Perspektivenlos
Die Heidelberger halle02 stellt den Kulturbetrieb wegen der Coronakrise ein
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Das Team der halle02. © halle02
Da die halle02 im Gegensatz zu vielen anderen Musikclubs und Kulturstätten seit 2017 keinerlei staatliche Förderung mehr erhält, ist sie auf die Einnahmen aus dem laufenden Geschäft angewiesen – das jedoch seit dem Ausbruch des Coronavirus stillsteht.
Auch alternative Einnahmequellen wie Spendenkampagnen, der Verkauf von Behelfsmaske und die Eröffnung eines Biergartens konnten den mit der Coronakrise einhergehenden Einnahmeverlust nicht ausgleichen; ebensowenig der Erlass der Miete durch die Stadt Heidelberg.
Mit einem Schlag
In ihrer beinahe zwanzigjährigen Geschichte hat die halle02 ein Geschäftskonzept mit einem Mix aus kulturellen Veranstaltungen und Business-Events entwickelt. Die Einnahmen aus den Business-Events gleichen das Defizit aus den Kulturveranstaltungen aus.
Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist dieses Geschäftsmodell jedoch nicht mehr denkbar. Aus diesem Grund pausiert das Kulturprogramm der halle02 vorerst. In einer Stellungnahme der Betreiber Felix Grädler und Hannes Seibold heißt es:
"Wir sehen in dieser Lage kein Szenario, das unser bisheriges ökonomisches wie kulturelles Betriebskonzept in einer Mit-/Post-Corona-Phase wirtschaftlich erscheinen lässt. Und, glaubt uns, wir haben dutzende dieser Szenarien durchgespielt."
Keine Perspektive
Das bedeutet, dass Konzerte und Partys in der halle02 auch dann nicht wieder stattfinden, wenn dies rein rechtlich möglich wäre. Stattdessen sollen künftig nur noch wirtschaftlich tragbare Events stattfinden; auch die Entwicklung neuartiger Veranstaltungskonzepte ist geplant.
Ob die Spielstätte überhaupt wieder Kulturevents veranstalten wird, ist aktuell nicht abzusehen. Im Augenblick fehlt laut Aussage der Betreiber jegliche Perspektive, sowohl für eine "wirtschaftliche Geschäftsgrundlage als Kulturbetrieb" als auch für "nachhaltige, innovative und kreative Kulturarbeit."
Funktionierende Hilfen
Gleichzeitig geben die halle02-Geschäftsführer an, glücklich zu sein, in der aktuellen Situation in Deutschland zu wohnen; durch Kredite und Zuschüsse sei der Bestand der Spielstätte durch Kredite und staatliche Hilfen bis Ende 2021 gesichert:
"Wir sind froh, dass es die Mechanismen der Kurzarbeit gibt, Zuschüsse des Landes und Konjunkturhilfen des Bundes gewährt werden und die meisten Bürger*innen bislang ruhig und besonnen geblieben sind. Beobachtet man das Geschehen in den meisten anderen Ländern dieser Erde, so muss man froh sein, in Deutschland Kulturschaffende/r zu sein."
Die halle als Menetekel
Die halle02 ist nicht die erste Spielstätte, die in der Coronakrise ihre Pforten schließen musste: Auch das Kölner Roxy musste seinen Mietvertrag vorzeitig kündigen, da den Betreiber/innen die sichere Perspektive für die kommende Zeit fehlte.
Mit dem Anhalten der Coronakrise werden solche Meldungen wohl auch keine Ausnahme bleiben: Die halle02 hatte bereits in einem offenen Brief auf die Folgen der Coronakrise für privatwirtschaftliche Clubs und Locations hingewiesen und vor einem Kollaps der Liveszene gewarnt.
Locations
halle02
Zollhofgarten 2, 69115 Heidelberg
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