Dreißig Prozent Umsatzplus
Schwacher Umsatz pro Hörer: Spotify trotz erstmaliger Quartalsgewinne mit durchwachsenen Prognosen
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Die Büros des Streaming-Marktführers Spotify. © Sorosh Tavakoli auf Flickr / Lizenz: CC BY 2.0
Spotify konnte zum ersten Mal in seiner über zehnjährigen Geschichte ein Quartal ohne Verluste abschließen: Der Umsatz der Streaming-Plattform stieg um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar, der operative Gewinn betrug 107 Millionen Dollar.
Im Gegensatz zu dem erwirtschafteten Gewinn im dritten Quartal 2018, der lediglich durch einen einmaligen Steuergewinn bedingt war, ist der positive Abschluss des vierten Quartals bedingt durch eine enorme Senkung der laufenden Betriebskosten um 17 Prozent auf 347 Millionen Dollar.
Hauptsächlich verantwortlich war jedoch die steigende Zahl der Premium-Kunden: Rund neun Millionen Abonnenten konnte das Unternehmen im vergangenen Quartal hinzugewinnen, die Gesamtzahl beläuft sich damit auf 96 Millionen.
In der Gemeinschaft
Der Blick auf die Spotify-Community offenbart jedoch ein dort schwelendes Problem: Der durchschnittliche Umsatz, den Spotify pro Nutzerin und Nutzer erwirtschaftet (die sogenannte ARPU) sinkt stetig. Dies hängt u.a. mit Rabatten durch Familien- und Studierenden-Angeboten und Werbeaktionen zusammen – das Communitywachstum geht also durchaus zu Lasten des Gewinnes.
Weiterhin unterscheidet sich die ARPU je nach Land, da Spotify die lokalen Preise auch stets an die dortigen Marktbedingungen anpasst. Gerade Schwellenländer, in denen die ARPU recht gering ist, tragen jedoch überdurchschnittlich stark zum Nutzerwachstum bei.
Wie MIDiA schreibt, müsste Spotify sich jedoch auch zusätzlich stärker darauf konzentrieren, das Nutzerwachstum in Ländern mit großen Musikmärkten, die erst langsam zum Streaming finden, zu beschleunigen – darunter u.a. Deutschland und Japan.
Neue Wege
Anfang 2019 gab Spotify außerdem bekannt, die Podcast-Dienste Gimlet und Anchor akquirieren zu wollen. Anchor stellt Produktionstools für Podcaster her, während Gimlet zahlreiche populäre Podcast-Formate produziert.
Allein für letzteren bezahlte Spotify 230 Millionen Dollar – die bisher teuerste Übernahme des Unternehmens, und das, obwohl der Dienst auf nur 75 Millionen Dollar geschätzt wurde.
Die hohen Kosten – und die Bereitschaft Spotifys, diese auch zu zahlen – zeigen, dass das Unternehmen noch immer verzweifelt nach Wegen abseits der Musik sucht, profitabel zu arbeiten: Die Katalogkosten der großen Labels ist noch immer eines der größten Probleme der Plattform, ganz abgesehen von der Konkurrenz durch Dienste wie Apple Music oder Amazon.
Das zeigt auch die Prognose für 2019, die trotz des profitablen Jahresabschlusses und dem Erschließen neuer Betätigungsfelder nicht wirklich gut aussieht: Trotz weiterhin steigender Nutzerzahlen rechnet Spotify selbst mit einem erneuten operativen Verlust zwischen 227 und 409 Millionen Dollar.
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