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Von Fans für Fans?

90 Prozent aller Angebote auf Viagogo stammen von professionellen Zweitverkäufern

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 09.07.2019

viagogo ticketing

90 Prozent aller Angebote auf Viagogo stammen von professionellen Zweitverkäufern

Konzertkarten. © Christian Grube

Wie die schottische Zeitung "Daily Record" berichtet, stammen gut 90 Prozent aller angebotenen Tickets auf der Verkaufsplattform Viagogo von professionellen Zweitverkäufern, nicht von privaten Anbietern.

Die Daily Record hat Viagogos Angebot zu insgesamt 25 Events in der größten schottischen Venue, der Mehrzweckhalle SSE Hydro (ca. 13.000 Plätze) überprüft: Von den insgesamt 2.277 angebotenen Tickets wurden 89 Prozent (2.030 Tickets) von professionellen Händlern angeboten, 247 von Fans.

Die angebotenen Tickets stammten von insgesamt 119 Zweitmarkthändlern, von denen wiederum nur 13 tatsächlich aus Schottland stammten. 80 Händler (67 Prozent) stammten aus dem Rest des vereinigten Königreichs, 26 waren außerhalb der UK registriert, u.a. in Dubai, der Ukraine oder den Vereinigten Staaten. 

Keine Fan-to-Fan-Plattform

Die Recherche der Daily Record nährt damit Zweifel an Viagogos Behauptung, primär eine Plattform für den Fan-zu-Fan-Verkauf von Tickets zu sein. Stattdessen zeigt sich, dass Viagogo hauptsächlich von gewerblichen Händlern verwendet wird, die – oft mit illegalen Mitteln wie etwa Bots – an den Vorverkäufen beliebter Events partizipieren, um die so erworbenen Tickets dann später mit einer deutliche Gewinnsteigerung weiterzuverkaufen. 

Für Adam Webb, den Gründer der Initiative FanFair Alliance, stellt dies eine mögliche Verletzung der Verbraucherschutzgesetze dar. Webb fordert eine Untersuchung von Viagogos Praktiken.

Gegendarstellung

Ein Sprecher von Viagogo wiederum gibt an, dass die von der Daily Record beschriebene Situation die Realität verzerren würde: Die meisten Angebote auf Viagogo stammten angeblich von Privat. Dabei handele es sich um einige wenige Tickets, die annähernd zum originalen Verkaufspreis angeboten und daher auch schnell verkauft würden.

Professionelle Händler wiederum bieten laut Viagogo mehr Tickets an, die deswegen wiederum länger online sind. Überteuerte Tickets würden nur wenig gekauft, weshalb auch diese die letzten seien, die vor einem Event noch angeboten werden – dabei handele es sich dann um die Angebote, die die Daily Record gefunden habe. 

Im Kreuzfeuer

Trotz Viagogos Beteuerungen, lediglich einen Ticketing-Marktplatz für Fans bereitstellen zu wollen, warnen zahlreiche Stellen vor der Benutzung dieser Plattform. Die Band Rammstein etwa erwirkte gemeinsam mit dem Veranstalter MCT eine einstweilige Verfügung, die Viagogo verbietet, Rammstein-Tickets anzubieten – eine Maßnahme, die Viagogo bis heute ignoriert.  

Die britische Wettbewerbsbehörde wiederum begann bereits 2018 Ermittlungen gegen Viagogos Geschäftspraktiken und forderte das Unternehmen auf, Anpassungen auf der eigenen Website vorzunehmen. Laut Wettbewerbsbehörde entsprach Viagogo diesen Forderungen nur teilweise, weshalb der Plattform ein Prozess wegen Missachtung des Gerichts droht. Viagogo wiederum gibt an, die geforderten Maßnahmen inzwischen vollständig umgesetzt zu haben.

Auch der deutsche Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (bdv) engagiert sich mit der neuen Kampagne "Nein zum Ticketschwarzmarkt" für die Aufklärung der Verbraucher.

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