Digital Sheep Disruption
Träumen Musikerinnen und Musiker (noch immer) von Plattenverträgen?
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© Amine M'Siouri via Pexels
Offenbar gibt es vor allem zwei Gründe für die sinkende Bereitschaft von Musikerinnen und Musikern, sich vertraglich an ein Label zu binden:
Einerseits ermöglicht es der aktuell technische Fortschritt – insbesondere die Verfügbarkeit von günstigem Homrecording-Equipment – Musik ohne große monetäre Vorschüsse in guter Qualität komplett alleine aufzunehmen und dann über das Internet auch selbst zu vertreiben; Stichwort DIY.
Digital Music News führt hier als aktuelles Beispiel den 16-jährigen Rapper NLE Choppa an. Dieser landete mit nur einem einzigen YouTube-Video einen immensen viralen Hit. Der Erfolg lockte renommierte Labels wie Republic, Interscope und Caroline an, die dem Rapper einen Vertrag in Höhe von bis zu 3 Millionen Dollar boten.
NLE Choppa entschloss sich jedoch dazu, stattdessen einen Vertrag mit dem Vertrieb UnitedMasters abzuschließen. So behält der Rapper die vollständigen Rechte an seinen Songs und muss die Tantiemen von Audiostreaming-Diensten wie Spotify nicht mit dem Label teilen – erhält jedoch auch keinerlei Vorschüsse für die weitere Musikproduktion.
Hohe Erwartungen
Die immer besseren Möglichkeiten, eigenes Material zu produzieren, führen wiederum zu dem zweiten Grund, der für die sinkende Attraktivität von Labels sorgt: Labels erwarten zunehmend mehr von neuen Acts.
Um als "next big thing" gesignt zu werden, müssen die Künstlerin oder der Künstler – wie im Falle NLE Choppas – Reichweite, Story und Songs bereits mitbringen.
Labels haben durch die immense Geschwindigkeit, mit der der Markt sich entwickelt, keine Zeit mehr dazu, Acts erst aufzubauen oder sich noch um diese zu kümmern, wenn der Erfolg nachlässt.
Formlos
MIDiA prognostiziert, dass die derzeitige Entwicklung sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Die Wertschöpfungskette wird zunehmend ihre Eindeutigkeit und Trennschärfe verlieren:
Labels erfahren inzwischen nicht nur Konkurrenz durch Distributoren wie UnitedMasters oder CD Baby. Auch Streamingdienste wie z.B. Spotify stoßen zunehmend in Label-Territorium vor. Ebenso Online-Plattformen wie Bandcamp, Soundcloud oder auch YouTube, die eigentlich "nur" technische Distributionsmöglichkeiten (und Reichweite) für selbst produziertes Material stellen – damit den eingesessenen Labels aber durchaus ein Alleinstellungsmerkmal streitig machen.
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