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Ernüchterndes Ergebnis

Britische Wettbewerbsbehörde stellt keine Benachteiligung von Künstler/innen durch Labels beim Audiostreaming fest

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 01.12.2022

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Britische Wettbewerbsbehörde stellt keine Benachteiligung von Künstler/innen durch Labels beim Audiostreaming fest

Spotify ist nach wie vor der beliebteste Streaming-Anbieter. © Omid Armin via unsplash.com

Die britische Kartellbehörde CMA hat ihre Untersuchung zur Verhältnismäßigkeit der Gewinnanteile von Musiker/innen beim Audio-Streaming vorgelegt. Die CMA stellt fest, dass die gängigen Marktpraktiken die Künstler/innen nicht benachteiligen, und Eingriffe in den Wettbewerb das Problem nicht lösen würden.

Konkret ging es in der Studie der Wettbewerbsbehörde CMA (Competition and Markets Authority) um die Frage, ob die "Big Three"-Majors Warner, Sony und Universal sowie die großen Streamingdienste "übermäßige Macht" besäßen, und ob der Status Quo gegenüber Künstler/innen und Fans fair sei.

Im Jahr 2021 hatten britische Parlamentsabgeordnete verschiedener Parteien eine vollständige Neujustierung des Streaming-Modells zugunsten der Artists gefordert und die Untersuchung der CMA eingeleitet.

Kein unverhältnismäßiger Gewinn

Die nun präsentierten Ergebnisse dürften sowohl für die beteiligten Parlamentarier als auch für (kleinere) Musikacts in Großbritannien und weltweit ernüchternd sein. Wie die CMA feststellt, erzielten die drei großen Majorlabels und Streamingdienste wie Spotify oder Apple Music keine übermäßigen Gewinne auf Kosten von Künstler/innen.

So sei davon auszugehen, dass die Plattenfirmen "wahrscheinlich keine signifikanten Übergewinne erzielen würden, die mit den Urheber/innen geteilt werden könnten", lautet die Analyse in dem Bericht der CMA, auf den meherere (Musik-)Medien Bezug nehmen. 

Fans als Gewinner

Die CMA verweist auf den Umstand, dass die durchschnittlichen Lizenzgebühren bei Verträgen mit Majorlabels zwischen 2012 und 2021 bereits von 19,7 Prozent auf 23,3 Prozent gestiegen seien.

Zwar verstehe die Begörde den Unmut von Seiten der Musikschaffenden, ein Eingriff in den Markt würde jedoch nicht die erhofften Ergebnisse erzielen. Außerdem sei die aktuelle Situation – der Boom des Streaminggeschäfts – im großen und ganzen gut für Musikkonsumierende.

Kritik von Musiker/innen

Sarah Cardell, aktuelle CEO der CMA, erklärte, dass die Klagen von Künstler/innen, mit Streaming nicht genug Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen, kein Resultat eines ineffektiven Wettbewerbs seien: auch ein Eingreifen der CMA würde nicht mehr Geld innerhalb des bestehenden Systemes freigeben, das den Musiker/innen bzw. Songwritern zu Gute käme. 

Von Seiten der Musikerverbände kam die erwartete Kritik an den Ergebnissen der Studie. Sänger Tom Gray von der Band Gomez, der auch gleichzeitig Gründer der Kampagne "Broken Record" ist, äußerte, dass der Bericht keine Überraschung sei: Die Kernaussage der Studie sei "Nicht unser Problem". Die CMA weise die Verantwortung von sich und spiele den Ball in dem Wissen, dass das Thema umstritten sei, zurück zur Regierung.

Wunsch nach Veränderung

Während von Seiten der Labels über den Branchenverband BPI Zustimmung zu den Ergebnissen der Studie geäußert wurde, schlug Merck Mercuriadis, CEO des Musikverlags Hipgnosis Songs Fund, ebenfalls kritische Töne an. So betonte der 59-Jährige, dass der Bericht zwar die Probleme der Industrie identifiziert habe, jedoch nicht die eigene Macht nutzen wolle, um das Problem zu lösen.

Paul Pacifico, Chef der britischen AIM (Association of Independent Music), bemühte sich um versöhnlichere Aussagen. Allerdings äußerte auch er die Befürchtung, das Musik einen Wertverlust erfahre: Es gelte, ein nachhaltiges digitales Ökosystem aufzubauen, von dem mehr Urheber/innen profitieren würden.

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