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Einnahmequellen abseits der Bühne

Gig-Durststrecke? Diese fünf Ideen könnten dir finanziell über die Runden helfen

Tipps für Musiker und Bands von Konrad Ower
veröffentlicht am 12.12.2017

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Gig-Durststrecke? Diese fünf Ideen könnten dir finanziell über die Runden helfen

Anderen helfen kann sich auch finanziell lohnen. © nomadsoul1 / 123RF

Dass sogar recht erfolgreiche Bands nicht einzig und allein von Plattenverkäufen leben können, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Deswegen sind Konzerte so ziemlich die zuverlässigste Einnahmequelle, die man als Solo-künstler oder Band haben kann. Aber was kann man tun, um den Kopf auch in Zeiten seltener Gigs über Wasser zu halten?

Das ganze Jahr über sind nur die wenigsten Künstler auf Tour – und wenn, dann lediglich die ganz "Großen", die in fremden Kontinenten ihre Welttourneen bestreiten. Wie sieht es dagegen für die "Kleinen" aus? Nun, im Idealfall veröffentlichen die meisten Künstler ein Album oder eine EP und können mit dem einhergehenden Rummel Konzerte und Touren buchen. Wenn eine gewisse Fanbase vorhanden ist, brauchen sie nicht einmal das, da die Konzertsäle auch ohne Veröffentlichung gut gefüllt sein werden.

Doch was ist mit den Zeiten dazwischen? Wenn man das x-te Konzert in einer Stadt hintereinander spielt, verlieren potentielle Zuschauer schnell das Interesse. Um mal einen kulinarischen Vergleich zu ziehen: Kuchen schmeckt zwar sehr gut, doch wer möchte schon jeden Tag Kuchen essen? Deswegen sollte man das Touren nicht zu sehr übertreiben, da schnell das "Besondere" verlorengeht.

Was machen also durchstartende Künstler, die (noch) nicht Welttourneen spielen können, wenn es mal eine Gig-Durststrecke gibt? Denn das Leben geht weiter: Studioaufnahmen wollen bezahlt werden, neues Equipment muss her, der Vermieter lässt sich auch nur bedingt vertrösten und essen muss man auch noch!

Natürlich muss man sich um alternative Einkommensquellen bemühen! Die folgenden Vorschläge blenden dabei übrigens beliebte nichtmusikalische Jobs aus, wobei viele Musiker grundsätzlich auf zusätzliches Einkommen angewiesen sind.

1. Unterschätze die Macht von Merch nicht!

Auch dieser Punkt setzt voraus, dass du und deine Band euch schon zuvor Gedanken um weitere Einkunftsquellen gemacht habt. Hierbei sollte man Merchverkauf definitiv nicht unterschätzen, denn neben Konzertgagen dürfte das die zweithöchste mögliche Einnahmequelle für junge oder noch nicht ganz bekannte Bands darstellen.

Wenn es um den Verkauf von CDs oder Platten geht, dann sollte zuallererst gewährleistet werden, dass die Aufnahmen einen ansprechenden Qualitätsstandard erfüllen. Das bedeutet eine gewisse Investition: Selbst aufnehmen? Ins Studio gehen? Was macht man dann mit den Aufnahmen? CDs pressen lassen oder "nur" brennen? Habt ihr die Mittel für eine limitierte Vinylproduktion? Wenn es die Umstände nicht erlauben, dann solltet ihr zumindest etwas unkomplizierte Merchartikel wie Stoffbeutel oder Shirts anbieten.

Das Ganze sollte natürlich durchweg online laufen, aber schon bei laufenden Tourneen sollte man die Zeit danach mitdenken: Über die Merch-Einnahmen können du und deine Band bewusst einen finanziellen Puffer für die Zeiten außerhalb einer Tour aufbauen – sei es für eine Auszahlung an Bandmitglieder oder auch einfach für die Proberaummiete.

Bevor man sich bei gebuchten Konzerten die ganze Mühe macht und dann vor Ort feststellt, dass es keinen entsprechenden Platz für euren Kram gibt, solltet ihr grundsätzlich immer im Vorfeld dafür sorgen, dass ihr einen Merchstand aufbauen oder euren Kram bei einem vorhandenen Stand mit anbieten könnt. Ein Merchstand hat außerdem einen entscheidenden Vorteil: Konzertbesucher können sich nach dem Konzert kurz mit euch unterhalten und im Idealfall habt durch diesen persönlichen Kontakt ein paar loyale Fans gewonnen. Kümmere dich um sie und gib ihnen coole Optionen, um deine Musik zu erleben – eine bessere Werbung gibt es wohl kaum!

2. Kennst du dich mit Recording aus? Dann hilf anderen beim Aufnehmen – gegen Bezahlung

Solltest du dir entweder aus Interesse oder eher aus der Not heraus diverse Skills beim Mikrofonieren und Aufnehmen von Instrumenten oder Gesang in mühevoller Arbeit angeeignet haben, warum dann nicht diese Fähigkeiten auch für andere Musiker einsetzen?

