Traditionsverbunden
IFPI-Studie zeigt: Radio und bezahltes Streaming am populärsten in Deutschland
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© Irene Bonacchi / Lizenz: CC BY-ND 2.0
Dem Radio wird, nicht nur in Deutschland, seit Jahren der baldige Untergang prophezeit – das Medium würde schlicht abgelöst durch das Audiostreaming. Doch eine neue Studie der International Federation of the Phonographic Industry zeigt: Hierzulande ist das Radio noch lange nicht am Ende.
In regelmäßigen Abständen befragt die IFPI Menschen in den global führenden Musikmärkten zu ihrem Nutzungsverhalten. Die Ergebnisse hat der Weltdachverband jetzt in einem Gesamtreport (PDF), allerdings auch einzeln für die jeweiligen Länder, veröffentlicht.
Radio auf Platz 1
Der Bericht der IFPI für Deutschland (PDF) zeigt, dass die Menschen hierzulande im Durchschnitt 21 Stunden Musik in der Woche hören. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 19,3 Stunden wöchentlich. Beliebtestes Medium für den Musikkonsum in Deutschland ist nach wie vor das Radio: 27 Prozent der Befragten gaben an, Radio oder Online-Radio zu verfolgen.
Auf Platz 2 liegt das Audio-Streaming via Abonnement: 25 Prozent der Befragten gaben an, monatlich für Spotify, Apple Music oder Deezer zu bezahlen. Damit widerspricht die Studie interessanterweise den Ergebnissen der YouGov-Erhebung von vor rund einem Monat. Diese hatte werbefinanziertes Musikstreaming noch für weiter verbreitet als Premiumabonnements erklärt. Laut IFPI nutzen aber nur 5 Prozent der Konsument/innen in Deutschland Audio-Streaming mit Werbung.
Musikkäufe weiterhin vertreten
Immerhin 14 Prozent der Deutschen gaben gegenüber der IFPI an, Songs über Video-on-Demand-Portale wie YouTube oder Dailymotion anzuhören, während 12 Prozent Geld für CDs, Vinyl oder digitale Downloads ausgeben.
Anders als es die YouGov-Studie vermuten lässt, gehört Deutschland der IFPI zufolge mittlerweile gemeinsam mit Schweden, Großbritannien, den USA und Mexiko zu den Top 5 der Länder mit den meisten Premium-Streaming-Accounts.
Herausragende Bedeutung von Musik
Ein Thema, dem der "Engaging with Music"-Report ebenfalls Beachtung schenkt, ist die illegale Musiknutzung. Diese sei international nach wie vor eine Herausforderung. Deutschland liege diesbezüglich aber unter dem globalen Durchschnitt: 30,4 Prozent der weltweit Befragten gäben an, auf illegalem Wege Musik herunterzuladen; in Deutschland seien es jedoch nur 21 Prozent.
Ein weiteres Thema im neuen Bericht ist die Wirkung von Musik auf die psychische Verfassung: In Deutschland gaben ganze 70 Prozent an, dass Musik förderlich für ihre mentale Gesundheit sei. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des deutschen Branchenverbandes BVMI, zeigte sich erfreut über die neuen Ergebnisse:
"Ein weiteres Mal illustrieren die aktuellen IFPI-Daten sehr eindrücklich, wie wichtig Musik für die Menschen ist! Dass dabei Radio, Premium-Audio-Streaming, Video-Streaming und physische Tonträger die Hauptquellen sind, spiegelt die aktuelle Nutzungsrealität, die hinsichtlich der Formate absolut inklusiv ist; Menschen hören Musik auf allen zur Verfügung stehenden Wegen."
Spannend sei dabei, dass die Fans in Deutschland sich zunächst vergleichsweise viel Zeit genommen haben, um das Audio-Streaming in ihre Welt zu integrieren, ínzwischen aber zur "Weltspitze" gehörten, wenn es um die Nutzung von Premium-Abos ginge. Das verdeutliche noch einmal, wie erfolgreich die Branche hierzulande sei.
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