Alles nur gesampled
"Running Over": Die Plagiatsvorwürfe gegen Justin Bieber erfahren eine überraschende Auflösung
urheberrecht musikbusiness remix
Justin Bieber (2020). © Joe Termini
"Changes", das fünfte Album Justin Biebers, erschien am 14. Februar 2020. Bereits weniger als einen Tag später beschuldigte Asher Monroe Bieber via Twitter, in "Running Over" eine Melodie aus seinem Song "Synergy" geklaut zu haben.
Ob Katy Perry, Led Zeppelin, Ed Sheeran oder Lady Gaga – Plagiatsvorwürfe plagten 2019 die Musikbranche; sehr zum Leidwesen der Songwriter/innen. Ein Vorwurf gegen Bieber scheint also erst einmal nicht aus der Luft gegriffen, zumal beide Songs bereits ab der ersten Sekunde musikalisch tatsächlich beinahe identisch klingen. Hat Bieber hier also dreist geklaut?
Justin Bieber – Running Over (feat. Lil Dicky)(Audio)
Asher Monrie – Synergy
Aufklärung von dritter Seite
Die überraschende Antwort lautet in diesem Fall ganz klar: Nein! Ein Produzent mit dem Künstlernamen "Laxcity" erklärte via Twitter, dass Bieber mit absoluter Sicherheit niemanden plagiiert hat. Bei der verwendeten Spur handelte es sich vielmehr um ein lizenzgebührfreies (royalty free) Sample von der Online-Plattform Splice.com, das Laxcity dort veröffentlicht hat – ein Sample, dass jede/r Musiker/in frei verwenden darf, solange er/sie es legal über Splice.com erworben hat.
To put a lid on this whole issue. I made the melody, saved it as a sample and released it on @splice for ANY one to use. I’m truly honoured that it’s made It into a @justinbieber track. (1/2) pic.twitter.com/aF0acuE3BH
— laxcity (@laxcitymusic) February 15, 2020
Ein Präzedenzfall?
Wie The Verge schreibt, sind die Songs von Bieber und Monroe nicht die einzigen, die dieses Sample verwenden – die Website gibt an, eine Vielzahl von Stücken entdeckt zu haben, die auf Laxcitys Kreation basieren. Monroe war wohl einfach nicht bewusst, dass sein Track auf einem fremden Sample aufbaut.
Die steigende Popularität von Plattformen wie Splice.com – nach eigenen Angaben hören sich die Splice-User rund 60 Millionen Samples in der Woche an – könnte durchaus dazu führen, dass Songs in Zukunft häufiger auf gleichen Samples basieren. Während Marktplätze wie Splice.com für Produzent/innen eine Möglichkeit darstellen, Geld zu verdienen, nutzen selbst größere Acts wie Bieber diese als Inspirationsquelle.
Ähnliche Themen
Ein Urteil für die Musiker/innen
Ed Sheeran gewinnt Prozess im Copyright-Streit um "Think Out Loud"
veröffentlicht am 05.05.2023 3
Mit Gitarre im Gerichtssaal
Urheberrechtsprozess zu "Thinking Out Loud": Ed Sheeran erneut wegen Plagiatsvorwürfen vor Gericht
veröffentlicht am 02.05.2023 4
Ein Prozess mit Folgen
Dembow-Streit: Reggae-Duo klagt gegen Reggaeton-Größen Luis Fonsi, Daddy Yankee und El Chombo
veröffentlicht am 27.04.2023
Trotz wirtschaftlicher Schräglage
Kauft Hipgnosis den Songkatalog von Justin Bieber für 200 Millionen Dollar?
veröffentlicht am 23.12.2022
Auch Deutschlandkonzerte betroffen
Justin Bieber sagt alle restlichen “Justice World Tour”-Termine ab
veröffentlicht am 10.10.2022