Es wird immer Bands bzw. Künstler geben, die deine Fähigkeiten sehr gut gebrauchen könnten. Hierbei ist es natürlich nicht verkehrt, im Vorfeld Routine gesammelt zu haben. Das hat auch einen guten Grund, denn sobald man Geld für eine bestimmte Dienstleistung verlangt, sollte dein potentieller Kunde ein gutes bis sehr gutes Ergebnis für sein Geld erwarten dürfen.

Du kannst dich auf den reinen Aufnahmeprozess konzentrieren oder dich intensiver einbringen, zum Beispiel in der Rolle als Produzent, denn trotz zahlreicher Tutorials auf YouTube und Co. ist es für viele immer noch deutlich angenehmer und zwecks Feedback produktiver, einen echten Menschen zu haben, der ihnen zur Seite steht.

Die Möglichkeiten sind vielfältig und würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Das Wichtigste ist dabei, dass du im Vorfeld mit anderen Musikern in Kontakt trittst, ins Gespräch kommst und ganz individuell herausfindest, wie du ihre Kompositionen weiterbringen kannst. Dass das kein vollständiges Tontechnikstudium oder eine entsprechende Ausbildung ersetzt, dürfte klar sein – nichtsdestotrotz ist viel Praxiserfahrung auch einiges wert.

Unterschätze deine angeeigneten Skills nicht, auch wenn sie bislang nur ein "Nebenprodukt" deiner eigentlichen Ziele waren!

3. Gib dein Wissen als Musiklehrer oder Dozent weiter

Vielleicht hast du schon einmal darüber nachgedacht, es aber dann wieder verworfen: Dein Können in Geld umwandeln, indem du dein Wissen mit anderen teilst. Auch wenn es zunächst einmal nicht allzu glamourös klingt: wenn du Instrumentalist oder Sänger bist, dann dürfte diese Einnahmequelle vermutlich nicht die schlechteste sein.

Der Vorteil zu Nebenjobs in der Gastronomie oder im Einzelhandel ist, dass du deinem vorrangigen Interesse nachgehst, der Musik. Außerdem bringt es dich weiter bzw. entwickelt deine Softskills weiter. Dennoch sei erwähnt, dass dies kein einfacher Job ist, da du dich im Unterricht zu jeder Minute hochkonzentriert und darüber hinaus in Vor- und Nachbereitung mit deinen Schüler*innen und deinem Lehrinhalt befassen musst.

Nichtsdestotrotz ist das auch eine Chance für dich: Sei der Musiklehrer, den du dir persönlich damals gewünscht hättest! Erkunde dich in deiner Stadt nach Musikschulen sowie den jeweiligen finanziellen Bedingungen.

4. Ungenutztes Material? Lasse es nicht in der Schublade verstauben

Oftmals hat man viele sehr gute Ideen, die aber aus diversen Gründen leider niemals zu fertigen Songs heranreifen. Das ist unglaublich schade, da gute Ideen eigentlich immer gehört werden sollten!

Was macht man also mit diesen Ideen? Nun, erst einmal die besten davon fleißig sammeln, aufnehmen und archivieren. Im Idealfall sind sie bereits in einem einigermaßen repräsentativen Format. Falls nicht, dann lohnt es sich vielleicht noch, ein klein wenig Arbeit hinein zu investieren.

Gutes musikalisches Material kann durchaus viele Verwendungsmöglichkeiten haben. Vielleicht passt der Song nicht zu dir, aber zu einem anderen Sänger oder Sängerin? Oder hast du in deinem bereits vorhandenen Netzwerk Kontakte zu Regisseuren, Kameraleuten oder Bewegtbildredakteuren, die deine hoffentlich gut aufgenommenen Demos in ihren Produktionen nutzen können? Wenn du also das nächste Mal feststellst, dass dein vermeintlicher Hit vielleicht doch nicht ganz in den dafür vorgesehenen Kontext passt, dann schmeiß ihn nicht weg, sondern lege ihn zur Seite und behalte ihn im Hinterkopf – jemand anders freut sich vielleicht darüber und entlohnt dich im Idealfall dafür.

5. Baue dein Netzwerk stetig aus!

Auf Tour lernt man viele Menschen kennen – Musiker, Techniker, Booker, Manager oder Label-Vertreter. Das ist die perfekte Gelegenheit, um sich ein Netzwerk aufzubauen, das entweder deine Band weiterbringen oder dir zu musikrelevanten Jobs verhelfen kann.

Sei dabei aber stets höflich und gib deinen Gesprächspartnern das Gefühl, dass du auch an ihnen interessiert bist und nicht bloß die Freundesliste erweitern willst. Ein gutes Gespräch bei einem Bier kann sich eines Tages definitiv auszahlen!

Hier kommen die oberen 4 Punkte zurück ins Spiel, denn dank eines funktionierenden Netzwerks kannst du deine Skills auf viele Weisen zu Geld machen. Erweitere also deinen Horizont a-ßerhalb des "reinen" Bandgeschehens und wer weiß – genau diese Kontakte könnten dir in einem komplett anderen Zusammenhang helfen!

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