×

Lernprozesse einer jungen Band

Grundlagen des Band-Marketings: Erste Schritte für junge Musiker und Newcomer-Bands

Tipps für Musiker und Bands von Josef M. Erl
veröffentlicht am 14.02.2020

marketing promotion selbstvermarktung musikbusiness diy

Grundlagen des Band-Marketings: Erste Schritte für junge Musiker und Newcomer-Bands

Band Marketing: Wie fangen wir überhaupt an?. © Roy Reyna / Pexels

Wie fangen wir eigentlich an? Diese Frage stellen sich viele Bands und Musiker, wenn es darum geht, erstmals Marketing-Aktivitäten anzugehen. Mit seinem zweiten Artikel zu den "Lernprozessen einer jungen Band" bietet euch Joe Erl einen Einstieg.

Noch nie war es für Künstler und Künstlerinnen so einfach, eine persönliche Bindung zu Fans aufzubauen oder Alben und Konzerte zu promoten. Musik wird schnell und kostengünstig über die digitalen Streamingdienste verbreitet und auf den Sozialen Medien ist man schneller mit seinen Fans vernetzt als je zuvor. Musiker und Bands benötigen daher nicht mehr zwingend ein großes Label im Rücken, um einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. 

Viele DIY-Bands machen es vor: Sie sind nicht mehr nur Musiker, sondern gleichzeitig ihre eigenen Booker, Manager und Produzenten. Doch so viele Chancen das Selbstmarketing heutzutage bieten mag, genauso viele Fragezeichen wirft es auf – gerade für unerfahrene Musiker. Dieser Artikel behandelt einige Basics, die für den Einstieg in Marketing-Aktivitäten nützlich sind.

Was ist Band-Marketing und wozu brauche ich das?

Marketing bedeutet im Grunde nichts anderes, als die eigenen Unternehmensaktivitäten auf die Bedürfnisse und Interessen eines vorhandenen Marktes auszurichten und mithilfe von Planung, Koordination und Kontrolle zu optimieren.

Das Unternehmen ist in diesem Fall eure Band und euer Markt sind musikinteressierte Menschen, also eure potentiellen Fans.

Um euch möglichst gut auf diesem Markt positionieren zu können, müsst ihr zuallererst auf diesem wahrgenommen werden. Dazu ist es förderlich, einen gewissen Mehrwert zu bieten und sich von der Konkurrenz abzuheben. Als Musiker oder Band bewegt ihr euch auf dem Unterhaltungssektor und müsst dort die Aufmerksamkeit der Menschen für euch gewinnen. Um die zu erlangen, reicht es jedoch längst nicht mehr nur gute Songs zu schreiben.

Die Big Player im Entertainment-Bereich sind nicht nur andere Bands und Künstler, sondern auch Videospiele, Netflix & Co., Podcasts auf Spotify oder einfach nur lustige Katzenvideos in den Sozialen Medien. Wie lenkt ihr also die Aufmerksamkeit der Menschen hin zu eurer Band? Genau! Mithilfe eines ausgeklügelten Marketingplans.

Alles schön und gut, aber wo fangen wir an?

Analysiert als erstes euren Ausgangspunkt, definiert euren Markt und baut euch eine stabile Basis. Die Grundlage eures Schaffens ist und bleibt die Musik. Vergesst also bei aller Marketingaffinität nicht euer Kerngeschäft und arbeitet kontinuierlich an euren Songs.

Habt ihr euren Stil gefunden und ein solides Set zusammengebastelt, definiert als nächstes, welches Genre ihr damit bedient. Schreibt ihr Mainstream-Pop habt ihr zwar einen großen Markt, gleichzeitig aber auch viele Mitbewerber. Dort in der Masse unterzugehen, ist keine Schande, das Herausstechen dafür umso lohnender. Seid ihr stilistisch eher in Nischen unterwegs, zielt ihr zwar auf einen kleineren Markt ab, habt aber größere Chancen, euch dort prominent zu platzieren.

Jeder dieser Märkte unterliegt dabei teils eigenen Mechanismen und die dort aktiven Fans identifizieren sich oft mit unterschiedlichen Werten. Seid euch deshalb immer im Klaren, wer eure Fans sind (oder werden sollen) und wie ihr sie abholen könnt. Daraus lässt sich dann sehr gut ableiten, auf welchen Online-Plattformen ihr aktiv sein oder welche Städte und Clubs ihr bespielen solltet.

Zielformulierung, Ressourcenplanung und Arbeitsteilung

Achtet bei all euren Aktivitäten darauf, eure Ziele immer präzise, messbar und vor allem erreichbar zu formulieren. "Den Durchbruch schaffen" scheidet da schon von vornherin aus aus. Setzt euch ein großes, langfristiges Ziel und baut euch eine Roadmap mit den benötigten Etappen auf. Während der Planungen, stellt sich dann bald heraus, ob für die Erreichung der Ziele auch die nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen.

Die beiden Wichtigsten sind dabei Zeit und Geld. Sie hängen untrennbar zusammen, denn habt ihr die benötigte Zeit, um alle Schritte selbst zu gehen, braucht ihr meistens auch weniger Geld bei der Durchführung. Fehlt es euch jedoch an Zeit, müsst ihr Aufgaben auslagern und eure Kosten beginnen zu steigen. Paradebeispiele hierfür sind Booking und Recording. Um möglichst wenige Aufgaben auslagern zu müssen, solltet ihr die Arbeit auf möglichst viele eurer Schultern verteilen. Macht ihr immer alles gemeinsam, kostet das nicht nur Zeit, sondern kann unter Umständen auch unproduktiv werden. Stichwort: Zu viele Köche verderben den Brei.

