Erneute Klage gegen Spotify löst größere Debatte aus
Verwertungsgesellschaften und US-Kongress wollen einheitliche Musik-Lizenz-Datenbank
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"Die Lizenzierung von Musik ist in den 1990ern hängen geblieben", stellte Lukas Krohn-Grimberghe, Gründer des Klassik-Streamingdienstes Grammofy, im Interview mit Backstage PRO fest. Neben den für die meisten Unternehmen schwer zu stemmenden Lizenzgebühren stellt es oftmals schon ein Problem dar, überhaupt die richtige Lizenznehmer ausfindig zu machen.
Das zeigt sich u.a. im Falle von Spotify: Nachdem das Unternehmen erst kürzlich mit einer Klage von Indie-Songwritern wegen nicht gezahlter Lizenzgebühren konfrontiert wurde, sieht sich der Streamingdienst nun einer weiteren Sammelklage gegenüber:
Verschiedene amerikanische Independent-Publisher verklagen Spotify, ebenfalls wegen nicht gezahlter Lizenzen, auf 365 Millionen US-Dollar.
Neuer Gesetzesentwurf
Wenn es nach dem US-Kongress geht, soll die Ermittlung der jeweiligen Lizenzinhaber von Songs in Zukunft einfacher gestaltet werden. Unter dem Namen "Transparency in Music Licensing and Ownership Act" hat der US-Kongress einen Gesetzentwurf vorgestellt, dessen Ziel es ist, eine kostenlose, für jeden nutzbare Datenbank aufzubauen, in der Lieder und ihre jeweiligen Lizenzinformationen erfasst werden.
Das ursprüngliche Ziel des Gesetzesentwurfes ist es, Lizenznehmer wie Clubs, Bars und Cafés vor überteuerten Lizenzverträgen mit Verwertungsgesellschaften sowie dem versehentlichen Verletzen von Urheberrechten zu schützen.
Doch zweifelsohne könnte eine solche Datenbank auch Streaming-Plattformen eine große Hilfe sein, die oftmals mit unklaren Lizenzen zu kämpfen haben.
Verwertungsgesellschaften arbeiten an Datenbank
Kurz nach der Vorstellung des Gesetzesentwurfes meldeten sich mit ASCAP und BMI die beiden größten Verwertungsgesellschaften der USA zu Wort. Diese gaben in einer Pressemitteilung bekannt, bereits seit einem Jahr an einer solchen Datenbank mit den gemeinsamen Lizenzdaten zu arbeiten.
Laut Digital Music News könnte dies bedeuten, dass ein signifikanter Anteil relevanter Lizenzen bereits vertreten wäre. Zudem besteht die Hoffnung, dass weitere Verwertungsgesellschaften nachziehen und die Datenbank mit ihren Informationen speisen werden.
Testphase läuft
Nach Angaben von ASCAP und BMI beschränke sich die geplante Datenbank nicht nur auf eine Aggregation der eigenen Daten. Es seien auch Teams gegründet worden, deren Aufgabe es sei, unvollständige Informationen zu korrigieren, sich um die amerikanische Repräsentation internationaler Lizenzen sowie kompliziertere Urheberrechtsstreits zu kümmern.
Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Testphase. Sollte es wie geplant veröffentlicht werden, bleibt zu hoffen, dass Streaming-Plattformen dieses Angebot wahrnehmen und gewissenhaftere Lizenzprüfungen durchführen, sodass die gestreamten Künstler angemessen entlohnt werden.
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