×

Historische Entscheidung

In den USA streiten Songwriter und Streamingdienste um die Höhe der Tantiemen

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 19.10.2021

streaming musikmarkt musikereinkommen amazon spotify apple pandora google

In den USA streiten Songwriter und Streamingdienste um die Höhe der Tantiemen

© cottonbro via Pexels

In den USA tobt ein Streit um die Höhe der Streaming-Tantiemen für Songwriter sowie Textdichterinnen und -dichter ab 2023. Die Vertretung der Songwriter fordert eine Erhöhung der Ausschüttungen um gut 30 Prozent, während die Streamingplattformen angeblich einen "historisch niedrigen" Satz vorschlagen.

In den USA legt das Copyright Royalty Board (CRB) alle fünf Jahre die Höhe der Tantiemen fest, die Songwriter und Textdichterinnen bzw. -dichter für die Wiedergabe ihrer Songs auf Streamingdiensten von diesen erhalten. 

Sowohl die Songwriter und Textdichter/innen bzw. die National Music Publishers' Association (NMPA), die diese beiden Gruppen vertritt, als auch die Streamingplattformen hatten dazu die Möglichkeit, Vorschläge für einen neuen Tantiemensatz einzureichen. Das CRB legt den Tantiemensatz dann auf Grundlage dieser beiden Vorschläge fest.

Historischer Höchstsatz

Wie Billboard berichtet, hat die NMPA für den Zeitraum von 2023 bis 2027 eine sogenannte Headline Rate in Höhe von 20 Prozent vorgeschlagen. Das bedeutet, dass Streamingplattformen Tantiemen in Höhe von 20 Prozent ihres Umsatzes ausschütten müssten – eine Steigerung um 32,4 Prozent im Vergleich zum Höchstsatz der letzten fünf Jahre.  

Die NMPA hatte bereits für den Zeitraum von 2018 bis 2022 einen Tantiemensatz von 15,1 Prozent des Plattform-Umsatzes gefordert. Dieser Vorschlag wurde auch tatsächlich vom CRB übernommen – woraufhin die Streamingplattformen Klage einlegten. Spotify und Co. verwenden daher derzeit noch die niedrigeren Tantiemensätze aus dem Zeitraum von 2013-2017 als Auszahlungsgrundlage. 

Tiefpunkt

Auch die notwendigen Vorschläge für den Tantiemensatz von den Streamingplattformen Amazon, Spotify, Apple, Pandora and Google wurden bereits übermittelt, deren genaue Höhe ist jedoch unbekannt. Wie David Israelite, Präsident und CEO der NMPA, jedoch in einem schriftlichen Statement gegenüber Billboard angibt, sind ihm die vorgeschlagenen Raten bekannt – und diese sollen noch niedriger sein als in der letzten Phase: 

"Die Vorschläge der Streamingdienste zeigen deutlich, was die Dienste von den Songwritern halten, die ihr Geschäftsmodell überhaupt ermöglichen. Die Plattformen haben die niedrigsten Tantiemen in der Geschichte vorgeschlagen – eine Entscheidung, die zwar enttäuschend ist, jedoch im Hinblick darauf, wie die Streamingdienste die Musiker/innen behandeln nicht wirklich überrascht."

Komplexe Berechnung

Wie Billboard erklärt, ist die Erhöhung der Headline Rate – bisher der wichtigste Faktor zur Errechnung von Tantiemen – nur ein Teil der von der NMPA vorgeschlagenen Änderungen. 

Ab 2023 sollen die Tantiemen anhand einer Formel berechnet werden, die vier verschiedene Töpfe vorsieht, von denen monatlich der für die Songwriter günstigste Topf die Grundlage zur Tantiemenberechnung darstellt – also der Topf, der die höchsten Tantiemen verspricht. Dabei handelt es sich um die folgenden Töpfe: 

  • die Headline Rate, also die 32,4 Prozent Anteil am Umsatz der Streamingplattformen
  • 40 Prozent der Summe, die den Labels bzw. den Besitzer/innen von Master-Aufnahmen gezahlt werden
  • 1,50$ pro Abonnentin bzw. Abonnent des Streamingdienstes
  • 0,0015$ pro Wiedergabe.

Diese Art der Berechnung würde bedeuten, dass die Ausschüttungen von Monat zu Monat in Abhängigkeit von der Nutzungshäufigkeit einer Streamingplattform bzw. der tatsächlichen Abonnentenzahl variieren.

Ende offen

Selbtverständlich gilt es, erst einmal die Entscheidung des Copyright Royalty Board abzuwarten, da der letztendliche Tantiemensatz sich wahrscheinlich irgendwo zwischen den beiden vorgeschlagenen Maximalsätzen befinden wird. 

In Anbetracht der Tatsache jedoch, dass die Streamingplattformen schon einmal gegen die Erhöhung der Tantiemen geklagt haben, ist es durchaus möglich, dass auch die Festsetzung des Tantiemensatzes des CRB für 2023-2027 von Spotify und Co. angefochten wird.

Im aktuellen Fall hatte ein Berufungsgericht zuletzt festgestellt, dass die vom Copyright Royalty Board vorgeschlagene Tantiemenerhöhung nicht ausreichend begründet wurde. Das Gericht forderte das CRB daher auf, die Erhöhung entweder neu zu berechnen oder ausführlicher zu begründen. 

Ähnliche Themen

USA: Tantiemen für Urheber/innen bei physischen Tonträgern steigen

Wegweisende Neuerungen

USA: Tantiemen für Urheber/innen bei physischen Tonträgern steigen

veröffentlicht am 27.12.2022

Protestaktion gegen Spotify: Band veröffentlicht 1000-Song-Album für faire Bezahlung

12 Stunden Musik gegen den Hungerlohn

Protestaktion gegen Spotify: Band veröffentlicht 1000-Song-Album für faire Bezahlung

veröffentlicht am 15.02.2022   13

Warner Chappell Music kritisiert geringe Streaming-Auszahlungen für Songwriter

Entscheidender Moment

Warner Chappell Music kritisiert geringe Streaming-Auszahlungen für Songwriter

veröffentlicht am 14.02.2022

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!