Jeder von euch hat bestimmte Fähigkeiten und Talente, also nutzt sie optimal aus. Der kontaktfreudige Sänger übernimmt die Telefonakquise und trifft sich mit Veranstaltern. Euer Schlagzeuger ist fit in Web-Design? Perfekt! Hängt der Bassist ohnehin ständig am Smartphone und kennt sämtliche Social Media-Plattformen auswendig, ist er der ideale Mann, um eure Kanäle mit Leben zu füllen. Spannt ruhig auch Freunde mit ein und bittet sie am Merch-Stand auszuhelfen oder euch beim Formulieren von Pressetexten zu unterstützen.

Das Starter-Kit: Online-Präsenz in Bild und Ton

Um ein gewisses Grundrauschen um eure Band erzeugen zu können, müsst ihr natürlich präsent sein und braucht Medien, über die man euch wahrnehmen kann. Dies geschieht heute natürlich meistens online und, wie bereits angesprochen, steht euch große Konkurrenz aus allen Ecken gegenüber. Es braucht also ein Mindestmaß an Qualität.

Bleiben wir noch einen Moment bei eurer Musik. Mobile Recording-Tools sind erschwinglich geworden und passable Aufnahmen in jedem Hinterzimmer möglich. Der erste Song ist also schnell für die Ewigkeit festgehalten und der Daumen über dem Teilen-Button zittert schon vor Aufregung. Aber Vorsicht: Nicht jede Aufnahme, die ihr mitten in der Nacht im Proberaum eingespielt und in feucht-fröhlicher Euphorie gleich noch gemixt habt, muss umgehend das Licht des World Wide Webs erblicken.

Soundcloud, Youtube und Co. quillen bereits vor wackeliger Rohkost über und der geneigte Musikkonsument hat sich durch das Überangebot an hochwertiger digitaler Musik, an einen gewissen Standard gewöhnt. Gebt dem Song also lieber noch etwas Zeit und arbeitet ihn sauber aus. Wie im echten Leben, zählt auch online der erste Eindruck und es ist ohnehin schwierig genug, Leute für neue Musik zu begeistern. Veröffentlicht also nur Musik, die auch wirklich einem gewissen technischen Standard entspricht. Seid ihr selbst fit oder kennt jemanden, der euch dabei helfen kann, könnt ihr mit Home-Recording natürlich gute Ergebnisse erzielen.

Auf Qualität achten

Es schadet aber auch nicht, sich zumindest für Mix und/oder Mastering externe Hilfe ins Boot zu holen. Auch das kostet natürlich Geld, aber es muss ja nicht gleich ein ganzes Album sein. Lieber weniger Songs aufnehmen, dafür aber in guter Qualität. Für den Anfang reichen ein bis drei gute Singles, die ihr später ganz leicht über verschiedene Streaming-Plattformen anbieten könnt. Auch wenn immer wieder Kritik an den Streaming-Plattformen aufkommt, sind sie heutzutage einfach der "Place-to-be" für eure Musik.

Mit ein bisschen Glück und Engagement schafft ihr es sogar auf eine Spotify-Playlist und erreicht somit eine größere Hörerschaft. Wenigstens ein Musik-Video sollte sich ebenfalls in eurem Portfolio befinden. Lyric-Videos sind heutzutage relativ schnell und günstig gemacht und sogar ein professionelles Live-Video ist schon mit einfachen Mitteln zu realisieren. Unumgänglich sind dabei allerdings professionelle Bandfotos.

Für eure eigene Online-Präsenz sowieso, aber gerade für Presseartikel, Event-Promotion und dergleichen, braucht ihr richtig gutes Bildmaterial in allen gängigen Formaten. Lasst dabei eure Kreativität aufblitzen. Googelt mal bei der Bildersuche den Begriff "Bandfotos" und ihr werdet schnell sehen, dass ein Großteil einem ähnlichen Muster folgt. Glaubt mir, ihr wollt nicht Teil dieses Musters sein.

Habt ihr bereits erste Marketing-Aktivitäten unternommen oder seid alte Hasen auf dem Gebiet? Dann teilt doch eure Erfahrungen mit uns in den Kommentaren.

Ähnliche Themen

Lucas Holczinger: So nutzt ihr Influencer-Marketing und -Relations als Bands oder Solokünstler

Durch Kooperationen zu mehr Bekanntheit

Lucas Holczinger: So nutzt ihr Influencer-Marketing und -Relations als Bands oder Solokünstler

veröffentlicht am 06.09.2022

Fanbase pflegen: Sechs Fehler, die Artists beim Aufbau ihrer Community häufig machen

Vergrault eure Hörer nicht

Fanbase pflegen: Sechs Fehler, die Artists beim Aufbau ihrer Community häufig machen

veröffentlicht am 18.03.2022   3

Ein Beitrag von Jörg Peters, Head of Marketing bei recordJet

Durchstarten mit dem ersten Album? Diese Tipps helfen dir dabei!

veröffentlicht am 15.03.2022   22

Tim Nottorf von Oktober Promotion über die Zusammenarbeit mit Influencern

Zugriff auf Reichweite und Einfluss

Tim Nottorf von Oktober Promotion über die Zusammenarbeit mit Influencern

veröffentlicht am 17.09.2021   2

Die Ergebnisse der Backstage PRO-Merchandise-Umfrage

Unverzichtbare Werbung

Die Ergebnisse der Backstage PRO-Merchandise-Umfrage

veröffentlicht am 22.01.2021   2

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!