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80 Milliarden Euro Umsatz: "Zähl dazu"-Studie zeigt Bedeutung der Veranstaltungsbranche

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 07.09.2021

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80 Milliarden Euro Umsatz: "Zähl dazu"-Studie zeigt Bedeutung der Veranstaltungsbranche

© m via Unsplash

Die Ergebnisse der "Zähl dazu"-Studie verdeutlichen die wirtschaftliche Bedeutung der Veranstaltungsbranche in Deutschland und illustrieren die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Verantwortlichen hoffen außerdem, mit der Studie den politischen Entscheidungsprozess beeinflussen zu können.

Von April bis Mai 2021 erhob die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft (IGVW) in Kooperation mit der TU Chemnitz und dem Research Institute for Exhibition and Live-Communication (RIFEL) in einer Crowdfunding-Umfrage wichtige Daten zur aktuellen Lage der Veranstaltungsbranche.

Die "Zähl dazu"-Studie wurde durch eine Crowdfunding-Kampagne mit insgesamt 50.200€ finanziert. Die Studie, deren Ergebnis nun vorliegt, bestätigt eine starke wirtschaftliche Relevanz der Veranstaltungsbranche und zeigt ein einheitliches Branchenverständnis auf.

Vielschichtig und wirtschaftlich bedeutsam

Die Erhebung von "Zähl dazu" verdeutlicht, dass es sich bei der Veranstaltungsbranche um einen vielschichtigen Bereich mit einer eng vernetzten Wertschöpfung handelt. Der Sektor verzeichnete in seinen Kernbereichen im Jahr 2019 ohne Ausstrahlungseffekte auf andere Branchen (z.B. Reise/Übernachtung) einen Umsatz von etwa 81 Milliarden Euro. 

Es gilt zu beachten, dass Einnahmen aus anderen Wirkungskreisen der Veranstaltungen, im Vergleich zu früheren Studien, nicht aufgeführt wurden. Es wurde also nur der direkte Umsatz der Branche verzeichnet, ohne angeschlossene Ausgaben von Veranstaltungsbesuchern, wie etwa in den Bereichen Gastronomie oder Tourismus. 

Wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland

Die Veranstaltungswirtschaft besteht nach der Erhebung aus rund 243.000 Unternehmen mit über 1,1 Millionen Erwerbstätigen in unterschiedlichsten Anstellungsverhältnissen. 

Bei über 128.000 Unternehmen handelt es sich dabei um Kleinstunternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 22.000 Euro; 115.000 Unternehmen sind selbstständige Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 22.000 Euro. 

Insgesamt sind 1.130.067 Erwerbstätige in den Betrieben der Veranstaltungswirtschaft tätig. Dazu gehören 565.190 Kernerwerbstätigen, von denen 330.297 sozialversicherungspflichtig in Vollzeit und 119.987 in Teilzeit arbeiten. Außerdem werden 28.005 Kernerwerbstätige als Auszubildende beschäftigt.

Die hohe Zahl an Dienstleistungsunternehmen bedingt darüber hinaus die hohe Zahl von geringfügig Beschäftigten, die mit 564.877 nur geringfügig kleiner ist als die der Kernerwerbstätigen. Vor allem im Bereich Catering und Service wird häufig auf Saison- und Aushilfsanstellungen zurückgegriffen. Auch die Kleinstunternehmen, die einen Jahresumsatz bis 22.000 Euro erzielen, zählen zu den geringfügig Erwerbstätigen, obwohl ihre Tätigkeit meist ihre (einzige) Haupteinnahmequelle ist.

Sechs Teilbereiche unter den Akteur*innen

Die Akteure setzen sich aus insgesamt sechs Teilbereichen zusammen: Veranstaltende, dienstleistende und herstellende Unternehmen, sowie Kreative, Entertainment und Locations. Dabei können die dienstleistenden Unternehmen in mehrere Cluster unterteilt werden. Das zentrale Merkmal der Veranstaltungswirtschaft ist die Vielfalt und enge Verflechtung aller Bereiche.

