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Neue Einnahmequellen

Sony Music erlässt tausenden Musikerinnen und Musikern ihre Schulden – zumindest fast

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 09.07.2021

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Sony Music erlässt tausenden Musikerinnen und Musikern ihre Schulden – zumindest fast

Für TLC kommt die Entscheidung von Sony Music leider zu spät. © Sony Music

Sony Music hat bekannt gegeben, tausenden Künstlerinnen und Künstlern, die vor dem Jahr von dem Label unter Vertrag genommen wurden, ihre Schulden zu erlassen. Für viele bedeutet das, dass sie nun zum ersten Mal Streaming-Gewinne mit ihren Songs erzielen können.

Welche Künstlerinnen und Künstler von der Entscheidung von Sony Music betroffen sind, konnte das Label aufgrund einer Verschwiegenheitserklärung nicht bekanntgeben. Sony deutete in einem Brief, der u.a. der BBC vorliegt, nur an, dass es sich dabei teilweise um bekannte Namen handele. 

Um die Tragweite von Sonys Entscheidung zu verstehen, gilt es, zu verdeutlichen, wieso so viele Künstlerinnen und Künstler – Sony selbst spricht von tausenden Artists – überhaupt Schulden bei ihrem Label haben.

Branchenstandard

Tatsächlich war und ist es in der Branche üblich, dass Bands und Künstler/innen bei ihrem ersten Signing einen Vorschuss erhalten, mit dem sie beispielsweise Kosten für das Studio, den Videodreh, den Vertrieb usw. zahlen. Dieser Vorschuss wird dann zurückgezahlt, wenn Band oder Künstler/in ihre Musik verkaufen. 

Leider ist es jedoch so, dass viele Acts durch Tonträgerverkäufe und Streaming nicht genug Geld verdienen, die Schulden zurückzubezahlen – laut der BBC wiederum häufig bedingt durch unvorteilhafte Tantiemen-Vereinbarungen mit ihren jeweiligen Labels.

Das heißt im Endeffekt, dass viele Artists, die bei einem Major-Label unter Vertrag sind, bis zum heutigen Zeitpunkt noch immer kein Geld mit ihrer wohlgemerkt schon lange veröffentlichten Musik verdienen. 

Die BBC führt als Beispiel für die negativen Auswirkungen dieser Praxis u.a. die Girlgroup TLC an. Obwohl diese mit "CrazySexyCool" eines der meistverkauften Alben der 90er über die Sony-Tochter LaFace veröffentlichten, meldeten die drei Musikerinnen aufgrund von Schulden in Höhe von 3,5 Millionen Dollar Konkurs an.  

Ein Anfang?

In dem Brief, in dem Sony die Kursänderung bekannt gab, heißt es, dass die bestehenden Verträge nicht modifiziert werden; das heißt die Schulden werden nicht explizit getilgt. Doch will das Label die Schulden sozusagen ignorieren und den Bands und Künstler/innen die seit dem 1. Januar 2021 verdienten Tantiemen rückwirkend auszahlen. 

Laut der Anwältin Aurelia Butler-Ball bedeutet diese Entscheidung in erster Linie, dass zahlreiche Artists erstmals überhaupt Einnahmen durch Streaming-Plattformen erhalten werden. Streaming sei bei zahlreichen, vor dem Jahr 2000 abgeschlossenen Verträgen nicht berücksichtigt worden, sodass die Acts keine Möglichkeit hatten, auf diese zuzugreifen. 

Sony ist damit das erste Label, das sich den Forderungen nach einem transparenteren und künstlerfreundlicheren Vorgehen seitens der (Major-)Labels beugt. Es bleibt abzuwarten, ob andere Labels dem Vorbild folgen werden. 

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