Publikum anziehen werden – ein Trend, der sich wohl auch nach der Krise fortsetzen wird, und eine weitere Herausforderung für die weltweite Live-Branche bedeutet.
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