Symbolträchtig
Ein Nachtbürgermeister für Frankfurt: Bereicherung für das Nachtleben oder bloß nette Geste?
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Die Band X-it live im Südbahnhof in Frankfurt. © UK-Pictures (CC BY-ND 2.0, flic.kr/p/7hJtZR)
Mit der Einsetzung eines Nachtbürgermeisters würde die Stadt Frankfurt dem Beispiel zahlreicher Großsstädte folgen: Amsterdam, Paris, New York und jüngst auch Mannheim können bereits eine solche Stelle, die zum Schutz und Erhalt des Nachtlebens dienen soll, vorweisen.
Die Funktion des Nachtbürgermeisters ist primär die eines Schlichters und Vermittlers: Er stellt die Schnittstelle zwischen Akteuren der Nachtökonomie, also etwa Bar- und Clubbetreibern, Anwohnern sowie der Stadt und den Behörden dar. Probleme und Anliegen aller Beteiligten sollen durch den Nachtbürgermeister aufgenommen, diskutiert und im besten Falle natürlich gelöst werden.
Frankfurts Pläne
Die genauen Umrisse einer Nachtbürgermeister-Stelle müssen im Dialog mit Clubbetreibern und Gastronomen zwar erst noch ausgehandelt werden, der Erfolg des Antrags im Stadtparlament scheint nach Informationen des Merkurist jedoch sicher. Für die Stelle ist ein Etat von 68.000€ geplant.
Die Live Musik Kommission (LiveKomm) befürwortet in einem Facebook-Post die grundsätzliche Idee der Stadt Frankfurt. Gleichzeitig äußert sie mit einem Verweis auf das Clubnetzwerk "Clubs am Main" jedoch Bedenken:
"Wir fragen uns natürlich, warum eine neue Stelle geschaffen werden soll, wo doch bereits ein Netzwerk vor Ort existiert, welches in der Szene gut vernetzt ist. Wäre hier der finanzielle Support nicht sinnvoller?"
Nur ein erster Schritt?
Auch Matthias Morgenstern, Betreiber des Tanzhaus West und Vorsitzender von Clubs am Main, gibt sich gegenüber der Stelle des Nachtbürgermeisters zwiegespalten. Gegenüber dem Merkurist kritisiert er, dass die Clubkultur in Frankfurt – im Gegensatz zu beispielsweise Hamburg oder Berlin – überhaupt nicht gefördert wird.
Die Ernennung eines Nachtbürgermeisters wäre nach Morgenstern zwar prinzipiell nichts Schlechtes, aber doch eher ein symbolischer Schritt in die richtige Richtung. Nach ihm dürfte Frankfurt danach nicht aufhören, sondern müsste seine Clubförderung konsequent ausbauen.
Die Clubförderung scheint umso wichtiger, nachdem 2018 das "Clubsterben" die Stadt endgültig erreicht hat, und Traditionsspielstätten wie das Spritzehaus und der Südbahnhof schließen mussten.
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