Der größte Anteil des Umsatzes wird dem Teilbereich Technik, Bühnen- und Messebau mit insgesamt 27,7 Milliarden Euro zugeschrieben, gefolgt von den Veranstalter/innen, die im Jahr 2019 knapp 14 Milliarden Euro erzielten. Die Bruttowertschöpfung erreicht insgesamt 43,6 Milliarden Euro und wird basiert auf Angaben der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Statistisches Bundesamts.

Eigenes Bundesland als wichtigster Einsatzort

Für die meisten Unternehmen der Veranstaltungsbranche gilt das eigene Bundesland als wichtigster Einsatzort, weshalb sich vermehrt kulturelle Hotspots gebildet haben. Vor allem Location und veranstaltende Unternehmen verzeichnen eine hohe Konzentration an diesen. Aber auch die angrenzenden Bundesländer spielen, vor allem für die Veranstalter*innen eine wichtige Rolle. 

Dienstleistende, Kreative und das Entertainment gelten als mobil und sind deutschlandweit vertreten. Darüber hinaus gehen ca. 50% der Herstellenden von Produkten der Veranstaltungswirtschaft über die Landesgrenzen hinweg.

Covid-19 Pandemie sorgt für hohe Umsatzverluste

Ergänzend zu den bisher aufgezeigten Ergebnissen, nimmt die Studie auch auf die weltweite Covid-19 Pandemie Bezug, die in der Veranstaltungsbranche zu hohen Umsatzeinbußen führte. Mehr als die Hälfte aller Unternehmen geben an, mindestens 80% ihrer Umsätze verloren zu haben, fast 90% haben nur die Hälfte ihrer eigentlichen Einnahmen erzielen können. Nur 2% der Branche verzeichneten keine Veränderung der Umsätze.

Nichtsdestotrotz bleibt die Veranstaltungswirtschaft optimistisch. Über 50% der Befragten glauben an eine Rückkehr des eigenen Tätigkeitsbereichs zum Niveau von 2019 bis ins Jahr 2023. Sie sind davon überzeugt, dass vor allem die letzten 18 Monate der Gesellschaft gezeigt hat, wie wichtig das soziale und kulturelle Leben in Deutschland ist.

Die Bedeutung der Studie

Laut eigener Aussage dienen die Zahlen der "Zähl dazu"-Studie dazu, einen aktuelles Bild der Veranstaltungswirtschaft zu zeichnen. Sie stelle einen wichtigen Schritt zu einem einheitlichen Branchenverständnis dar und lege die Basis für die Agierenden der definierten Kernbereiche. 

Dabei sei insbesondere hervorzuheben, dass es sich bei der Studie erstmals um einen umfassende Erhebung der aktuellen Situation handelt. Vergleichbare Analysen, darunter z.B. die RIFEL-Studie, seien als Meta-Analysen lediglich ein erster Schritt für die Erfassung der Branche gewesen. 

"Zähl dazu" sei nicht nur eine direkte Befragung gewesen, sondern biete auch den deutlichen Vorteil, mit aktuellen Zahlen der Branche zu operieren. Auf dieser Basis könnten künftig jedes Jahr weitere Zahlen erhoben werden, um die Bedeutung der Veranstaltungswirtschaft abzubilden.  

Und weiter?

Die Verantwortlichen der Studie geben an, dass die Ergebnisse von "Zähl dazu" neben einem Überblick der Branche auch die Möglichkeit bieten, künftig für die politische Kommunikation mit notwendigen Fakten zu untermauern. 

Allerdings ist es fraglich, ob die neuerlich erhobenen Daten tatsächlich einen stärkeren Einfluss auf politische Entscheidungsträgerinnen und -träger haben können, als die Ergebnisse bereits vorliegender Studien. Neben der RIFEL-Studie gibt es z.B. den jährlichen Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung; die Auswirkungen der Corona-Pandemie wurden u.a. von dem Marktforschungsunternehmen Prognos abgebildet.

Auch diese bereits bestehenden Studien konnten den politischen Entscheidungsprozess jedoch bisher nicht maßgeblich beeinflussen. Es wird sich also zeigen müssen, ob die neu veröffentlichte "Zähl dazu"-Studie einen größeren Einfluss geltend machen kann – und auch, wie die Verantwortlichen das durch Crowdfunding finanzierte Projekt gegenüber der Politik kommunizieren. 

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