Besser spät als nie
Englands Regierung will kleine Clubs stärker schützen, um die Vitalität der Musikszene zu erhalten
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Fast wäre es vorbei gewesen für den Londoner Club "Ministry Of Sound". © simongreenuk auf Flickr (CC BY-SA 2.0)
Das "Clubsterben" ist ein Problem, von dem nicht nur Deutschland betroffen ist: Allein in London wurden seit 2007 knapp 35% der kleineren Clubs geschlossen. Einer der Hauptgründe für die vielen Schließungen sind immer wieder Immobilenunternehmen, die in der Nähe etablierter Clubs Wohngegenden schaffen möchten.
Agents of Change
Zu jüngeren Beispielen gehört etwa der Club "Ministry of Sound", in dessen direkter Nachbarschaft ein neuer Appartment-Block gebaut werden sollte, der einen Betrieb wie bisher schon wegen der Lautstärkeauflagen unmöglich gemacht hätte. Ebenfalls betroffen war das "Curzon"-Kino: Hier planten die Besitzer des Hauses Luxusappartments direkt über dem Kino. Dies hätte eine nachträgliche Dämmung des Kinos erforderlich gemacht, die sich die Betreiber nicht hätten leisten können.
In beiden Fällen konnten die Clubs "gerettet" werden, indem das sogenannte "Agent of Change"-Prinzip angewandt wurde: Das bedeutet schlicht, dass in dem Fall, dass in direkter Nähe eines Clubs nachträglich ein Wohnkomplex errichtet weden soll, die Planer des Wohnkomplexes die Kosten für nachträglich zu installierenden Schallschutz zu tragen haben.
Einflussreiches Vorbild
Während der Club Ministy of Sound sich die Anwendung dieses Prinzips erklagen musste, kam dem Curzon-Kino nach einer Petition der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan zur Hilfe. Unter Berufung auf die rückläufige Entwicklung der Clubszene und der gleichzeitigen kulturellen Bedeutung solcher Clubs setzte er sich für einen Erhalt des Kinos ein.
Dieser Club-freundlichen Agenda Khans schließt sich nun auch die britische Regierung an. Gerade die Anwendung des Agents of Change-Prinzips soll in Zukunft stärker forciert werden, um der Schließung von Club aufgrund von Lärmbeschwerden vorzubeugen.
Denn nur mit einem funktionierenden Netzwerk kleiner Clubs und Venues kann die Vitalität der britischen Musikszene weiterhin gewährleistet werden.
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