Schwierige Existenz- und Arbeitsbedingungen
Klebt "Das Musikbusiness kann ihre Gesundheit gefährden" bald auf jedem Instrumentenkoffer?
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Der erste Teil der "Can Music Make You Sick?" betitelten Studie wurde bereits Mitte 2017 von Help Musicians UK (HMUK) veröffentlicht. Beunruhigendes Ergebnis der quantitativen Befragung von über 2200 MusikerInnen und Musikschaffenden: Depressionen sind in dieser Gruppe dreimal häufiger als in der allgemeinen Öffentlichkeit.
Der nun veröffentlichte, zweite Teil von "Can Music Make You Sick?" (kostenloser Download) präsentiert die Ergebnisse von 26 semi-strukturierten Interviews, die mit den Studienteilnehmern geführt wurden. Die bestimmende Frage war, inwiefern die Tätigkeit in der Musikbranche Einfluss auf die geistige Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden der Befragten nimmt.
Unsichere Zukunft
Im Zuge der Interviews konnten einige hauptsächliche Problemfelder ausgemacht werden, die für psychische Probleme verantwortlich sind:
- Weit vorne steht dabei die Unsicherheit, die mit der Beschäftigung in der Musikbranche einher geht. Die mangelnde Planbarkeit des eigenen Lebens, Geldsorgen und das Problem, aufgrund mehrerer Jobs nicht abschalten zu können, wurden häufig als kritische Faktoren genannt.
- Ebenfalls wurde festgestellt, das viele MusikerInnen sich als Perfektionisten sehen und Schwierigkeiten haben, sich eigene Unsicherheiten und Probleme einzugestehen, was diese wiederum verstärkt.
- Auch die schwierige Erreichbarkeit von (bezahlbaren) TherapeutInnen wurde als ein Problemfeld ausgemacht.
Problematische Arbeitsbedingungen
Auch die Arbeitsbedingungen in der Musikbranche führen häufig zu persönlichen Problemen:
- Unter anderem wurde kritisiert, dass die Branche ein Umfeld aus ständigem Feedback und ständiger kritischer Bewertung schafft. Dieser Zustand wurde von vielen Befragten als äußerst ermüdend bezeichnet.
- Weiterhin stellen viele Musikschaffende fest, dass ihre Beschäftigung häufig zu persönlicher Isolation führt, die wiederum psychische Probleme begünstigen. Dazu trägt auch das häufig unstete Leben der Befragten bei, das zwischenmenschliche Kontakte enorm erschwert.
- Zu guter Letzt beschreiben viele der Befragten das Arbeitsumfeld als unsozial und verständnislos. Einige berichten zudem von sexueller Belästigung, Mobbing und Schikane.
Aktive Unterstützung
Nicht zuletzt aufgrund dieser erschreckenden Bestandsaufnahme sieht Help Musicians UK sofortigen Handlungsbedarf und spricht -empfehlungen für die Branche aus. Gefordert wird etwa eine bessere (Weiter-)Bildung gerade im Hinblick auf psychische Störungen:
- Musikschulen und -kurse sollen Aufklärungsarbeit leisten, das Thema Depressionen und mentale Gesundheit soll aktiv diskutiert statt totgeschwiegen werden.
- Weiterhin sollen Best Practice-Beispiele für bessere Arbeitsumfelder geschaffen und bessere gesundheitliche Unterstützung in der Musikergemeinde eingerichtet werden. Dies bedeutet insbesondere, besser bezahl- und erreichbare Beratungsangebote zu schaffen.
Mit der Einrichtung der Beratungshotline "Music Minds Matter" möchte HMUK einen ersten, großen Schritt in diese Richtung gehen.
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